Planeten 05 - Saturn
ERREICHT. »Das war's«, sagte Gaeta. Er drehte sich um und gab Cardenas einen Schmatz auf den Mund.
»Das sollten wir feiern«, sagte Cardenas. Übermäßig begeistert schien sie aber nicht.
»Gleich nach Eberlys Amtseinführung wird es eine Riesen-Fete geben«, sagte Gaeta ebenso trübsinnig.
»Ich bin nicht in der Stimmung, auszugehen.«
»Ich weiß. Diese Sicherheits-Affen sind genauso angenehm wie Hämorrhoiden. Ich schütte mir ein paar Biere rein und verpasse den beiden eins.«
»Nein, das wirst du nicht«, sagte Cardenas bestimmt. »Kein Alkohol für dich. Morgen werden wir zu den Ringen fliegen.«
»Ja. Morgen.«
Keiner von ihnen sprach es aus. Aber sie wussten beide, dass Gaeta nach dem Stunt ins Ringsystem des Saturns das Habitat verlassen und zur Erde zurückkehren würde.
Amtseinführung
»Sie muss eliminiert werden«, sagte Morgenthau bestimmt.
»Und diese Cardenas auch.«
Eberly führte neben ihr die Prozession an, die sich über den zentralen Weg von Athen zum Seeufer hinunterzog, wo die Zeremonie zur Amtseinführung stattfinden würde. Hinter ihnen gingen in gebührendem Abstand von ein paar Schritten Kananga und Vyborg, der neben dem großen, schlanken langgliedrigen Ruander wie Quasimodo anmutete. Und hinter ihnen marschierten wiederum ein paar hundert ihrer Anhänger. Obwohl alle Angehörigen des Sicherheitsdiensts und der Kommunikations- und Personal-Abteilung aufgefordert worden waren, der Amtseinführung beizuwohnen, hatte gerade mal die Hälfte der Belegschaft sich bequemt, zu erscheinen.
»Eliminieren?«, sagte Eberly schroff und versuchte die Furcht zu verbergen, vor der er innerlich zitterte. »Sie können jemanden von Cardenas' Format doch nicht einfach so eliminieren. Dann werden Ermittler von der Erde mit Ionentriebwerks-Schiffen herfliegen und der Sache auf den Grund gehen.«
Morgenthau schaute ihn von der Seite an. »Dann eben neutralisieren. Ich will jedenfalls nicht, dass sie hier an diesen fluchwürdigen Nano-Maschinen arbeitet.«
»Sie wollen?«, sagte Eberly, ohne den Schritt zu verlangsamen. »Seit wann geben Sie denn hier die Befehle?«
»Von Anfang an. Und dass Sie das nur nicht vergessen.«
»Ich bin derjenige, der ins Amt eingeführt wird«, sagte Eberly mit einer Verve, die eigentlich gar nicht echt war. »Ich werde als Anführer dieser Gemeinschaft eingesetzt.«
»Sie tun trotzdem, was ich Ihnen sage«, sagte Morgenthau mit leidenschaftsloser und harter Stimme. »Wir wissen, dass Sie versucht haben, uns zu hintergehen. Sie und Ihr Aufgebot.« Sie lachte sarkastisch.
»Das war ein notwendiges taktisches Manöver. Ich hatte doch nie die Absicht…«
»Fügen Sie Ihrem Sündenregister nicht noch eine weitere Lüge hinzu. Ich müsste nur einen Anruf nach Amsterdam tätigen, um Sie aus diesem Habitat entfernen und wieder in Ihre Gefängniszelle in Wien verfrachten zu lassen.«
Eberly verkniff sich die Antwort, die ihm auf der Zunge lag.
Sie hatten nun das Naherholungsgebiet am Seeufer erreicht, wo hunderte Stühle in ordentlichen Reihen vor der Orchestermuschel aufgestellt worden waren. Einige Dutzend Leute hatten bereits Platz genommen. Professor Wilmot saß allein oben auf der Bühne und machte einen müden bis gelangweilten Eindruck. Die Musiker, die sich an einer Seite der Bühne versammelt hatten, nahmen ihre Instrumente und formierten sich zu einem mehr oder weniger ordentlichen Haufen.
Eberly blieb hinter der letzten Reihe der überwiegend leeren Stühle stehen. Alles lief genau nach Plan. Dies war der Moment, auf den er seit jenem Gespräch im Gefängnis Schönbrunn hingearbeitet hatte. Er hatte diese Amtseinführungs-Zeremonie bis ins kleinste Detail geplant.
Das Einzige, worauf er keinen Einfluss hatte, war die erschreckende Gleichgültigkeit der Habitat-Bevölkerung. Das und Morgenthaus zunehmend feindselige Haltung ihm gegenüber. Es stimmt alles bis ins Detail, sagte Eberly sich, aber der Tag ist trotzdem im Eimer.
»Sie müssen drei Schritte hinter mir gehen«, wandte er sich an Morgenthau.
»Natürlich«, sagte sie mit einem wissenden Lächeln. »Ich verstehe es sehr wohl, die Rolle des gehorsamen Frauchens zu spielen.«
Eberly holte tief Luft. So wird das endlos weiter gehen, wurde er sich bewusst. Sie wird mir das Leben zur Hölle machen.
Dennoch setzte er ein Lächeln auf und richte sich zu seiner ganzen Größe auf. Er blieb hinter der letzten Reihe der Stühle stehen, bis er Blickkontakt mit dem Bandleader herstellte.
Eberly
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