Planeten 05 - Saturn
grau, und kein Schwein wird sich mehr dafür interessieren.«
Ihre kornblumenblauen Augen funkelten. »Ich bin auch einer von diesen chingado Wissenschaftlern, Manny.«
Gaeta schürzte die Lippen und antwortete: »Du wärst eine chingada, die weibliche Form. Aber das bist du nicht. Das ist nämlich keine nette Bezeichnung, und du bist doch eine so nette Person.«
Cardenas war nicht amüsiert. »Ist es denn nicht schon gefährlich genug, ohne dass du dich gleich nach unserer Ankunft am Saturn in dieses Abenteuer stürzt?«
»Kris, ich liebe dich, aber ich glaube nicht, dass du mein Geschäft je verstehen wirst. Je gefährlicher, desto besser.«
»Bis du dich irgendwann selbst umbringst.«
»Ich werde mich schon nicht umbringen. Fritz wird das nicht zulassen. Es würde nämlich den verdammten Anzug ruinieren. Er würde mich umbringen, wenn ich das täte.«
Nun musste Cardenas doch lachen.
Raoul Tavalera steckte den Kopf über die Trennwand des Büros. »Ich mache jetzt Feierabend. Okay?«
»In Ordnung, Raoul«, sagte Cardenas.
Ein unsicherer Ausdruck umwölkte Tavaleras langes Gesicht. »Haben Sie heute Nachmittag schon von Holly gehört?«
»Nein.«
»Sie sagte, dass sie mich anrufen würde. Wir wollten zusammen zu Abend essen. Aber ich habe den ganzen Tag noch nichts von ihr gehört. Und sie geht auch nicht ans Telefon.«
»Ich dachte, wir würden heute Abend ins Nemo gehen, Kris«, sagte Gaeta, bevor Cardenas etwas zu erwidern vermochte.
»Soll mir recht sein. Ich habe auch nichts von Holly gehört, Raoul«, wandte sie sich wieder an Tavalera.
»Komisch«, sagte er. »Das sieht ihr gar nicht ähnlich, nicht anzurufen, obwohl sie es zugesagt hat.«
»Das ist wirklich seltsam«, pflichtete Cardenas ihm bei.
»Aber egal«, sagte Tavalera. »Ich mache jetzt Schluss. Der Hauptrechner arbeitet noch an den Assemblern für Dr.
Urbain.«
Sie nickte. »Ich weiß. Schalten Sie noch die UV-Lampen an, bevor Sie gehen, in Ordnung?«
»Ja.«
»Also, wo ist sie?«, fragte Eberly.
Kananga setzte sich auf Vyborgs Sofa auf. Er hatte das nasse Handtuch weggelegt, aber die linke Wange war noch immer leicht geschwollen. »Ich habe alle meine Leute auf sie angesetzt. Wir werden sie bald haben.«
Eberly ging an Vyborg vorbei, der auf dem Lehnstuhl an der anderen Seite des Kaffeetischs saß. »Wir müssen sie finden.
Und zum Schweigen bringen.«
»Das werden wir«, sagte Kananga.
»Sie kann nicht weit sein«, gab Vyborg zu bedenken. »Das Habitat ist zwar groß, aber so groß nun auch wieder nicht.«
Eberly schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. Seine Gedanken jagten sich. Sie haben mich da hineingezogen. Nun bin ich in ihr Verbrechen verwickelt. Ob ich will oder nicht. Diese verdammten Idioten; sie schaffen es nicht einmal, auf eine Frau aufzupassen, eine junge Frau, die fast noch ein Kind ist.
Er schaute Kananga finster an, während er im Raum umherstiefelte. Oder vielleicht sind sie doch schlauer, als ich dachte. Vielleicht haben sie das alles genau so geplant, um mich da hineinzuziehen. Den Mord an dem alten Mann kann ich jedenfalls nicht mehr wie ein Damoklesschwert über ihnen schweben lassen.
Er blieb abrupt stehen und wies mit dem Finger auf Kananga. »Ich will, dass sie zu mir gebracht wird, sobald ihr sie gefunden habt. Haben Sie das verstanden? Keine Gewalt mehr. Ich werde mich um sie kümmern.«
Kananga zog die Brauen zusammen, so dass sie einen Strich bildeten. »Was haben Sie denn vor?«
»Das ist meine Sache. Ich regle das auf meine Art.«
»Sie kann mich aber des Mordes bezichtigen«, sagte Kananga.
»Und der Körperverletzung, vielleicht sogar eines Mordversuchs«, sagte Vyborg. »Auf jeden Fall aber der versuchten Vergewaltigung.«
»Sie« ‒ Eberly wies auf Vyborg ‒ »lassen jedes Telefon im Habitat überwachen. Ich will wissen, von wo aus sie anruft, wen sie anruft und was sie sagt.«
Vyborg nickte und erhob sich vom Stuhl.
Eberly ging zur Tür.
»Wohin gehen Sie?«, fragte Kananga.
»Zu Wilmot. Wenn wir diese Frau erwischen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass er uns nicht in die Quere kommt.«
Holly schlüpfte durch die Luke und stieg die Metallleiter zum Versorgungstunnel hinunter, der sich durch die gesamte Länge des Habitats zog. Vielleicht werden sie hier unten nicht nach mir suchen, sagte sie sich. Und selbst wenn sie es tun, kann ich mich tagelang in diesem Labyrinth verstecken.
Solang es sein muss. Wie Jean Valjean in der Kanalisation.
Während sie im stillen,
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