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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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überrascht und lächelte dann erfreut, weil der Verwaltungschef sich an ihren Namen erinnerte. Dabei vergaß sie allerdings, dass er auf dem Namensschild über der linken Brust prangte.
    »Ich habe mir die Ansprache angeschaut, die Sie gestern Abend gehalten haben«, sagte Wilmot zu Eberly. »Sehr beeindruckend.«
    Eberly verschränkte die Hände wie zum Gebet. »Es freut mich, dass Sie das so sehen.«
    »Ihnen ist aber schon klar, dass wir nicht befugt sind, Änderungen an den Durchführungsbestimmungen vorzunehmen, bevor wir nicht den Saturnorbit erreicht haben.«
    »Ich wüsste nicht, weshalb wir noch warten sollten«, sagte Eberly mit einem leichten Kopfschütteln.
    »Ich auch nicht«, sagte Wilmot. »Aber die Bestimmungen sind nun einmal in Kraft, und wir alle waren damit einverstanden, sie zu befolgen. Sagen Sie, wieso haben Sie es eigentlich so eilig, die Dinge zu ändern?«, fragte Wilmot, bevor Eberly zu antworten vermochte. »Gibt es vielleicht irgendwelche Probleme, von denen ich nichts weiß?«
    Eberly schürzte die Lippen und tippte mit den Fingern dagegen. Er will Zeit schinden, erkannte Wilmot.
    »Die Vorschriften sind zu starr«, antworte Eberly schließlich.
    »Sie bieten den Leuten keine Flexibilität. Sie wurden von Verwaltungsfachleuten und Akademikern verfasst…«
    »Wie ich einer bin«, warf Wilmot mit einem humorvollen Lächeln ein.
    »Ich wollte sagen, Verwaltungsfachleute und Akademiker, die auf der Erde geblieben sind; politische Theoretiker, die die Erde noch nie verlassen haben und es auch nicht vorhaben.«
    Wilmot beugte sich auf dem Stuhl vor und schaute auf die junge Frau. »Miss Lane, haben Sie das Gefühl, dass unsere bestehenden Protokolle Sie einengen?«
    Konsterniert machte sie große Augen und schaute dann Eberly an.
    »Miss Lane?«, wiederholte Wilmot. »Engen wir Sie ein?«
    »Ich bin noch nie auf der Erde gewesen«, erwiderte Holly langsam und bedächtig. »Zumindest erinnere ich mich nicht an mein dortiges Leben. Soweit ich weiß, habe ich mein ganzes Leben in Selene verbracht. Und nun natürlich hier im Habitat.
    Das Leben in Selene war…« ‒ sie suchte nach dem passenden Wort ‒ »nun, in mancherlei Hinsicht leichter. Ich meine, wenn ein Problem auftrat, vermochte man immer ein Regierungsgremium um Hilfe zu bitten. Wie zum Beispiel bei der monatlichen Wasserzuteilung oder wenn es darum ging, ein größeres Quartier zu bekommen.«
    »Und wir haben keine solchen Petitions-Gremien«, sagte Wilmot leise.
    »Nein, haben wir nicht«, erwiderte Holly. »Alles ist zementiert. Da sind die Regeln und sonst nichts. Ende der Geschichte.«
    Wilmot befingerte nachdenklich den Bart.
    »Das eigentliche Problem«, platzte Eberly heraus, »ist, dass diese Bestimmungen von Leuten erlassen wurden, die in einer Welt leben, die streng kontrolliert werden muss. Sie sind alle der gleichen grundlegenden Überzeugung, dass die Gesellschaft hierarchisch sein und von oben kontrolliert werden müsse.«
    Wilmot freute sich, dass die Diskussion sich nun auf sein Interessengebiet verlagerte. »Werden denn nicht alle Gesellschaften von oben kontrolliert? Selbst die so genannten Demokratien werden von einer kleinen Elite regiert; der einzige Unterschied ist lediglich, dass eine Demokratie ihre Elite ohne Blutvergießen auszuwechseln und der breiten Öffentlichkeit die Illusion zu vermitteln vermag, dass eine wesentliche Veränderung stattgefunden habe.«
    »Es gibt zu viele Kontrollen«, wiederholte Eberly. »Auf der Erde, deren Bevölkerung trotz der Erderwärmung und aller anderen Umweltkatastrophen auf über zehn Milliarden angestiegen ist, ist strenge Kontrolle absolut notwendig. Aber dies ist eben nicht die Erde.«
    Wilmot heuchelte Erstaunen. »Glauben Sie denn nicht, dass wir auch unsere Bevölkerungszahl regulieren müssen? Sehen Sie denn nicht die Notwendigkeit, unsere Ressourcen entsprechend unserer Fähigkeit zu nutzen, sie zu ersetzen?
    Wir leben in einer sehr begrenzten Umgebung, wie Sie wissen.«
    Eberly musste sich offensichtlich beherrschen, um seine Ungeduld zu zügeln. »Dieses Habitat könnte das Zehnfache der existierenden Population ernähren und beherbergen.
    Wieso müssen wir uns so verhalten, als ob wir am Rand einer Hungersnot stünden?«
    »Weil wir bald am Rand einer Hungersnot stehen werden, wenn wir die Größe der Population nicht kontrollieren«, erwiderte Wilmot milde.
    Eberly schüttelte heftig den Kopf. »Sie nehmen an, dass wir eine geschlossene Ökologie seien und

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