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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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dieser Stunt zu den Ringen Sie für den Trip entschädigen ‒ mit Zins und Zinseszins.«
    Ja, aber was ist mit meiner Schwester, fragte Pancho sich stumm.
    Gaeta schwadronierte über seine möglichen Stunts, während Pancho wutentbrannt am Schreibtisch saß. Was ist mit Susie, fragte sie sich. Ich meine natürlich Holly.
    »Ihrer Schwester geht es gut, Ms. Lane«, sagte Gaeta schließlich. »Sie ist eine sehr aufgeweckte junge Frau. Sehr intelligent. Und noch dazu sehr attraktiv. Sie hat viele Freunde gewonnen und scheint sich hier sehr wohl zu fühlen. Sie brauchen sich keine Sorgen um sie zu machen.«
    Bei seinem ›und noch dazu sehr attraktiv‹ wurde Pancho jedoch hellhörig. Gaeta eilte nämlich ein gewisser Ruf voraus.
    Ein stattlicher Kerl, das musste Pancho schon zugeben. Ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen. Ob er es mit meiner Schwester treibt?
    Pancho seufzte. Und wenn, könnte ich auch kaum etwas daran ändern. Ich hoffe nur, dass Susie es genießt. Und wehe, er verletzt sie. Falls er das tut, wird das sein letzter Stunt sein. Der allerletzte.
    Professor Wilmot wippte leicht auf dem Bürostuhl und diktierte den Statusbericht für Atlanta.
    »Es ist interessant, die unterschiedlichen Motivationen dieser Leute zu beobachten. Eberly scheint es weniger um Macht als um Verehrung zu gehen, so habe ich den Eindruck. Der Mann will vom Volk angebetet werden. Ich bin mir aber nicht sicher, was Vyborg will; bisher habe ich mich nicht zu überwinden vermocht, ihm persönlich gegenüberzutreten. Und Berkowitz ist froh, dass er der Verantwortung für die Leitung der Kommunikationsabteilung enthoben wurde. Er ist zu seinen Ursprüngen als aktiver Nachrichtenmann zurückgekehrt. Ich weiß zwar, dass es gewisse Reibungen zwischen ihm und Gaetas Technik-Crew gibt, aber das ist verständlich. Völlig normal.
    Gaeta ist auf seine Art ein faszinierender Typ. Er will bei diesen Stunts, die er durchführt, wirklich sein Leben aufs Spiel setzen. Er genießt es geradezu. Das bringt ihm natürlich auch Geld und Ruhm ein, aber ich glaube, dass er es auch so tun würde ‒ des bloßen Adrenalinstoßes wegen, den er dabei verspürt. Auf eine seltsame Art und Weise ist er wie ein Wissenschaftler. Nur dass Wissenschaftler den intellektuellen Triumph genießen, als Erster ein neues Phänomen entdeckt zu haben, während dieser Stuntman das sinnliche Erlebnis genießt, als Erster am Schauplatz zu sein.«

205 Tage bis zur Ankunft
    Holly verbrachte die Nächte allein in ihrem Apartment und rief Programme über Gerichtsmedizin auf der Erde auf. Sie erinnerte sich mit brillanter Klarheit, wie Don Diegos verkrümmter Körper ausgesehen hatte, als sie ihn mit dem Kopf im Wasser im Bewässerungskanal entdeckt hatte. Sie erinnerte sich an jede Einzelheit der Autopsie: Keine Herzattacke, kein tödlicher Schlaganfall, überhaupt nichts Ungewöhnliches außer dem Umstand, dass die Handballen etwas aufgeschürft zu sein schienen und die Lunge voll Wasser war.
    Wodurch sind seine Hände aufgeraut worden, fragte Llolly sich und befand, dass es der Betonboden des Kanals gewesen sein musste. Dann suchte sie nach einem Grund, weshalb die Hände lädiert waren. Schließlich gelangte sie zum Schluss, dass er versucht hatte, den Kopf aus dem Wasser zu heben und sich bei diesem Versuch die Handballen aufgeschürft hatte.
    Wieso hatte er dann aber nicht aufzustehen vermocht, wenn er es so angestrengt versucht hatte? Weil etwas ‒ oder jemand ‒ ihm den Kopf ins Wasser gedrückt hatte. Man hatte ihn ertränkt. Ermordet.
    Nun wollte Holly sich nicht mehr nur auf ihr Gedächtnis verlassen, wenn es auch noch so gut war. Sie rief den Autopsiebericht auf und studierte ihn ein paar Nächte hintereinander. Keinerlei Anzeichen von Gewalteinwirkung. Nur die Abschürfungen an den Händen.
    Es war nicht viel, was sie hatte. Doch Holly verfolgte diesen einen Hinweis wie ein Spürhund. Sie hielt es für einen Hinweis. Sie war davon überzeugt, dass Don Diego ermordet worden war.
    Aber wieso? Und von wem?
    Sie schloss die Augen und ließ die Szene erneut Revue passieren, als sie die Leiche des alten Manns gefunden hatte.
    Keine Spuren eines Kampfs. Keine Besonderheiten auf der zum Kanal hinunterführenden Böschung außer Fußspuren.
    Abdrücke von Stiefeln, genauer gesagt.

    Professor Wilmot verbrachte die Abende wie immer mit der Betrachtung von Videofilmen. Wenn er sich in seinen Lieblingssessel setzte, mit der Rechten genießerisch das Whiskyglas schwenkte

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