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Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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»Wir befinden uns nun unterm Park und gehen in Richtung der Farmen.«
    »Wie auch immer. An der Oberfläche wirkt alles so real, aber hier unten sieht man, dass es nur eine Attrappe ist.«
    »Ist es nicht!«, sagte sie nachdrücklich. »Es ist so real wie irgend möglich. Sie essen doch die Lebensmittel, die wir auf den Farmen anbauen, oder? Sie schlafen in einem Apartment im Dorf. Wie real sollte es denn noch sein?«
    Gaeta hob beschwichtigend die Hände. »He, nur mit der Ruhe. Nehmen Sie das nicht gleich persönlich. Ich wollte damit nur sagen, dass das ganze Habitat ein künstliches Gebilde ist. Es sieht zwar aus wie ein reales Dorf und reale Farmen und all das, aber wenn man hier unten ist, sieht man doch, dass es sich um eine große Maschine handelt.«
    »Ja, stimmt«, sagte Holly. »Das ist allgemein bekannt.«
    Sie gingen für eine Weile schweigend weiter, wobei die Deckenbeleuchtung bei ihrer Passage im Wechsel sich ein- und ausschaltete. Wie von Zauberhand, sagte Holly sich. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie eigentlich im Büro bei der Arbeit hätte sein müssen. Aber es macht Spaß, die Tunnels zu erkunden, sagte sie sich. Man kann schließlich nicht immer nur arbeiten. Ab und zu will man auch ein wenig Spaß haben.
    Der Tunnel gabelte sich vor ihnen, und in einer Wand tat sich ein anderer Tunnel auf, der ihren auf einer unteren Ebene kreuzte.
    »Diese Richtung«, sagte Holly und schwang ein Bein übers Geländer.
    »Dort hinunter?«, fragte Gaeta.
    »Sicher.« Sie flankte übers Metallgeländer, packte die unterste Strebe und baumelte dort für einen Moment. Dann ließ sie sich vier Meter tief auf den Metallboden des unteren Tunnels fallen.
    »Kommen Sie«, rief Holly zu Gaeta herauf. »Es ist eine Abkürzung zu den Farmen.«
    Er beugte sich mit skeptischem Blick übers Geländer. Dann kletterte er langsam und methodisch über die Reling und ließ sich neben ihr auf den Boden fallen, wobei er leicht auf den Zehenballen landete.
    »Für einen Stuntman sind Sie aber recht zimperlich«, frozzelte sie.
    »So bleibt ein Stuntman an einem Stück«, erwiderte er grinsend. »Es gibt alte Stuntmen und kühne Stuntmen, aber es gibt keine kühnen alten Stuntmen.«
    Holly lachte verstehend.
    »Wie weit ist es noch bis zu den Farmen?«, fragte Gaeta.
    »Nicht mehr weit.«
    »Wie weit?«
    Sie runzelte die Stirn und antwortete: »Weniger als drei Kilometer.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich habe mir alle Tunnel eingeprägt«, sagte Holly.
    »Alle? Jeden einzelnen? Jeden Kilometer?«
    »Jeden Zentimeter.«
    Er lachte. »Alles im Kopf gespeichert, was?«, sagte er und tippte sich an die Schläfe.
    Holly zog den Palmtop aus der Tasche des Gewands und drückte mit dem Daumen die Positions-Taste. Auf dem Bildschirm erschien eine schematische Darstellung der Tunnel, die sich unter der künstlichen Landschaft des Habitats hindurchschlängelten; ein blinkender roter Cursor markierte ihren Standort.
    Gaeta schaute ihr über die Schulter auf den Bildschirm. Sie spürte seinen warmen Atem im Nacken und fühlte seine Körperwärme.
    »Unglaublich«, sagte er ehrfurchtsvoll. »Sie haben Recht.«
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt, oder? Ich habe mir den ganzen Grundriss des Habitats eingeprägt. Jeden einzelnen Zentimeter.«
    Gaeta legte sich die Hand aufs Herz und machte eine leichte Verbeugung. » Perdone mi, Senorita. Ich bitte um Verzeihung, dass ich an Ihnen gezweifelt habe.«
    » Da nada «, sagte Holly, womit ihre Spanischkenntnisse aber auch schon erschöpft waren. Sie schwor sich, irgendwann die Sprache gründlicher zu lernen.
    Ihr Abenteuer hatte vor der Mittagspause begonnen, als Gaeta in Hollys Büro gekommen war und um eine Genehmigung für eine Exkursion außerhalb des Habitats ersucht hatte.
    »Muss den Anzug testen«, erklärte er. »Wir haben schon ein halbes Dutzend Änderungen daran vorgenommen und müssen ihn nun im harten Vakuum testen.«
    Holly schaute vom Bürostuhl zu ihm auf und bemerkte, dass seine Augen die dunkelsten waren, die sie jemals gesehen hatte.
    »Da müssen Sie sich an die Sicherheitsabteilung wenden«, sagte sie. »Dies ist die Personalabteilung.«
    Gaeta zuckte leicht die Achseln. »Ja, ich weiß, aber ich sagte mir, dass Sie mir vielleicht helfen könnten. Ich kenne niemanden in der Sicherheitsabteilung, und wir beide haben uns zumindest schon kennen gelernt.«
    Irgendwie hatte sie den Eindruck, dass das eine Lüge war.
    Oder vielleicht ein Vorwand, um mich zu sehen?, fragte Holly sich.

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