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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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viel mehr Video-Zuschauer.
    Drei Meter zu seiner Linken saß Edouard Urbain auf der Bühne; er wirkte elegant, aber auch steif in seinem altmodischen taubengrauen Anzug und mit einem himmelblauen Stehkragenhemd. Neben ihm saß Timoschenko, der einen griesgrämigen Eindruck machte; er trug einen grauen Overall, um die Verbundenheit mit seinem Berufsstand zu demonstrieren. Eberly mutete er eher wie ein Hausmeister an. Eberly selbst trug ein anthrazitfarbenes Gewand und eine bequeme Hose in einem etwas helleren Grau ‒ gemäß der Kleiderordnung, die er selbst erlassen hatte.
    Wilmot stand in seinem obligatorischen Tweed-Jacket und der formlosen Hose am Podium und erläuterte die Regeln der Debatte.
    »…jeder Kandidat beginnt mit einer fünfminütigen Zusammenfassung seiner Position. Dann gibt es noch einmal fünf Minuten für eine Gegenrede. Anschließend wird das Gremium sich den Fragen der Zuhörer stellen.«
    Eberly musste ein Grinsen unterdrücken. Vyborg und Kananga hatten das Publikum nämlich mit ein paar Dutzend Anhängern ›unterwandert‹. Die würden dann solche Fragen stellen, dass sie und Eberly sich die Bälle sozusagen gegenseitig zuspielten. Er hatte nicht die Absieht, Urbain oder Timoschenko länger als unbedingt nötig zu Wort kommen zu lassen.
    »Ich möchte Ihnen nun Dr. Edouard Urbain vorstellen, den Leiter unserer Wissenschafts-Abteilung«, sagte Wilmot und las Urbains Lebenslauf vom Display auf dem Podium ab.
    Gähnend langweilig, sagte Eberly sich. Wen interessiert es schon, welche akademischen Ehren er in Quebec erworben hat?
    Dann erhob Urbain sich und ging von spärlichem Applaus begleitet zum Podium. Es sind nur ein paar Wissenschaftler im Publikum, sagte Eberly sich. Umso besser. Dann fiel ihm auf, das Urbain leicht hinkte. Seltsam, dass mir das nicht schon früher aufgefallen ist. Hat er sich das erst vor kurzem zugezogen oder hatte er immer schon leicht gehinkt? Eberly ließ den Blick übers Publikum schweifen und erkannte ein paar von seinen Leuten, einschließlich Holly und des Stuntmans Gaeta, die in der ersten Reihe saßen. Gut. Wie ich es angeordnet habe.
    Urbain räusperte sich und sagte: »Wie Sie wissen, bin ich kein Politiker. Aber ich bin ein guter Administrator. Die Leitung von über einhundert höchst individualistischen Wissenschaftlern und ihrer Assistenten ist in etwa damit zu vergleichen, ein Rudel Katzen darauf zu dressieren, im Gleichschritt zu marschieren.«
    Er hielt inne und wartete auf Gelächter. Aber nur vereinzeltes Gekicher wurde im Publikum laut.
    Mit einem leicht pikierten Gesichtsausdruck fuhr Urbain fort: »Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen zeige, wie ich die wissenschaftlichen Programme dieses Habitats leite. In dieser ersten Abbildung sehen wir…«
    AVs! Eberly vermochte nur mit Mühe einen Jubelruf zu unterdrücken. Er zeigt audiovisuelle Darstellungen, als ob dies eine wissenschaftliche Konferenz wäre. Die Zuhörer werden dabei einschlafen!
    Holly fühlte sich in Gaetas unmittelbarer Nähe unwohl, doch Eberly hatte ihr gesagt, dass sie den Stuntman zur Versammlung mitbringen solle, und diese Anweisung hatte sie auch befolgt.
    Gaeta hatte sein charmantestes Lächeln aufgesetzt, als Holly ihn anrief. »Ich soll mit dir zur Versammlung gehen? Ich mache mir aber nicht viel daraus, Reden zuzuhören.«
    »Dr. Eberly hat aber ausdrücklich um deine Anwesenheit ersucht«, hatte Holly in der Sicherheit ihres Büros zu seinem Bild gesagt. »Du würdest ihm damit einen Gefallen tun.«
    »Eberly, hä?« Gaeta ließ sich das für einen Moment durch den Kopf gehen. »In Ordnung, wieso nicht? Dann können wir anschließend zusammen zu Abend essen. Okay?«
    Obwohl Holly inzwischen wusste, was Gaeta für ein Schürzenjäger war, wollte sie zustimmen. Dennoch sagte sie:
    »Ich bin sicher, dass Dr. Eberly gern mit dir zu Abend essen würde.«
    »Nein, ich dachte dabei eher an dich, Holly.«
    »Ich glaube aber nicht, dass ich Zeit haben werde.«
    »Wieso nicht?«
    Weil du mit jeder Erau vögelst, von der du Hilfe erwartest, hätte sie am liebsten gesagt. Weil du mich nur als ein Betthäschen betrachtest und weil du ein unsensibler Macho bist. Weil ich will, dass du etwas für mich empfindest und es dir nur darum geht, mich flach zu legen.
    Doch dann hörte sie sich sagen: »Ja, vielleicht. Wir werden sehen.«
    Von seinem Platz auf der Bühne aus sah Eberly Urbains audiovisuelle Bilder, die überm Rednerpodium in der Luft hingen, in einer bizarren perspektivischen

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