Planeten 05 - Saturn
anders wirkte ‒ ruhig und gedämpft, als ob die Leute, die sich an der Essensausgabe anstellten, noch nicht ganz wach wären.
Sie sah Kris und Nadia Wunderly schon an einem Tisch setzen. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und ein fröhliches Grinsen im Gesicht.
Holly stellte ihr Tablett mit Melonenscheiben, Frühstücksflocken, Sojamilch und Malzkaffee ab und setzte sich hin.
Wunderly schaute fröhlich; ihre großen grauen Augen funkelten. »Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie mir Zeit am Teleskop verschafft haben. Sie müssten einmal die Dynamik dieser Ringe sehen! Es ist… Es ist…«
Cardenas lachte leise. »Ihnen fehlen die Worte?«
Wunderly schaute etwas verlegen. »Ich würde Ihnen gern die Bilder zeigen, die ich gemacht habe. Ihnen auch, Holly«, sagte Wunderly an sie gewandt.
Holly lächelte sie an. »Sicher. Ich würde sie auch gern sehen.«
»Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie Sie Urbain dazu bewogen haben, mich ans Teleskop zu lassen«, sagte Wunderly zu Cardenas.
»Mit List und Tücke«, sagte Cardenas noch immer grinsend.
»Und mit einer Prise Erpressung.«
»Auf jeden Fall scheint es geklappt zu haben«, sagte Holly.
Wunderly steckte den Löffel in ihre Schüssel mit Soja-Joghurt. »Dank Ihnen, Kris, vermag ich Manny nun mit allen Daten zu versorgen, die er benötigt.«
Holly stülpte sich schier der Magen um. »Manny?«
»Er will im Sturzflug durch die Ringe«, erklärte Wunderly.
»Doch ohne meine Hilfe wird er es nicht schaffen.«
»Ich habe Manny schon seit Wochen nicht mehr gesehen«, sagte Holly und schaute über den Tisch auf Cardenas. »Wie geht es ihm denn?«
»Blendend«, antwortete Wunderly.
Cardenas wirkte überrascht. »Wo Sie es sagen, ich habe ihn auch schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen ‒ zuletzt beim abschließenden Test der Dekontaminations-Nanos.«
Wunderly ließ den Blick zwischen Holly und Cardenas hin und her schweifen. »Ich sehe ihn fast jeden Tag«, sagte sie.
Etwas selbstgefällig, sagte Holly sich.
»Sehen Sie ihn auch nachts?«, fragte Cardenas und führte die Teetasse zum Mund.
»Sicher«, sagte Wunderly. »Manchmal.«
Überaus selbstgefällig, fand Holly.
»Er ist ziemlich gut, nicht wahr?«, sagte Cardenas.
Wunderly nickte erfreut.
Plötzlich wurde Holly heilhörig. »Kris, sind Sie mit Manny bis zum Äußersten gegangen?«, platzte sie heraus.
Cardenas wurde rot. Sie nickte hinter der Teetasse und sagte kleinlaut: »Ein paarmal. Aber Sie sagten doch, dass Sie nichts dagegen hätten. Erinnern Sie sich?«
»Ich habe auch nichts dagegen«, insistierte Holly. Der innere Aufruhr strafte sie jedoch Lügen.
Wunderlys Eulenaugen wurden noch größer als sonst. »Sie meinen, er hat mit Ihnen beiden geschlafen?« Cardenas stellte die Teetasse ab. »Zum Schlafen sind wir eigentlich kaum gekommen.«
Holly brach in Gelächter aus, und der Schmerz im Innern verschwand. »Er ist wirklich ein Hengst.«
Wunderly schien aber verletzt. »Sie beide…«, flüsterte sie.
Das war keine Frage mehr.
Cardenas beugte sich über den Tisch und berührte Wunderlys Hand. »Er ist eben ein Mann, Nadia. Es bedeutet ihm gar nichts. Nur Spaß an der Freud'. Entspannung.«
»Aber ich dachte…«
»Nicht denken, Kind. Einfach genießen. Er wird bald zur Erde zurückfliegen. Haben Sie Spaß, solange Sie können.«
»Gather yc rosebuds«, zitierte Holly und fragte sich zugleich, woher sie diese Liedzeile hatte.
Wunderly rang sich ein Lächeln ab und sagte: »Sie haben wohl Recht. Aber trotzdem…«
»Passen Sie nur auf, dass Sie nicht schwanger werden.«
»Das wird mir schon nicht passieren!«
»Er hat mit mir geschlafen, als er die Hilfe der Verwaltung brauchte«, sagte Holly nachdenklich. »Und er hat mit Ihnen geschlafen, Kris, als er herausfand, dass Sie ihm mit den Nanobots behilflich sein könnten.«
»Und nun schläft er mit mir«, stimmte Wunderly ein, »weil ich ihm bei den Ringen helfen kann.«
»Dieser Hundesohn«, sagte Cardenas. Aber sie grinste breit.
»Sie wissen, wie man eine Frau bezeichnet, die so etwas tut«, sagte Wunderly.
Holly wusste nicht, ob sie nun verärgert, belustigt oder peinlich berührt sein sollte.
»Es ist nur gut, dass er uns bald verlässt«, sagte Cardenas.
»Sonst würde er noch umgebracht werden.«
»Geschähe ihm ganz recht, dem Mistkerl«, sagte Wunderly mit einem Anflug von Zorn.
»Das ist eben seine Masche«, sagte Cardenas.
»Nadia, wollen Sie sich weiterhin mit ihm
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