Planeten-Flieger
Stunden hätten Sie sich bestens bedankt." „Ist an Bord alles wohl?" fragte Nauen. „Danke, danke. Wir sind alle gesund." „Sind die beiden Jungen noch an Bord, die sich in so unerhörter Weise bei Ihnen eingedrängt hatten?"
„Jawohl, die Jungen sind an Bord und..." Huiiiii, gellte der Warnungspfiff.
„Fenster schließen! Beeilen" Rasch wurden die Fenster zugeworfen. Mit tobendem Heulen und Fauchen kam eine Bö herangefegt. Wie verrückt taumelte das Flugschiff in der wild gewordenen Luft umher, wurde hochgerissen, hinabgeschleudert und hin und her geworfen.
„Es ist jetzt verteufelt ungemütlich bei uns", brüllte Meisenheim seinen Bericht weiter. „Der Sturm spielt mit uns Fangball. Wir haben die Fenster geschlossen. Es ist nicht das erstemal, daß wir so etwas erleben. Auf der Venus, da . . . Aaaaah! Das Flugschiff kippt — wir stürzen ins Meer."
Ein Krach. Und der Funkbericht war zu Ende.
Nachruf
Das war ein Schlag für Rudis und Ottos Eltern! Wie hatten sie sich gefreut, als nach der langen Zeit bangen Wartens die erste Nachricht von dem Wiederauftauchen des Flugschiffs verkündet wurde. Mit welch fiebernder Spannung hatten sie am Radio gesessen und stundenlang den eintönigen Sätzen der Funkstation Nauen zugehört, bis endlich die ersehnte Antwort vom Flugschiff ertönte. Wie waren sie von Sorge erlöst, als der Sprecher der Expedition mitteilte, daß alle an Bord gesund und daß auch Otto und Rudi dabei waren. Und nun? Das Flugschiff war ins Meer gestürzt. Seine Nachrichten waren verstummt. Die ganze Expedition war gewiß ertrunken. Zwar schwärmten die Torpedoboote nun auf dem Ozean umher und suchten das sturmbewegte Meer mit ihren Scheinwerfern ab. Aber es wäre töricht gewesen, sich noch irgendwelche Hoffnung zu machen, das Flugschiff könnte seinem Schicksal entgangen sein.
„Wir wollen den Mut noch nicht sinken lassen, Mutter", sagte Rudis Vater tröstend zu seiner weinenden Frau. „Es wäre doch sonderbar, wenn sie alle Fährnisse draußen bei den Sternen glücklich überstanden hätten und nun zum Schluß auf unserer Erde noch umkommen müßten. Paß auf, Mutter, wir kriegen unsern Jungen wieder." Aber er glaubte selber nicht an seine Worte.
Alle Stunden gab der Nachrichtendienst im Radio die Meldung durch: „Noch nichts gefunden. Die Boote setzten ihre Suche fort." Die Zeitungen brachten am nächsten Tage die Nachricht, das Raumflugschiff, das man vor einem Monat so stolz hätte aufsteigen sehen, wäre mit seiner ganzen Besatzung ins Meer gestürzt. Die Trümmer des Flugschiffs und die Leichen seiner Insassen wären aber noch nicht gefunden. Möglicherweise wäre es mit Mann und Maus auf den Meeresgrund hinabgesunken.
„Wir fassen zusammen", fuhren die Zeitungen fort, „was wir über den Verlauf dieser tollkühnen Expedition wissen, bevor wir die Akten über diesen tragischen Fall mutiger, aber vermessener menschlicher Unternehmung schließen. Noch einmal sehen wir mit dem geistigen Auge das Raumflugschiff wie eine blitzende Riesengranate auf dem Flugplatz stehen. Noch einmal erleben wir mit, wie zwei Knaben mit unglaublicher Frechheit im letzten Augenblick ins Schiff eindringen; man kann sie nicht mehr zurückstoßen, weil sie dann in den Explosionen umkommen müßten. Wir sehen das herrliche Flugschiff sich donnernd und blitzesprühend majestätisch erheben. Gleißend in den Sonnenstrahlen entschwindet es unserem unbewaffneten Auge.
Nun laufen die Meldungen von den großen Sternwarten ein. Sie verfolgen den Flug des Schiffes noch fünf Stunden lang. Bald ist es auch in den größten Fernrohren nur noch als büßendes Fünkchen zu sehen. Und endlich verschwindet auch dieses. Das Flugschiff ist aufs beste und sorgfältigste ausgerüstet. Dennoch zweifeln wir daran, daß es den zahllosen unbekannten Gefahren entgehen wird, die es draußen im Räume und auf dem Mars, dem Ziele der Expedition, umlauern. Siebenundzwanzig Tage vergehen, und wir Erdenbürger haben die Hoffnung auf die Rückkehr unserer Sternfahrer schon aufgegeben. Die Sternwarten haben sich längst wieder ihren gewohnten Aufgaben zugewandt. Da entdeckt ein Astronom der Sternwarte auf dem Mount Wilson bei einer Mondbeobachtung mit dem größten Fernrohr der Welt ein Lichtpünktchen auf dem Schattenteil einer Ringwallebene. Das Lichtpünktchen erlischt, leuchtet noch einmal auf und erlischt zum zweiten Male. Jetzt weiß man: das Flugschiff ist auf dem Monde, die mutigen Zwölf der Expedition sind noch nicht
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