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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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während sie die Ringe in ihrem komplexen, geradezu hypnotischen Ballett betrachtete. Sie vergaß die anderen Wissenschaftler, die um Urbains Gunst buhlten. Sie vergaß den Entwurf, den sie fertig stellen musste.
    Sie vergaß Eberly und seine Rede und überhaupt alles um sich herum ‒ so groß war die Faszination, die die glühenden, verlockenden Ringe des Saturn auf sie ausübten.
    Oswaldo Yaňez vermochte an nichts anderes mehr als an Eberlys Rede zu denken. Er löcherte andere Ärzte auf der Krankenstation, hielt Krankenschwestern auf ihrer Runde an, um sie nach ihrer Meinung zu fragen und diskutierte mit jedem Patienten, den er an diesem Morgen sah, über die Rede.
    Er tippte einem Mechaniker, der über Rückenschmerzen klagte, auf die Brust und sprach in höchsten Tönen von Eberlys Ideen.
    »Der Mann hat absolut Recht«, insistierte er. »Er ist ein Genie. Es bedarf auch eines wirklichen Genies, um durch die ganzen Details zum Kern der Sache vorzustoßen.«
    Sein Patient zuckte leicht zusammen, als er sich auf dem Behandlungstisch aufsetzte. »Geben Sie mir einfach eine Spritze, Doc, und lassen Sie mich wieder an die Arbeit gehen«, erwiderte er.
    Den ganzen Morgen textete Yaňez in seinem lebhaften, schnellen Englisch mit spanischem Akzent alle und jeden zu, der in seine Hörweite kam. Er war ein runder kleiner Mann mit einem runden, fröhlichen Koboldgesicht, das ein sehr reges Mienenspiel hatte ‒ vor allem dann, wenn er sich so für ein Thema begeisterte wie für Eberlys Rede.
    Yaňez war weder ein politischer Exilant noch ein Rebell oder ein verurteilter Straftäter. Er war Idealist. Er hatte sich von der Schulmedizin in Buenos Aires abgewandt, weil er glaubte, dass das Verbot des therapeutischen Klonens auf überholten religiösen Überzeugungen beruhte und die eindeutigen Beweise für den medizinischen Nutzen ignorierte, den die Regeneration von durch Krankheit oder Trauma beschädigtem Gewebe zeitigte. Die Ärztekammer hatte ihn vor die Wahl gestellt: Entweder nahm er an der Saturn-Mission teil, oder er blieb in Buenos Aires und bekam die Approbation entzogen.
    Yaňez fiel die Entscheidung nicht schwer: Eine neue, sauberere Welt war auf jeden Fall dem langsamen geistigen Tod vorzuziehen, der ihn unweigerlich ereilen würde, wenn er blieb. Er bat nur darum, dass seine Frau ihn begleiten dürfe.
    Sie war ziemlich erstaunt, als er ihr die Nachricht verkündete.
    Und nun hatten Eberlys kühne Worte es ihm angetan. »Wir sollten die Kontrolle über dieses Habitat übernehmen«, wiederholte er den lieben langen Tag. »Wir sollten unsere eigene Regierung bilden und diese neue Welt so gestalten, wie sie gestaltet werden sollte. Und Eberly ist eindeutig der richtige Mann, um uns zu führen.«

284 Tage nach dem Start
    Professor Wilmot lehnte sich auf dem Bürostuhl zurück und genoss den Komfort der Lederpolsterung. Das Holo-Fenster zur Linken zeigte eine dreidimensionale Abbildung der felsigen Küste, wo der River Bann sich in den kalten und turbulenten North Channel ergoss. Es war, als ob er auf dem alten Familiensitz aus dem Fenster geschaut hätte.
    Merkwürdig, sagte er sich, ich vermisse die alte Heimat immer nur dann, wenn ich solche Szenen betrachte. Aus der Ferne sieht man wohl alles durch eine rosarote Brille.
    Das Telefon summte und meldete: »Dr. Eberly möchte Sie sprechen, Sir.«
    Wilmot seufzte schwer und blendete die Ansicht seiner alten Heimat aus. Willkommen in der Realität, sagte er sich und befahl dem Bürocomputer, die Tür vom Vorzimmer zu öffnen.
    Malcolm Eberly trat ein. Er wurde von einer jungen Assistentin begleitet, einer langbeinigen, dunkelhäutigen, jungen Frau. Sie trug ein lindgrünes Gewand, das ihre schlanken Beine gut zur Geltung brachte. Sie hatte keine Accessoires außer einem Namensschild. Sie ist bloß ein naives kleines Dummchen für ihn. Wilmot lächelte beinahe. Wenn du glaubst, du könntest mich mit ihr kirre machen, mein Junge, dann bist du schief gewickelt.
    »Kommen Sie herein! Setzen Sie sich«, sagte Wilmot mit einem jovialen Lächeln. »Gut, dass Sie so rasch gekommen sind.«
    Eberly war mit einem himmelblauen Gewand und einer taubengrauen Hose bekleidet. Wilmot stellte mit seinem geschulten Blick fest, dass er Schulterpolster trug.
    »Wenn der Vorsitzende des Verwaltungsrates ruft«, sagte Eberly laut, »tut man gut daran, sofort zu kommen.«
    Wilmot nickte wohlwollend und sagte: »Es ist schön, Sie wieder zu sehen, Miss Lane.«
    Im ersten Moment schaute sie

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