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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Professor erkannte Hollys Gesicht. »Mit ihr sind Sie doch vor einiger Zeit hierher gekommen.«
    »Ja.« Eberly schüttelte betrübt den Kopf. »Wie Sie sehen, hat sie seit längerer Zeit psychische Probleme.« Er hatte Stunden darauf verwandt, Hollys Dossier gründlich zu frisieren.
    »Solang sie ihre Medikamente einnimmt, wirkt sie völlig normal. Wenn sie sie jedoch absetzt…«
    Wilmot studierte das Dossier kurz und fragte: »Wieso sollte sie ihre Medikamente absetzen?«
    »Es hat mit diesem Diego Romero zu tun. Holly war vom Tod des alten Mannes wie besessen. Sie redete sich ein, dass man ihn ermordet hätte.«
    »Ermordet?«
    »Das ist natürlich Unsinn. Heute Nachmittag hat sie aber Oberst Kananga angegriffen. Sie versuchte ihn zu töten, und zwar genau an derselben Stelle, wo der alte Mann zu Tode kam.«
    »Großer Gott! Und wo ist sie nun?«
    »Verschwunden ‒ wie ich Ihnen bereits sagte. Kananga hat eine Suchaktion nach ihr gestartet.«
    Wilmot nickte zufrieden. »Sehr gut. Es sieht so aus, dass Kananga zur Abwechslung mal das Richtige tut. Aber wieso behelligen Sie mich damit?«

    »Weil ich möchte, dass Sie mich zum stellvertretenden Leiter des Habitats ernennen.«
    »Zum Stellvertreter? Ich brauche keinen Stellvertreter.«
    »Ich glaube doch. Sie werden mich zum stellvertretenden Leiter ernennen und dann von der Leitung des Habitats zurücktreten.«
    »Ich soll zurücktreten? Und meinen Posten an Sie abtreten?
    Das ist ja lächerlich!«
    »Das ist mitnichten lächerlich«, sagte Eberly leise. »Sie werden zurücktreten, und ich werde Ihre Amtsgeschäfte fortführen.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!«
    »Nach Ihrem Rücktritt«, fuhr Eberly fort, »können Sie dann den ganzen Tag Ihre schmutzigen Videos anschauen und nicht nur abends.«
    Wilmot wankte einen Schritt zurück. Die Farbe wich ihm aus dem Gesicht.
    »Dieses Habitat braucht eine starke Führung«, sagte Eberly.
    »Vor allem angesichts der bevorstehenden Wahlen und der Ankunft am Saturn. Sie haben Ihre Arbeit ganz gut gemacht, Professor. Nun ist es an der Zeit, dass sie einem anderen Platz machen.«
    »Und Ihnen alles übergeben? Niemals!«
    Eberly zuckte die Achseln. »In diesem Fall werden wir Ihre speziellen Vorlieben der gesamten Population des Habitats bekannt machen müssen.«
    »Wir? Wen meinen Sie damit?«
    »Wir wollen Sie nicht kompromittieren, Professor. Treten Sie einfach zurück und übergeben Sie mir die Kontrolle, und niemand wird je von Ihrer kleinen perversen Neigung erfahren.« Wilmot ließ sich sprachlos auf den nächsten Stuhl sinken.
    Kris Cardenas lag im Bett und ging der Frage nach, ob sie wieder einmal ihr Leben verpfuschte. Wofür werde ich mich diesmal entscheiden, fragte sie sich: für ein hartherziges Weib oder eine romantische Idiotin?
    Ihre Beziehung mit Gaeta hatte als leidenschaftliche Affäre begonnen. Nachdem Holly sich zurückgezogen hatte, hatte sie sich von Manny ins Bett ziehen lassen; sie hatte seit Jahrzehnten nicht mehr so viel Spaß gehabt. Doch dann hatte sie die Sache mit Nadia herausgefunden. Es war nicht etwa so, dass Gaeta ihr untreu geworden wäre; sie hatten sich gegenseitig nichts versprochen außer purer Lust. Aber der Gedanke, dass Manny die Frauen auf diese Art benutzte ‒ dass er mit einer Frau schlief, deren Hilfe er brauchte, und dann zur nächsten ging, das ärgerte sie. Und dann kam seine plötzliche Liebeserklärung. Wahre Liebe! Cardenas hätte fast laut gelacht bei der Vorstellung. Aber was auch immer es war, sie war überglücklich. In meinem Alter, sagte sie sich und unterdrückte ein Kichern. Ein Hoch auf die Nanotechnik!
    Als sie sich jedoch zu ihrem Liebsten umdrehte, kehrte Ernüchterung bei ihr ein. Er wird sich noch umbringen, befürchtete sie. Es ist sein Job, immer größere Risiken einzugehen. Cardenas hasste die Öffentlichkeit, das sensationsgeile Publikum, das Manny zu immer riskanteren Stunts antrieb, bis er schließlich den Stunt versuchen würde, der ihn umbrachte.
    Er lag auf dem Rücken und schlummerte selig; das verwitterte, markante Gesicht wirkte entspannt, beinahe jungenhaft. Cardenas studierte die kleinen Narben an der Braue und am Kinn und die angebrochen wirkende Nase.
    Dann rief sie sich selbst zur Ordnung. Werde jetzt nur nicht weich. Selbst wenn er diesen Stunt durch die Ringe überlebt, wird er dich hinterher verlassen. Und was machst du dann? Ihm nachlaufen wie ein ältliches Groupie?
    Gaeta öffnete die Augen, drehte sich zu ihr um und

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