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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Berkowitz angeboten, als Leiter der Kommunikationsabteilung im Weltraum-Habitat zu fungieren, das zum Saturn fliegen sollte. Berkowitz ‒ der nach einer fünfzigjährigen glücklichen Ehe kürzlich zum Witwer geworden war ‒ hatte die Gelegenheit ergriffen, die Erinnerung an das gemeinsame Leben so weit wie möglich hinter sich zu lassen.
    Nun lehnte der stattliche, sonnengebräunte und etwas mollige Mann sich auf dem Bürostuhl zurück. Eine Reihe von Hologrammen an der Wand hinter ihm zeigte ihn bei Tennis-Turnieren und auf Golfplätzen. Er lächelte den düster und verkniffen dreinblickenden Vyborg warmherzig an.
    »Was gibt es denn, Sammi?«, fragte Berkowitz jovial. »Sie schauen aus, als ob Sie eine Kröte geschluckt hätten.«
    Vyborg nahm auf dem Stuhl vor Berkowitz' Schreibtisch Platz und legte los: »Es gefällt mir überhaupt nicht, Ihnen das zur Kenntnis zu bringen…«
    »Aber Sie werden es trotzdem tun. Muss wichtig sein.«
    »Das ist es.«
    »In Ordnung. Raus damit.«
    »Es geht um Romero.«
    »Der alte Don Diego? Was passt Ihnen denn nicht an ihm?«
    Vyborg zögerte gerade so lang, um Berkowitz zu zeigen, dass ihm das, was er tat, widerstrebte. »Es fällt mir sehr schwer, das zu sagen, weil der Mann immerhin mein direkter Vorgesetzter ist, aber… Nun, er bekommt es einfach nicht geregelt.«
    »Ist nicht wahr.«
    »Doch. Er verbringt nur einen halben Tag im Büro und ist dann verschwunden. Wie soll er da seine Arbeit schaffen?«
    »Dafür haben wir doch Sie, Sammi.«
    »Was?«, entfuhr es Vyborg.
    Berkowitz setzte sein liebenswertestes Lächeln auf, verschränkte die Hände wie zum Gebet auf dem Schreibtisch und sagte: »Diego Romero ist ein wunderbarer alter Mann, ein großer Lehrer, der eine außergewöhnliche Karriere hinter sich hat.«
    »Hinter sich hat«, wiederholte Vyborg.
    »Er ist eigentlich nur deshalb in dieser Abteilung, weil Wilmot ihn in diesem Habitat haben wollte und irgendwo unterbringen musste. Also arbeitet er nun bei uns.«
    »Aber er arbeitet gar nicht«, sagte Vyborg unwirsch. »Er sitzt fast nie an seinem Schreibtisch.«
    »Das ist schon in Ordnung, Sammi. Ich habe ihm nicht viel aufgegeben. Ich verlasse mich darauf, dass Sie die Arbeit erledigen. Lassen Sie Don Diego in Ruhe; er wird für dieses Habitat noch sehr wertvoll sein ‒ als ein Dozent.«
    »Ein Dozent?«, sagte Vyborg atemlos. »Man hat ihn in Mexiko gefeuert, weil er nicht autorisierten Müll gelehrt hat.
    Wollen Sie etwa zulassen, dass er seine Blasphemien hier verbreitet?«
    Das tat Berkowitz' Lächeln nicht den geringsten Abbruch.
    »Gedankenfreiheit ist nicht blasphemisch, Sammi. Er ist ein großartiger Dozent.«
    »Ja, und er lehrt den Rest der Büro-Belegschaft, wie man ohne etwas zu tun über die Runden kommt«, murmelte Vyborg.
    »Wenn Sie irgendwelche Unregelmäßigkeiten in dieser Abteilung bemerken, informieren Sie mich sofort darüber.
    Pronto. Don Diego ist aber ein Sonderfall. Lassen Sie ihn in Ruhe.«
    Vyborg erkannte, dass er verloren hatte. Er nickte und erhob sich vom Stuhl. »Ich verstehe. Es tut mir Leid, Sie belästigt zu haben.«
    »Sie haben mich nicht belästigt«, sagte Berkowitz großmütig.
    »Meine Bürotür steht Ihnen immer offen, Sammi.«

    Vyborg schaute sich im Büro des Direktors um. Es war viel größer als seins. Es hatte sogar ein Fenster, das auf den Park und den dahinter liegenden schimmernden See hinausging.
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging hinaus; ich werde sie beide irgendwie loswerden müssen, sagte er sich.
    Als er sich wieder in seinem Büro befand, hatte Vyborgs Laune sich wieder beträchtlich gebessert. Berkowitz wollte Don Diego erlauben, häretisches Gedankengut zu verbreiten, sagte er sich. Dadurch wird Berkowitz genauso schuldig wie der alte Mann selbst. Vielleicht kann ich beide mit einem Streich erledigen.
    Doch als er sich wieder an den Schreibtisch setzte, trübte seine Stimmung sich erneut ein. Das heißt, dass ich warten muss, bis wir den Saturn erreicht haben. Das dauert mir aber zu lang. Ich kann nicht monatelang oder gar über ein Jahr warten. Ich muss sie sofort loswerden.

318 Tage nach dem Start
    Als Holly am nächsten Morgen in ihr Büro kam, hatte sie bereits eine Nachricht auf dem Computerbildschirm: KOMMEN SIE SOFORT ZU MIR. MORGENTHAU.
    Holly grämte sich noch immer, Ruth Morgenthau an Eberlys Schreibtisch sitzen zu sehen. Obwohl es nun schon fast zwei Monate her war, seit Eberly das Büro verlassen hatte, erwartete Holly noch

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