Planeten 05 - Saturn
ein Zyklon in den südlichen Breiten«, berichtete er.
»Das ist jetzt egal«, sagte Fritz. »Konzentriere dich auf die Ringe.«
»Ja, Massa.«
»Was ist mit den Speichen?« Das war Wunderly, deren Stimme vor lauter Überschwang vibrierte. »Ich sehe sie im Blickfeld deiner Kameras. Eine nähert sich dir.«
Gaeta erkannte dunklere Stellen im Ring, die sich kräuselten, wie wenn Fans im Stadion eine Welle machten.
»Ja, sie bewegt sich in meine Richtung«, sagte er.
Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass das Gebilde wie eine Wolke aus dunkleren Staubteilchen aussah, die von der Ringebene aufstieg und neben der helleren Materie des Hauptkörpers des Rings her flog. Und er näherte sich ihr mit einer recht hohen Geschwindigkeit.
»Ich werde in sie hinein fliegen«, sagte er.
»Warte«, sagte Fritz. »Wir wollen sie erst einmal untersuchen.«
»Sie fliegt an mir vorbei; ich werde sie verfehlen.«
»Es wird noch weitere geben.«
Gaeta wollte aber nicht warten, bis wieder eine Speiche vorbeikam. Er zog den rechten Arm aus dem Anzugsärmel und gab einen Manöverbefehl für das Navigations-Programm ein.
»Auf geht's«, sagte er, als der Anzug in den Sturzflug ging und die sich annähernde Wolke anvisierte.
Fritz murmelte irgendetwas auf Deutsch.
»Es ist Staub«, sagte Gaeta. »Eine graue Substanz, aber die Partikel sind nicht mit Eis überzogen.«
»Korrigiere den Anflug-Vektor«, sagte Fritz schroff. »Stürz dich nicht kopfüber in die Wolke.«
»Ich will sie nur streifen«, sagte Gaeta. Er hatte nun richtig Spaß an der Sache. »Sie scheint nicht dick genug zu sein, um Probleme zu verursachen. Ich vermag sogar hindurch zu sehen.«
»Sag mir, ob sie…«, sagte Wunderly. Dann ging ihre Stimme in statischem Rauschen unter.
»Sag es noch mal«, rief Gaeta. »Ich habe dich nicht verstanden.«
Keine Antwort außer statischem Rauschen. Gaeta touchierte die am Ring entlang jagende Wolke. Er führte einen System-Check durch, und die Anzeigen auf dem Helmvisier zeigten, dass alles im grünen Bereich war ‒ einschließlich des Funkgeräts. Also keine Interferenzen, sagte er sich. Irgendetwas in der Staubwolke stört die Funkverbindung.
Die Wolke stob an ihm vorbei; sie umkreiste den Ring viel schneller als Gaeta mit seinem gemütlichen Tempo.
»…sprengt die Skala!«, rief Wunderly aufgeregt. »Das beweist, dass die Speichen durch elektromagnetische Wechselwirkung angetrieben werden.«
»Ich höre dich wieder«, sagte Gaeta. »Was auch immer den Funkverkehr gestört hat, es ist verschwunden.«
»Es sind die Speichen!«, sagte Wunderly. »Wir haben soeben bewiesen, dass sie von starken elektromagnetischen Feldern angetrieben werden!«
»Und dass sie die Funkverbindung stören«, fügte Fritz trocken hinzu.
»Die anderen Anzugssysteme sind nicht beeinträchtigt worden«, sagte Gaeta.
»Der Anzug ist auch stark abgeschirmt«, sagte Fritz.
»Ja.« Gaeta sah, dass er sich den Ring-Partikeln nun ziemlich schnell näherte. Als ob ich in ein Meer aus Diamanten eintauchte, sagte er sich mit einem glücklichen Lachen.
»Was ist denn so lustig?«, fragte Fritz unwirsch.
»Ich sagte mir gerade, ich hätte einen großen Eimer mitnehmen sollen, um ein paar von diesen Diamanten einzusammeln.«
»Das sind keine Diamanten. Das sind mit Eis überzogene Staubpartikel.«
»Die Partikel in den Speichen sehen aber nicht so aus, als ob sie mit Eis überzogen wären.«
»Das ist eine Nuss, die Dr. Wunderly knacken soll. Für dich geht es jetzt nur darum, den Geschwindigkeits-Vektor so zu justieren, dass er sich dem der Ring-Partikel möglichst weit annähert. Das wird Einschlags- und Abrieb-Probleme minimieren.«
Gaeta wusste zwar, dass das alles im automatisierten Navigationsprogramm gespeichert war. Dennoch glich er die Annäherungsgeschwindigkeit an die Fluggeschwindigkeit der Partikel an und sah, dass er den Anflug noch geringfügig zu verlangsamen vermochte. Dadurch werde ich mehr Zeit im Ring selbst haben, sagte er sich. Gut.
Dann sah er einen größeren, funkelnden Eisbrocken langsam durch den Ring taumeln.
»He, siehst du diesen Brocken? Er ist so groß wie ein Haus.«
»Halte dich von ihm fern!«, wies Fritz ihn an.
»Kannst du nah genug herangehen, um seine genaue Größe zu messen?«, fragte Wunderly.
Gaeta lachte wieder. »Was denn nun. Wegbleiben oder näher heran. Entscheidet euch mal, Leute!«
Gefangennahme
Während Holly auf allen vieren durch die Pipeline kroch, patschte sie mit der rechten
Weitere Kostenlose Bücher