Planeten 05 - Saturn
Instandhaltungsabteilung?«, fragte er etwas besorgt.
Der schwarze Mann kam näher. Er lächelte noch immer.
»Nein, in dieser Hinsicht haben Sie nichts zu befürchten.«
Wie befohlen aß Holly mit Kris Cardenas im Bistro zu Mittag.
Aber es lief nicht gut.
»Ich weiß, dass ich neugierig wirke«, sagte sie wie um Entschuldigung heischend, »aber meine Chefin macht sich Sorgen wegen der Nanotechnik, und da ist eine Lücke in Ihrem Lebenslauf…«
Cardenas legte die Gabel hin und nahm einen Schluck Limonade. Dann ließ sie den Blick über die auf dem Rasen verstreuten Tische schweifen, von denen die meisten leer waren, dann richtete sie den Blick wieder in Hollys Richtung.
Ihre strahlend blauen Augen schauten traurig, nicht verärgert; sie schienen an Holly vorbei in eine schmerzliche Vergangenheit zu blicken.
»Ich will nicht, dass jemand etwas davon erfährt«, sagte sie.
»Ich werde es Ihnen erzählen, aber nur wenn Sie mir versprechen, es für sich zu behalten.«
Holly wollte schon zustimmen, doch dann sagte sie: »Ich werde aber meiner Chefin darüber berichten müssen.«
Cardenas schüttelte den Kopf. »Dann vergessen Sie es. Ich würde es Ihnen sagen, Holly, aber ich will nicht, dass es allgemein publik wird. Wenn Sie es Ihrer Chefin sagen, wird man mir nicht erlauben, hier Nanotech-Arbeiten durchzuführen.«
»Wieso denn nicht?«
»Weil ich Beihilfe zum Mord geleistet habe«, sagte Cardenas unverblümt.
Holly spürte, wie ihr die Kinnlade herunterklappte.
»Ich habe es zwar nicht vorsätzlich getan«, erklärte Cardenas. »Aber es war trotzdem schlimm genug.«
Als ob ein emotionaler Damm gebrochen wäre, erzählte Cardenas Holly die ganze Geschichte. Dass sie wegen der Nanobots, die sich in ihrem Körper tummelten, nach Selene verbannt worden war und nicht mehr zur Erde zurückkehren durfte. Dass ihr Mann sich geweigert hatte, sie auf dem Mond zu besuchen, dass ihre Kinder sich gegen sie gewandt hatten und dass sie ihre Enkelkinder nie gesehen hatte. Die Wut. Die Schmerzen und Tränen und der heiße Zorn auf die Narren und selbstzufriedenen Ignoranten, die die Angst der Menschen vor der Nanotechnik instrumentalisierten, um ihr Leben zu zerstören.
Sie erzählte Holly von Martin Humphries' Angebot. »Er sagte, er brächte mich zur Erde zurück, wenn ich ihm dabei helfen würde, das Raumschiff eines Konkurrenten zu sabotieren. Er war, weiß Gott, reich genug, um alles zu kaufen.
Ich glaubte, er würde mir helfen. Ich hatte keine Ahnung, dass die Beschädigung eines Raumschiffs den Tod eines Menschen zur Folge haben sollte. Also ließ ich mich von Humphries kaufen, und sein größter Konkurrent starb, als das Raumschiff eine Panne hatte.«
»Dann sind Sie also niemals wieder zur Erde zurückgekehrt?
Haben Ihre Familie nie wieder gesehen?«, fragte Holly mit leiser Stimme.
»Nie«, sagte Cardenas. »Als ich hörte, dass Dan Randolph wegen meiner Komplizenschaft gestorben war, habe ich gegenüber der Regierung von Selene ausgepackt. Ich habe sogar versucht, Selbstmord zu begehen, aber das hat nicht geklappt. Zur Strafe wurde ich aus Selenes Nanotech-Labor ausgeschlossen. Also ging ich nach Ceres, einem Vorposten im All, und arbeitete jahrelang mit den Felsenratten. Keine Nanotech-Arbeit. Ich schwor, nie wieder Nanotech-Forschung zu betreiben.«
»Aber nun wollen Sie wieder damit anfangen. Und zwar hier.«
Cardenas nickte. Sie wahrte zwar die Contenance, machte aber ein Gesicht, als ob sie von der Last der ganzen Welt niedergedrückt würde. »Ich habe beschlossen, dass ich nun genug gebüßt habe. Ich kann euch hier eine Hilfe sein. Ich will noch mal ein neues Leben beginnen.«
»Kommt mir irgendwie bekannt vor«, murmelte Holly.
»Wir beide sind Seelenverwandte.«
»Gut möglich.«
Cardenas musterte sie mit diesen strahlend blauen Augen.
»Was werden Sie Ihrer Vorgesetzten also sagen?«
Hollys Entschluss stand bereits fest. »Nichts«, sagte sie. »Ich werde ihr nur sagen, dass Sie aus freien Stücken nach Ceres gegangen seien, um mit den Felsenratten zu arbeiten. Das ist schließlich nicht einmal gelogen, nicht wahr?«
Zum ersten Mal lächelte Cardenas. »Nein, das ist nicht gelogen. Es ist zwar auch nicht die Wahrheit ‒ zumindest nicht die ganze Wahrheit. Aber es ist auch keine Lüge.«
Lächelnd ging Kananga auf Don Diego zu und blieb auf Armlänge entfernt vor ihm stehen. »Nein, ich bin nicht von der Instandhaltungsabteilung«, wiederholte er. »Ich habe vor, die
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