Planeten 05 - Saturn
Techniker auf der anderen Seite des Labors wirbelte herum und tippte Befehle in eine schreibtischgroße Konsole. Das Raumschiff bewegt sich.
Ein lautes elektrisches Summen erfüllte das Labor, und zwei lange dünne Arme klappten an einer Seite des Rumpfs aus.
Pinzettenartige Greifer öffneten und schlossen sich. Cardenas wich instinktiv einen Schritt zurück.
Urbain lachte. »Keine Angst. Es tut Ihnen nichts. Diese Greifer vermögen die empfindlichsten biologischen Proben zu handhaben, ohne sie zu beschädigen.«
»Es ist… sehr eindrucksvoll.«
»Nicht wahr? Alpha ist mit einer kompletten Sensoren-Palette ausgestattet. Es kann Proben nehmen, sie in luftdichten Kapseln deponieren und zwecks Analyse zum Habitat zurückschicken.«
»Wird das Schiff nach beendeter Mission zurückkehren?«
»Nein. Nie. Es bleibt auf Titan. Wir werden Brennstoff und Ersatzteile für die Sensoren dorthin schicken.«
»Hat es denn keinen Nuklearantrieb?«, fragte Cardenas.
»Natürlich! Der Brennstoff ist für die Raketen, die die Proben zurückbringen.«
»Ich verstehe.«
Urbain seufzte zufrieden. »Ich habe leider nicht so viel Zeit ins Projekt investieren können, wie ich es mir gewünscht hätte.
Ich werde von dieser politischen Kampagne in Anspruch genommen, müssen Sie wissen.«
Cardenas nickte. »Und doch haben Sie es geschafft. Das ist wirklich eine große Leistung.«
»Ohne meine Leute hätte ich es nicht geschafft.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir das gezeigt haben«, sagte Cardenas. Insgeheim befürchtete sie aber, dass Urbain dem Raumschiff den Befehl geben würde, über den Boden des Labors zu rollen.
Sie ging langsam in Richtung der Tür. Urbain holte sie mit zwei Schritten ein.
»Ich wollte aber nicht nur mit meiner neusten Errungenschaft prahlen«, sagte er mit einem etwas weniger enthusiastischen Ausdruck. »Ich möchte Sie auch um einen Gefallen bitten.«
»Einen Gefallen?«, fragte Cardenas, während sie an der Trennwand entlangging. Das massive Raumschiff vermittelte ihr ein Gefühl der Bedrückung, ja sogar der Bedrohung.
Urbain zögerte, als würde er sich schwer tun, die richtigen Worte zu finden. »Es betrifft Alphas Fähigkeit zur Selbstreparatur.« Cardenas schaute ihn streng an.
»Ich frage mich«, sagte Urbain, als sie sich am Ende der Trennwand umdrehten, »ob Nanomaschinen in der Lage wären, Alpha auch auf der Titanoberfläche zu reparieren.«
Cardenas nickte nachdenklich. Da liegt also der Hase im Pfeffer. Sie haben alle eine Heidenangst vor Nanobots, bis sie auf ein Problem stoßen, das von Nanomaschinen gelöst werden könnte.
»Ich meine«, fuhr Urbain fort, »Sie haben doch selbst Nanomaschinen im Körper, stimmt's? Sie reparieren ständig das Gewebe, nicht wahr?«
»Und Sie hätten gern ein Nanotech-Immunsystem in Ihr Raumschiff eingebaut«, sagte Cardenas mit einem leisen Lachen der Erleichterung.
»Nanomaschinen, die fähig wären, kontinuierlich Defekte und Schäden an der Ausrüstung zu beheben.«
»Oder Verschleiß«, ergänzte Cardenas.
»Ja! Exakt!« Sie blieb an der offenen Tür stehen und überlegte schnell.
»Das würde aber einige Zeit dauern, Dr. Urbain. Wann wollen Sie das Raumschiff zum Titan schicken?«
»Sobald wir in eine Umlaufbahn um den Saturn gegangen sind. Höchstens ein paar Tage später.«
»Ich werde auf keinen Fall in der Lage sein, so schnell einen Satz therapeutischer Nanos zu konstruieren.«
»Aber vielleicht könnten Sie gleich mit der Produktion beginnen und sie zu Alpha schicken, wenn das Schiff schon auf Titan ist.«
»Vielleicht«, räumte Cardenas ein.
»Werden Sie die Möglichkeit in Betracht ziehen?«, fragte er erwartungsvoll.
Cardenas sah in seinen Augen, dass er diese seine Maschine beinahe wie ein menschliches Wesen betrachtete, wie eine Frau, die er liebte und begehrte und vor allen Unbilden schützen wollte. Ein Dr. Frankenstein mit Herz, sagte sie sich voller Unbehagen angesichts der von ihm erschaffenen Kreatur. Dann schoss ihr eine schmerzliche Erinnerung durch den Kopf. Wie oft hat man dich schon Frankenstein genannt, fragte sie sich.
»Können sie es schaffen?«, fragte Urbain nachdrücklich.
»Ich will es versuchen.«
»Gut! Ausgezeichnet!«
»Unter einer Bedingung«, fügte sie hinzu.
Seine Brauen wölbten sich bis zum zurückweichenden Haaransatz. »Bedingung? Wenn Sie von mir verlangen, dass… dass ich diesem Stuntman erlaube, die Oberfläche zu betreten…«
»Aber wir haben die
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