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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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dabei an Videos erinnert, in denen sie gesehen hatte, wie Hyänen eine Gazellenherde verfolgten und darauf warteten, dass ein schwaches Tier zusammenbrach, damit sie sich darüber hermachen konnten.
    Eberly traf sie an der Pforte des Gebäudes, und dann gingen sie zusammen an den Büros der Human-Resources-Abteilung, wo Morgenthau eigentlich hätte sein sollen, vorbei zum Konferenzraum.
    Es gab dort nicht genug Stühle für alle Anwesenden, so dass die meisten Leute, die Holly ausgesucht hatte, stehen mussten.
    Es war heiß und stickig durch die Ausdünstungen der vielen Körper auf engstem Raum. Und die Leute waren offensichtlich ungehalten.
    »Worum geht's überhaupt?«, wollte einer der Männer wissen, als Eberly zur Tür hereinkam.
    »Ja, weshalb haben Sie uns eigentlich herbestellt?«
    »Wir werden doch nicht das Einschwenken in den Orbit verpassen, oder? Es soll in ein paar Stunden stattfinden.«

    Eberly machte mit beiden Händen eine beschwichtigende Geste, bahnte sich einen Weg durch die Gruppe und ging zum Kopfende des Tisches. Holly, die noch immer von Gaeta und Cardenas flankiert wurde, wartete an der Tür.
    »He, ist das nicht die Flüchtige?«, sagte jemand und wies auf Holly.
    »Die Sicherheitsleute suchen sie.«
    »Sie muss sich selbst gestellt haben.«
    Holly sagte nichts, aber es machte ihr Angst, dass man sie für eine Flüchtige hielt ‒ für eine Kriminelle, die den Behörden übergeben werden musste.
    »Was will sie hier?«
    »Vielleicht hat Eberly sie dazu überredet, sich zu stellen.«
    »Aber wieso sind wir denn hier? Was will er von uns?«
    Allmählich richteten aller Blicke sich auf Eberly, der schweigend hinter dem leeren Stuhl am Kopfende des Tisches stand. Er hielt die Stuhllehne gepackt und wartete darauf, dass sie ihre Gespräche beendeten.
    »Ich habe Sie hergebeten, weil ich Ihre Hilfe brauche«, sagte er schließlich. »Miss Lane ist fälschlich bezichtigt worden.
    Oberst Kananga ist derjenige, der festgenommen werden müsste.«
    »Kananga?«
    »Aber er ist doch der Leiter des Sicherheitsdienstes!«
    »Genau aus diesem Grund brauche ich Sie«, sagte Eberly.
    »Ich möchte, dass Sie ein Komitee bilden, ein Aufgebot. Wir werden in Kanangas Büro gehen und ihn verhaften.«
    »Ich?«
    »Wir?«
    »Den Chef der Sicherheit verhaften?«

    »Das ist doch ein Scherz, oder?«
    »Und was ist mit dem Rest des Sicherheitsdienstes? Glauben Sie etwa, diese Schläger würden einfach daneben stehen und zulassen, dass wir ihren Boss festnehmen?«
    »Fünfzig von Ihnen müssten genug sein, um die Wachen daran zu hindern, sich einzumischen«, sagte Eberly.
    »Schließlich sind sie nur mit Knüppeln bewaffnet.«
    »Ich habe gehört, dass sie alle Kampfsport-Experten sein sollen.«
    »Ich wüsste nicht, was ich damit zu tun habe. Sie sind doch jetzt der Verwaltungschef. Dann kümmern Sie sich gefälligst auch darum.«
    »In meiner Eigenschaft als Verwaltungschef verpflichte ich Sie…«
    »Zum Teufel! Ich lass' mir doch nicht die Fresse polieren, nur weil Sie mit Ihrem Sicherheitschef nicht zurecht kommen.
    Suchen Sie sich ein paar andere Deppen, die für Sie die Drecksarbeit erledigen!«
    »Zumal Sie noch kein Verwaltungschef sind, jedenfalls nicht offiziell«, sagte einer der Frauen. »Nicht, bis Professor Wilmot Sie vereidigt hat.«
    »Aber ich brauche Sie, um Kananga festzunehmen«, flehte Eberly sie an. »Das ist Ihre staatsbürgerliche Pflicht!«
    »Von wegen staatsbürgerliche Pflicht! Sie wollten doch Anführer dieser Gemeinschaft sein. Dann tun Sie gefälligst Ihre Pflicht. Aber mich lassen Sie da raus.«
    »Mach's doch selber«, brüllte ein aggressiver Mann mit hochrotem Kopf. »Wir haben doch nicht den ganzen Flug zum Saturn gemacht, um Ihnen bei der Errichtung einer Diktatur zu helfen.«

    »Aber…«
    Sie wandten sich von Eberly ab und gingen grummelnd und murmelnd an Holly vorbei durch die Tür.
    »Wartet doch«, rief Eberly vergeblich.
    Kaum jemand hielt auch nur inne. Sie hatten es plötzlich alle eilig, den Konferenzraum zu verlassen, wobei die meisten es vermieden, Holly in die Augen zu schauen.
    Eberly stand am Kopfende des Tisches und beobachtete den Auszug. Morgenthau hat alle Büros verwanzen lassen, wurde er sich bewusst. Kananga wird Bescheid wissen, bevor der Letzte den Raum verlassen hat.

Einschwenken in den Saturn-Orbit
    Ohne um Politik sich zu scheren, ohne um menschliches Trachten und Streben sich zu kümmern, ohne von den Ängsten und Hoffnungen der zehntausend Leute an

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