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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ein paar Stunden den gesamten Brennstoff verbraucht. Wir vermochten diesen Winden nichts entgegenzusetzen – wir konnten uns nur von ihnen treiben lassen und versuchen, die schlimmsten Turbulenzen zu dämpfen.
    Die in einer sicheren und stabilen Umlaufbahn stehende Truax sollte durch die Überwachung der Telemetrieboje unsre Position verfolgen. Dies geschah aus zwei Gründen: Einmal, um ständigen Funkkontakt mit uns zu halten und zum andern, um die Richtung und Geschwindigkeit des Super-Rotations-Winds zu bestimmen, wobei die Hesperos die gleiche Rolle spielte wie ein Rauchpartikel im Windkanal. Jedoch hatte die Truax noch nicht alle Kommunikationssatelliten um den Planeten ausgesetzt, als wir von der Super-Rotation erfasst wurden. Ohne die Kommunikationssatelliten, die als Relaisstation für unsre Boje dienten, würden sie beinahe die Hälfte der Daten des ersten Tags verlieren.
    Und falls etwas schiefging, würden sie es erst nach zehn Stunden oder noch später erfahren.
    Zum Glück war unser einziges Problem ein paar blaue Flecken am Schienbein, die wir uns zuzogen, während die Hesperos von den turbulenten Winden durchgeschüttelt wurde. Es war, als ob man auf einer Rennyacht einen Sturm abritt: Man musste sich bei jedem Schritt an irgendetwas festhalten.
    Ich muss gestehen, anfangs war es furchterregend. Noch so viele Vorträge, Videos oder können
    sogar VR-Simulationen einen nicht für die unmittelbare Erfahrung rüsten. Doch nach ein paar Stunden gewöhnte ich mich daran. Mehr oder weniger.
    Ich verbrachte die meiste Zeit in der Beobachtungskuppel und betrachtete die vorbeijagenden Wolken. Marguerite stand auf und ging in ihr Labor zurück; ab und zu kamen Besatzungsmitglieder vorbei, stolperten und taumelten durch den Gang und fluchten leise, wenn das Schiff nickte und sie gegen ein Schott knallten.
    Dann kam Marguerite in die Kuppel zurück und schleppte eine graue Ausrüstungskiste mit.
    »Solltest du nicht die vorderen Sensoren überwachen?«, fragte sie – leicht gereizt, wie es den Anschein hatte.
    »Sie funktionieren prima«, sagte ich. »Wenn es Probleme gibt, meldet sich der Pieper.«
    Ich tippte gegen den Sender in der Brusttasche des Overalls.
    »Willst du dir nicht die Daten ansehen, die reinkommen?«
    »Später, wenn der Flug wieder etwas ruhiger verläuft«, sagte ich. Es hatte mich schon immer verblüfft, dass viele Wissenschaftler so in ihrer Arbeit aufgehen, j dass sie die Instrumente sogar beobachten müssen, wenn diese gerade arbeiten.
    Als ob ihre Anwesenheit sich darauf auswirkte, was die Instrumente erfassten.
    Marguerite ging und ließ mich allein zurück. Ich schaute auf die Oberseite der Wolkendecke, die nach uns griff. Lange Tentakel aus gelblichem Nebel schienen sich nach uns auszustrecken, um sich dann vor meinen Augen aufzulösen. Die Oberseite der Wolken war in Wallung – sie blubberte wie ein Kessel mit kochendem Wasser und hob und senkte sich wie ein Lebewesen.
    Sei kein anthropomorphes Arschloch, ermahnte ich mich selbst. Überlass die Metaphern den Poeten und Romantikern wie Marguerite. Du bist als Wissenschaftler hier.
    Ein sogenannter, höhnte eine innere Stimme. Du machst nur einen auf Wissenschaftler.
    Ein wahrer Wissenschaftler würde seine Sensoren und Daten beobachten wie ein Tiger, der sich an ein Beutetier anschleicht.
    Und diese Aussicht versäumen?, fragte ich mich.
    Wir tauchten nun in die Wolken ein und versanken in ihnen wie ein Unterseeboot, das unter die Meeresoberfläche taucht. Gelbgraue Wolken glitten durch mein Blickfeld, und
    dann wurde die Sicht wieder klar, bis neue Wolkenberge sich vor dem Sichtfenster auftürmten. Wir sanken immer tiefer in die ewigen Planeten umspannenden Schwefelsäurewolken der Venus.
    Der Flug wurde wirklich etwas ruhiger, aber nicht viel. Oder vielleicht gewöhnten wir uns auch nur an das Nicken und Rollen. Uns wuchsen Seemannsbeine. Venusbeine.
    Es war unheimlich, die Drift durch den allgegenwärtigen Nebel. Tagelang schaute ich aus dem Fenster und sah nichts außer dem gleichen amorphen Grau. Ich wünschte, dass wir die Wolken endlich durchstießen, um die Oberfläche mit Teleskopen nach dem Wrack des Raumschiffs meines Bruders abzusuchen.
    Doch war laut Missionsplan Vorsicht geboten, und trotz meiner Ungeduld war mir klar, dass der Plan befolgt werden musste. Wir befanden uns nun auf unbekanntem Gebiet und mussten uns vergewissern, dass alle Systeme der Hesperos vorschriftsmäßig funktionierten.
    Die riesige Gashülle

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