Planeten 05 - Saturn
ebenfalls mit einem Kopfschütteln quittierte.
»Ich weiß natürlich, woher sie kommen«, sagte sie, »aber man könnte fast glauben, ich wollte Frankensteins Monster züchten ‒ bei dem engen Korsett aus Sicherheitsmaßnahmen, in das ich geschnürt werde.«
»Sie waren übervorsichtig?«, fragte Eberly.
»Wie ein Damenkränzchen.«
»Manny, trägst du dich noch mit dem Gedanken, durch die Ringe zu fliegen?«, fragte Holly.
»Ich habe nichts mehr von dieser Nadia gehört«, sagte er mit einem Kopf schütteln. »Sie sagte, dass sie sich damit befassen wolle.«
»Ich werde sie anrufen«, sagte Holly. »Vielleicht hat sie es nur vergessen.«
Es wurde gerade der Nachtisch serviert, als Eberly einen Vorschlag machte. »Vielleicht vermag ich Ihnen wegen Dr. L. Jrbain zu helfen. Ich habe direkten Zugang zu Professor Wilmot und kann mich bei ihm dafür einsetzen, dass Sie die Titanoberfläche betreten dürfen.«
Er wandte sich Cardenas zu. »Und dafür, dass ein paar der Beschränkungen für Ihr Nanotech-Labor aufgehoben werden.«
»Es sind aber gar nicht mal die Beschränkungen«, sagte Kris ernst. »Damit kann ich leben. Ich weiß, wovor die Menschen Angst haben und muss ihnen bis zu einem gewissen Punkt sogar Recht geben.«
»Wo liegt dann Ihr Problem?«, fragte Eberly.
»Schlicht und einfach Arbeitskräfte«, sagte Cardenas. »Ich bin ganz allein im Labor. Ich habe schon versucht, Assistenten anzuwerben, aber keiner von den jüngeren Wissenschaftlern will irgendwie mit Nanotechnik in Berührung kommen.«
»Hat die Abteilung Human Resources Ihnen denn nicht zu helfen vermocht?«, fragte Eberly mit einem Seitenblick auf Holly.
Cardenas schien dieser Gedanke zu verwundern. »Ich habe Urbain gefragt«, sagte sie. »Was ich brauche, sind zwei Laborassistenten. Junge Leute mit einer wissenschaftlichen Grundausbildung. Aber die Wissenschaftler sind förmlich geflohen, als ich sie um Hilfe bat.«
»Ich verstehe«, murmelte Eberly.
»Damals auf der Erde«, sagte Cardenas lächelnd, »in der Steinzeit, haben die Professoren Hochschulabsolventen in die Labors gestellt. Sklavenarbeit ‒ billig und reichlich zu haben.«
Eberly legte die Finger aufeinander. »Leider haben wir nicht viele Hochschulabsolventen unter uns und noch weniger Studenten. Zumal jeder einen Arbeitsauftrag hat; das war eine der Voraussetzungen, um überhaupt ins Habitat aufgenommen zu werden.«
»Wir haben keine unbeschäftigten Studenten«, sagte Holly.
»Das war mir von vornherein klar«, sagte Cardenas. »Aber ich hoffte, es würde mir wenigstens gelingen, ein paar jüngere Leute von Urbains Stab zu bewegen, mir zur Hand zu gehen.«
»Das würde er nicht zulassen«, mutmaßte Eberly.
Cardenas' Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Er lässt mich nicht mehr mit ihnen sprechen. Und er hat sie so unter Druck gesetzt, dass sie sogar meine Gesellschaft meiden. Ich bin geächtet.«
Eberly wandte sich an Holly und legte ihr die Hand aufs Handgelenk. »Holly, wir müssen in dieser Angelegenheit etwas tun.«
»Wenn Sie das für richtig halten, Malcolm«, sagte sie nach einem kurzen Blick auf Gaeta.
»Das halte ich für richtig«, sagte er, wieder an Cardenas gewandt.
Damit war das Essen beendet, und die vier traten hinaus ins nächtliche Zwielicht. Holly schlug das Herz bis zum Hals. Was geschieht nun?
»Holly, wieso gehen wir nicht in Ihr Büro und schauen, was wir tun können, um Dr. Cardenas zu helfen?«, sagte Eberly.
Sie nickte. »Wenn ich weiß, welche Qualifikationsprofile Sie brauchen, Kris, könnte ich Ihnen eine Liste möglicher Kandidaten zusammenstellen.«
»Ich schicke Ihnen die Anforderungen, sobald ich zu Hause bin«, sagte Cardenas.
»Ich begleite Sie nach Hause, Kris«, sagte Gaeta. »Es liegt auf meinem Weg.«
Holly stand wie erstarrt da, als Gaeta und Cardenas sich verabschiedeten und den Pfad entlanggingen, der zu ihren Unterkünften führte.
Eberly musste sie an der Schulter berühren, um sie aus der Starre zu lösen.
»Wir haben zu arbeiten, Holly«, sagte er.
Aber sie schaute unverwandt Cardenas und Gaeta nach, die Seite an Seite den trübe beleuchteten Weg entlanggingen.
Cardenas drehte sich um und schaute über die Schulter auf Holly, so als ob sie sagen wollte: Keine Sorge, es wird schon nichts passieren. Jedenfalls hoffte Holly, dass sie das ausdrücken wollte.
Sie ist doch meine Freundin, sagte Holly sich. Sie weiß, dass Manny und ich zusammen sind. Sie würde nie etwas mit ihm anfangen. Es war
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