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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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angenommen. »Der Gerinnungshemmer hat gewirkt. Seht ihr?« Er hob den linken Arm und krümmte die Finger. »Kann ihn fast schon wieder normal bewegen.«
    »Du musst dich ausruhen«, sagte Marguerite.
    Fuchs ignorierte sie und zeigte mit einem knubbeligen Finger auf mich. »Die Crew wird nichts davon erfahren. Kein Sterbenswort! Haben Sie mich verstanden?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Willst du ihm den Rest nicht auch noch erzählen?«, fragte Marguerite.
    Er riss die Augen auf. Ich hatte Fuchs noch nie erschrocken gesehen – nicht einmal, als der Schlaganfall ihn niedergestreckt hatte –, aber in diesem Moment war er definitiv erschrocken.
    »Den Rest wovon?«, fragte ich.
    »Sie werden den Flug zur Oberfläche durchführen«, sagte Fuchs. »Ich?«
    »Ja, Sie. Sie sind von Ihren Pflichten auf der Brücke entbunden. Verbringen Sie die Zeit im Simulator und machen Sie sich mit der Hecate vertraut.«
    Die Kinnlade musste mir heruntergefallen sein.
    »Sie sind ein qualifizierter Pilot«, sagte er. »Ich habe das Ihrem Lebenslauf entnommen.«
    »Ja schon, ich kann ein Flugzeug fliegen«, sagte ich und ergänzte: »Auf der Erde.« Ich kam nicht auf die Idee, ihn zu fragen, wann und wie er meinen Lebenslauf überhaupt zu Gesicht bekommen hatte.
    »Glauben Sie ja nicht, dass Sie Anspruch aufs Preisgeld hätten, weil Sie an die Oberfläche absteigen«, fügte Fuchs hinzu. »Ich bin noch immer der Kapitän dieses Schiffs, und der Preis geht an mich. Haben Sie verstanden?
    An mich!«
    »Das Preisgeld ist mir egal«, sagte ich. Meine Stimme klang hohl und schien aus weiter Ferne zu kommen.
    »Ach nein?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will nur meinen Bruder finden.«
    Fuchs wandte den Blick ab, schaute zu Marguerite hoch und dann wieder auf mich.
    »Sehr nobel«, nuschelte er.
    »Das habe ich aber nicht gemeint«, sagte Marguerite.
    Er sagte nichts. Ich saß da wie ein nasser Sack – ich war körperlich erschöpft, seelisch ausgelaugt, und die Gedanken jagten sich. Wie soll ich die Hecate mit nur ein paar Stunden Simulatortraining fliegen? Egal, ich werde es tun. Ich werde zu den Überresten der Phosphoros und Alex’ hinuntersteigen. Ich werde es tun. Auf jeden Fall.
    »Sie brauchen wieder eine Transfusion, stimmt’s?«, fragte Fuchs grantig.
    »Das kannst du nicht machen!«, rief Marguerite. »Ja oder nein?«
    »Ja«, antwortete ich, »aber in Ihrem Zustand ...«
    Er machte eine wegwerfende Geste. »In meinem Zustand ist eine Transfusion nur von Vorteil. Sie wird den Blutdruck senken, nicht wahr, Marguerite?«
    Ihre Augen blitzten zornig, doch dann rang sie sich ein Lächeln ab und nickte.
    »Vorübergehend«, sagte sie.
    »Sehen Sie«, sagte Fuchs in gespieltem Triumph. »Dies ist eine Situation, in der es nur Gewinner gibt. Wir beide profitieren davon.«
    »Das habe ich auch nicht gemeint«, sagte Marguerite zu ihm, und zwar so leise, dass ich sie kaum hörte.
    Fuchs sagte nichts.
    »Es wäre besser, wenn er es von dir erfährt«, sagte sie. Er schüttelte den Kopf.
    »Wenn du es ihm nicht sagst, werde ich es eben tun.«
    »Er wird dir nicht glauben«, sagte er säuerlich.
    »Und mir wird er auch nicht glauben, also vergessen wir es.«
    »Ich möchte genauso wenig wie Sie, dass man in der dritten Person über mich spricht«, meldete ich mich zu Wort.
    »Er ist dein Vater«, sagte Marguerite.
    Ich zwinkerte. Ich musste mich wohl verhört haben. Das konnte sie nie und nimmer gesagt haben. Die Ohren mussten mir einen Streich spielen.
    Aber ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war es ihr voller Ernst. Ich richtete den Blick auf Fuchs; seine Gesichtszüge schienen wie in Eis gemeißelt, hart, kalt und erstarrt.
    »Es ist die Wahrheit«, sagte Marguerite. »Er ist dein Vater, nicht Martin Humphries.«
    Ich hätte sie auslachen mögen.
    »Ich wurde geboren, sechs Jahre nachdem meine Mutter ihn verlassen und meinen ich.
    Vater geheiratet hatte«, sagte
    »Wenn du damit andeuten willst, dass sie eine Affäre mit ihm hatte, während sie mit meinem Vater verheiratet war ...« Ich vermochte den Satz nicht zu Ende zu bringen; der bloße Gedanke daran machte mich wütend.
    »Nein«, sagte Fuchs bedächtig. »Deine Mutter war keine solche Frau.«
    »Das stimmt«, sagte ich unwirsch.
    Er schaute kurz auf Marguerite und wandte sich wieder an mich: »Wir hatten uns wirklich geliebt, musst du wissen.« Seine Stimme war so sanft, wie ich sie nie zuvor gehört hatte.
    Oder vielleicht war er auch nur erschöpft wegen der Torturen,

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