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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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schwach beleuchteten Tunnel entlangging, versuchte sie sich daran zu erinnern, wann sie Lt's Miserables gelesen hatte. Pancho hatte ihr jede Menge alten Kram zu lesen gegeben, nachdem sie aus dem Kryonik-Tank wieder auferstanden war. Panch nannte das Literatur. Das meiste davon war ziemlich langweilig. Jedoch erinnerte Holly sich lebendig an die Szene in der Kanalisation, die unter den Straßen von Paris verlief. Habe ich es vielleicht als Video gesehen, fragte sie sich. Vielleicht bevor ich gestorben bin? Sie schüttelte verwirrt den Kopf und sagte sich dankbar, dass die Tunnels des Habitats trocken waren und es keine Ratten gab.
    Holly sog prüfend die Luft ein und roch nichts. Vielleicht etwas Staub und ein leichter Hauch von Maschinenöl oder etwas in der Art. Wasser gluckerte in manchen Röhren. Sie hörte das allgegenwärtige Summen elektrischer Ausrüstung.
    Die automatische Beleuchtung des Tunnels schaltete sich bei ihrer Annäherung an und erlosch wieder, nachdem sie den jeweiligen Abschnitt passiert hat. Dann sah sie ein Wandtelefon.
    Ich könnte Kris anrufen, sagte sie sich. Oder Manny. Er würde mir helfen. Er würde Kananga windelweich prügeln.

    Doch sie verharrte vorm Telefon. Kananga ist der Chef der Sicherheitsabteilung. Er hat die ganze verdammte Sicherheitstruppe unter seinem Kommando. Und Malcolm macht gemeinsame Sache mit ihm. Wenn man sich bei ihnen nach mir erkundigt, könnten sie alles Mögliche erzählen: dass ich im Gefängnis wäre oder etwas in der Art. Meine Güte! Sie könnten sogar behaupten, dass ich Don Diego ermordet hätte!
    Und wenn ich Kris oder sonst jemanden anrufe, würde ich sie auch gefährden. Holly spürte Panik in sich aufsteigen. Was soll ich nur tun? Was kann ich überhaupt tun?
    Sie lehnte sich gegen die Metallwand des Tunnels und rutschte an ihr auf den Boden. Am besten tust du erstmal gar nichts, sagte sie sich. Du bist hier in Sicherheit, jedenfalls fürs Erste. Niemand weiß, wo du bist. Du kannst hier unten bleiben, bis du weißt, wie es weiter gehen soll.
    Oder bis du verhungert bist. Sie ließ in beiden Richtungen den Blick durch den Tunnel schweifen. Er war dunkel. Gut.
    Falls jemand sie verfolgte, würde sie Licht sehen.
    Ich brauche etwas zu essen. Ich hatte für heute Abend eine Verabredung mit Raoul. Er wird glauben, dass ich ihn versetzt hätte.
    Sie stand wieder auf. Tut mir Leid, Raoul, entschuldigte sie sich stumm. Dann grinste sie. Wo gibt's was zu essen. Holly schloss kurz die Augen und rief das Tunnel-System vorm geistigen Auge auf. Die Lebensmittelfabriken befanden sich in der Nähe dieses Tunnels. Wenn ich aber die Abkürzung nehme und in Richtung Athen zurückgehe, gelange ich unter die Vorratsräume der Cafeteria. Dort gibt es jede Menge zu essen.
    Also brach sie in diese Richtung auf.

18 Tage und sechs Stunden bis zur Ankunft
    »Was ist denn so wichtig, dass Sie mich beim Essen stören müssen?«, fragte Wilmot gereizt.
    Eberly lächelte. Die letzten zwei Stunden hatte er damit verbracht, Morgenthaus Aufzeichnungen von Wilmots abendlichen Aktivitäten zu sichten. Morgenthau hatte die Art der Unterhaltung, die der Professor bevorzugte, abstoßend gefunden, doch Eberly war von der Mischung aus Erotik und Gewalt fasziniert, die in den Videos gezeigt wurde. Nun stand er in Wilmots Wohnzimmer und schaute den Professor an, der missbilligend die Stirn gerunzelt hatte.
    »Wir haben ein ernstes Problem, Professor, mit dem wir uns befassen müssen«, sagte Eberly.
    »Und das wäre?«
    »Eine Mitarbeiterin der Abteilung Human Resources ist verschwunden. Ich habe Grund zu der Annahme, dass sie ein psychisches Problem hat.«
    »Was?« Wilmot schien entsetzt. »Um wen handelt es sich?«
    »Holly Lane. Sie haben sie bereits kennen gelernt.«
    »Habe ich das?«
    Eberly registrierte in aller Deutlichkeit, dass Wilmot ihm noch immer keinen Stuhl angeboten hatte. Die beiden Männer standen sich kaum einen Meter im Eingangsbereich von Wilmots Apartment gegenüber. Innerlich freute Eberly sich. Er wusste nämlich, dass er den Professor von seiner allabendlichen Unterhaltung abhielt.
    »Ich befürchte, dass es zum Teil auch meine Schuld ist«, sagte Eberly und versucht zerknirscht zu klingen. »Ich hatte sie die ganze Zeit geschützt. Nun ist sie aber doch zusammengebrochen.« Wilmot schaute verwirrt und mehr als nur ein wenig verärgert.
    Eberly fischte seinen Palmtop-Computer aus der Kutte und projizierte Hollys Dossier an die Wand über Wilmots Sofa.
    Der

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