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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Flugversuchen, und ich schwitzte.
    »Du überziehst«, schrie er mir in den Kopfhörer.
    Oder: »Zu steil! Du kommst zu steil rein!«
    Erst nach einem Dutzend Anläufen war er zufrieden und ließ mich zum Wrack absteigen. Dann übte ich den Gebrauch der Waldos, der handschuhartigen Vorrichtungen, mit denen die Greifarme in der Hülle bedient wurden. Auch das war im Prinzip ganz einfach: Die Bewegung der Finger wurde von den mechanischen Händen draußen exakt kopiert. Und genauso schwierig war es, in der Praxis ein Gefühl für diese Arme zu bekommen und sie so geschickt zu führen, dass man einen Gegenstand aufzuheben vermochte.
    Als Fuchs die VR-Übung schließlich beendete, war ich schweißgebadet und rang nach Luft.
    »Wir treffen uns in der Krankenstation«, sagte er, als ich mich matt auf der Pritsche aufrichtete, die als Liege der virtuellen Hecate gedient hatte.
    Nodon kam in die VR-Kammer und half mir aus dem Anzug. Das kam mir sehr gelegen. Ich hätte es wohl gerade noch geschafft, den schweren Metallhelm abzunehmen, und dann wäre ich fix und fertig gewesen.
    »Wie lang war ich hier drin?«, fragte ich schnaufend, als er mir den schweren Torso des
    Anzugs über den Kopf streifte.
    »Fast eine ganze Schicht«, sagte er.
    Beinahe acht Stunden. Kein Wunder, dass ich erschöpft war.
    Ein schelmisches Lächeln erschien auf seinem hageren Gesicht. »Der Kapitän hat gesagt, du hättest das sehr gut gemacht«, vertraute er mir an.
    »Hat er das wirklich gesagt?«
    »Oh ja. Er sagte, du hättest das Schiff kein einziges Mal zerstört. Es hätte zwar nicht viel gefehlt. Aber kein Absturz!«
    Ein verhaltenes Lob von Fuchs galt mehr als ein Nobelpreis von jemand anders, sagte ich mir.
    »Er hat auch gesagt, ich soll es dir nicht sagen«, fügte Nodon hinzu, wobei das Lächeln sich in ein jungenhaftes Grinsen verwandelte.
    Marguerite war zusammen mit Fuchs in der Krankenstation, als ich dort ankam.
    »Ich glaube nicht, dass wir die Transfusion durchführen sollten«, sagte sie. »Du hast eben erst einen ziemlich schweren Schlaganfall erlitten, und ...«
    »Aber er wird nicht mit der Hecate rausgehen, wenn die verdammte Anämie ihm wieder zusetzt«, sagte Fuchs barsch. Er saß auf dem schmalen Untersuchungstisch, und Marguerite stand neben ihm.
    »Aber in deinem Zustand«, wandte Marguerite ein.
    Er rang sich ein grimmiges Lächeln für sie ab. »Deine Maßnahmen haben Wunder gewirkt. Mir geht es gut.«
    Marguerite konnte genauso stur wie ihre Mutter sein. Sie bestand darauf, dass Fuchs sich einer Computertomographie des Gehirns unterzog, bevor sie die Transfusion vornahm. Ich stand derweil in der Luke der Krankenstation und wurde mit jeder Sekunde matter und schwächer, während sie dafür sorgte, dass er sich hinlegte, den Scanner über Fuchs’ Kopf fixierte und die Tomographie durchführte.
    Wie ich ihn mit geschlossenen Augen daliegen sah, während der Scanner leise summte, wurde ich mir aufs neue bewusst, dass dieser Mann mein Vater war. Es fiel mir schwer, das zu akzeptieren, obwohl ich wusste, dass es zutraf. Ich meine, es ist eine Sache, mit dem Verstand den Wahrheitsgehalt einer Sache zur Kenntnis zu nehmen. Aber es zu fühlen, es mit dem Herzen zu akzeptieren, das ist wieder etwas ganz anderes.
    Er ist mein Vater, sagte ich mir immer wieder. Dieser Mann, der sich schlagartig vom Brutalo zum Humanisten zu wandeln vermag, dieses Bündel von Widersprüchen, dieses verwundete knurrende Tier ist mein Vater. Ich bin das Produkt seiner Gene.
    Ich glaubte es, aber ich hegte keine Gefühle für Fuchs – außer einem widerwilligen Respekt und einem gerüttelt Maß Angst.
    Der Scanner hörte auf zu summen. Marguerite entfernte ihn von Fuchs’ Kopf, und der Hauptbildschirm in der Wand baute eine dreidimensionale Ansicht seines Gehirns auf.
    Wir alle schauten angestrengt auf das Bild, obwohl ich keine Ahnung hatte, worauf ich überhaupt achten musste.
    »Siehst du?«, sagte Fuchs, setzte sich wieder auf und deutete auf die Falschfarbendarstellung seines Gehirns. »Keine bleibenden Veränderungen.«
    Für mich zeigte das Bild ein ganz normales Gehirn mit einer bläulich-grauen Färbung.
    Kein alarmierendes Rot, in dem beschädigte Hirnregionen vermutlich dargestellt worden wären.
    »Es bilden sich schon wieder neue Blutgefäße«, sagte Marguerite zurückhaltend. »Aber der Bereich, in dem die Blockade auftrat, ist noch nicht völlig ausgeheilt.«
    »Er ist so klein, dass es nicht ins Gewicht fällt«, sagte Fuchs mit

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