Planeten 05 - Saturn
ausgezeichneten gesundheitlichen Verfassung. Ich habe seine Krankenakte überprüft.«
»Menschen sterben trotzdem«, blaffte Vyborg.
»Ja, vor allem, wenn sie Sterbehilfe bekommen«, sagte Kananga mit einem heiseren Kichern.
»Wollen Sie mir nun helfen oder nicht?«, fragte Vyborg, der zunehmend ungehalten wurde.
Kananga schwieg für eine so lange Zeit, dass Vyborg schon mit einer Ablehnung rechnete. Schließlich sagte er jedoch: »Es gibt keine Überwachungskameras unten in den Kanälen, wo er so viel Zeit verbringt, nicht wahr?«
Das stimmt, sagte Vyborg sich.
328 Tage bis zur Ankunft
Alle Abteilungsleiter hatten sich um den ovalen Konferenztisch versammelt. Wilmot saß an einer Seite in der Mitte, flankiert von Urbain und der rundgesichtigen dunkelhaarigen Andrea Maronella, der Leiterin der Agro-Gruppe. Eberly, der Wilmot genau gegenübersaß, betrachtete die Frau nach wie vor als ›Landpomeranze‹.
Einer nach dem andern referierten die Abteilungsleiter eine Kurzfassung der Wochenberichte. Eberly war schier zu Tode gelangweilt. Wieso zeichnet Wilmot nicht eine dieser Besprechungen auf und spielt sie jede Woche wieder ab?, fragte er sich. Damit würden wir alle ein paar Stunden Zeit sparen, und im Ergebnis käme es fast aufs Gleiche 'raus.
»Das war's dann wohl«, sagte Wilmot, nachdem der letzte Redner verstummt war. »Liegt noch etwas an?«
»Raoul Tavalera hat eine Stelle in der InstandhaltungsAbteilung angenommen«, sagte Eberly. »Dem Vernehmen nach ist er nun mit Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten beschäftigt.«
Tamiko O'Malley, der kleine japanische Leiter der INST, nickte bestätigend. »Er ist ein brauchbarer Techniker. Obwohl er so schnell wie möglich wieder zur Erde zurückkehren will.«
Wilmot richtete den Blick wieder auf Eberly. »Wie sieht es damit aus, Dr. Eberlv?«
»Wir wollen es so einrichten, dass er mit dem Video-Team zurückfliegt, wenn die Exkursion zum Titan beendet ist.«
Urbain schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Sie werden nicht die Erlaubnis bekommen, auf dem Titan zu landen. Niemals!«
»Der Teamleiter geht aber davon aus, dass es ihm erlaubt wird…«
»Niemals!«, wiederholte Urbain noch heftiger.
Wilmot legte dem Wissenschaftler beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Ich dachte, Dr. Cardenas wollte ihm bei der Lösung des Kontaminationsproblems helfen.«
»Mit Nanomaschinen?«, blaffte Urbain. »Das glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe. Nicht eher.«
»Es wird aber schwierig werden, ihm die Genehmigung zu verweigern. Ich meine, dieser Gaeta ist ein Medien-Held. Er hat diesen verletzten Astronauten gerettet. Deshalb genießt er ein hohes Ansehen im ganzen Habitat.«
»Wir müssen eine Vorführung von Dr. Cardenas'
Nanomaschinen arrangieren«, sagte Wilmot, bevor Urbain etwas zu erwidern vermochte. »Eine Vorführung, die unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattfindet. Ich will nicht das geringste Risiko eingehen, dass Nanobots in diesem Habitat Amok laufen.«
Urbain nickte gequält lächelnd. »Null-Risiko«, murmelte er, und sein Lächeln verriet Eberly, dass er wusste, Null-Risiko war ein Ding der Unmöglichkeit.
»Gut«, sagte Urbain. »Sind wir nun fertig?«
Ein paar Abteilungsleiter schoben die Stühle zurück. Doch dann räusperte Eberly sich laut und verkündete: »Es gäbe da noch etwas, wenn's recht ist.«
Wilmot, der sich schon halb vom Stuhl erhoben hatte, ließ sich wieder darauf fallen. Er schaute alles andere als erfreut.
»Was gibt's denn noch?«, fragte er pikiert.
»Mein Komitee hat einen Entwurf für eine Verfassung ausgearbeitet. Ich habe ihn durchgesehen, und ich halte die Zeit nun für gekommen, diesen Entwurf der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und ihn zur Abstimmung zu stellen.«
Etwas wie Argwohn flackerte kurz in Wilmots Augen auf.
»Sie haben doch schon diese ganze Diskussion um die Namensgebung inszeniert. Wollen Sie etwa schon wieder eine Debatte anzetteln?«
Doch Wilmot fasste sich mit einem Finger an den Bart und sagte: »Ich möchte Ihren Entwurf erst einmal sehen. Dann werden wir ihn von den Abteilungsleitern begutachten lassen.
Anschließend werden wir ihn der Öffentlichkeit vorstellen.«
»Schön«, sagte Eberly mit einem gefälligen Lächeln. Genau das hatte er nämlich von Wilmot erwartet.
Holly erhob sich vom Schreibtisch und ging zu Morgenthaus Tür. In ihrer Vorstellung war dies nicht mehr Eberlys Büro; sie hatte Eberly seit Wochen schon nicht mehr gesehen, außer
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