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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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über uns war mit Vakuum gefüllt (sofern das überhaupt die richtige Bezeichnung war). Die Luken hatten dem Vakuum offengestanden, die seit wir
    Erdumlaufbahn verlassen hatten und waren dann geschlossen worden, als wir in die Venusatmosphäre eintraten. Welch besseres Auftriebsmedium als Nichts konnte es für ein ›Leichter-als-Luft‹-Schiff geben?
    Nun füllten wir die Hülle langsam mit Wasserstoff, das der im Überfluss vorhandenen Schwefelsäure der Wolken entzogen wurde. Hierfür hatten wir eine Ausrüstung, die den erwünschten Wasserstoff vom unerwünschten Schwefel und Sauerstoff trennte.
    Auf der Erde wäre die Brennbarkeit von Wasserstoff gefährlich gewesen, doch die Atmosphäre der Venus enthielt praktisch keinen freien Sauerstoff, so dass keine Gefahr einer Explosion oder eines Brands bestand. Die Hülle selbst war eine starre Schale aus Cermet, einem keramisch-metallischen Verbundwerkstoff, der Zähigkeit und Steifheit in sich vereinte und dabei leichter war als jede Metallegierung.
    Um tiefer zu gehen, wollten wir Wasserstoff abblasen und es durch Atmosphärengas ersetzen, vor allem Kohlendioxid. Wenn es dann wieder an den Aufstieg ging, würden wir das Kohlendioxid in seine Bestandteile Kohlen- und Sauerstoff zerlegen, den Kohlenstoff abblasen und uns vom leichteren Sauerstoff empor tragen lassen. In größerer Höhe wollten wir die Schwefelsäuremoleküle der Wolken erneut zerlegen und die Hülle mit Wasserstoff auffüllen.
    Wir hatten die Ausrüstung zum Zerlegen der Kohlendioxid- und Schwefelsäuremoleküle vor dem Start von der Erde getestet, und nun musste sie in der Planeten umspannenden Wolkendecke der Venus ihre Funktionsfähigkeit unter Beweis stellen, indem sie die Gashülle mit Wasserstoff füllte.
    Ich konnte es kaum erwarten, tiefer zu gehen und war überglücklich, als ich sah, dass die Ausrüstung sich in den Wolken der Venus bewährte. Ich war aber auch nicht erpicht, auf der Oberfläche zu stranden und uns selbst den Rückweg abzuschneiden.
    Also segelten wir durch die oberste Wolkenschicht, füllten geduldig die große Hülle über uns und testeten die Ausrüstung.
    Manchmal kam es mir so vor, als ob wir uns überhaupt nicht mehr bewegten, dass wir festsaßen wie ein Schiff, das auf ein Riff gelaufen war. Alles, was wir durch die Sichtfenster erkennen konnten, war dieses allgegenwärtige amorphe Gelb-Grau. Doch dann riss uns eine starke Strömung in der Atmosphäre wieder mit, und die Gondel kippte und stöhnte wie ein altes Segelschiff, und ich bekam ein flaues Gefühl im Magen.
    Ich machte mir natürlich ständig Sorgen wegen Fuchs, doch die Meldungen der IAA bezüglich seiner Aktivitäten zeigten, dass er sich auch vorsichtig bewegte. Er war zwar ein paar Stunden vor uns in die Atmosphäre eingetreten, aber bisher nicht viel tiefer gegangen als wir. Wie wir trieb er im Bereich der obersten Wolkenschicht und wurde von den Winden der Super-Rotation um den Planeten getrieben.
    »Er ist kein Narr«, sagte Duchamp zu mir, als wir in der spartanischen kleinen Bordküche saßen. Das war außer der Brücke der einzige Ort an Bord der Hesperos, wo zwei oder drei Leute zusammensitzen konnten.
    »Lars geht Risiken ein«, sagte Duchamp, »aber auch nur, wenn er sich sicher ist, dass die Aussichten günstig sind für ihn.«
    »Sie kennen Ihn?«, fragte ich.
    Sie lächelte sparsam. »Oh ja. Lars und ich sind alte Freunde.«
    »Freunde?« Ich hob die Brauen.
    Ihr Lächeln verflog. »Ich lernte ihn kennen, nachdem er sein Unternehmen und seine Frau verloren hatte. Er war ein verzweifelter Mann damals und verspürte ohnmächtigen Zorn. Er hatte resigniert. Sein ganzes Lebenswerk war mit einem Schlag zunichte gemacht worden.« Sie stieß einen Laut aus, irgendetwas zwischen einem Grunzen und einem Seufzer. Der Ausdruck in ihrem Gesicht sagte mir, dass sie nur zu gut wusste, dass der Mann, der seine Firma ruiniert und ihm die Frau genommen hatte, mein Vater war. Sie musste es auch gar nicht aussprechen; wir beide wussten es.
    »Aber er hat sich wieder aufgerappelt, oder?«, fragte ich schroff. »Er war ziemlich erfolgreich im Asteroiden-Bergbau, nicht wahr.«
    Duchamp schaute mich für einen langen Moment schweigend an, mit der Art von Blick, mit dem ein Hochschulprofessor einen besonders beschränkten und hoffnungslosen Studenten mustert.
    »Ja«, sagte sie. »War er.«

IN DEN WOLKEN
     
    Wenigstens hatte ich während der ersten Tage des Flugs durch die Wolken eine Entschuldigung, in

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