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Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Reitter
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daß Stühle, Tische, Werkzeuge und was sonst noch losgerissen in den Schiffsräumen umherfegte, zur schweren Gefahr wurden. Endlich gelang es dem Ingenieur, zum Leiter durchzudringen. „Käpt'n", schrie er, „Dusel gehabt, was? Kein Wässerchen im Schiff. Werden uns aber beeilen müssen, diesen ganzen Weihnachten festzumachen; sonst schlägt er uns noch die Fensterscheiben entzwei."
    „Was ist mit der Dynamo los", brüllte der Leiter zurück.
    „Hat sich losgerissen und die Decke zum Vorratsraum C durchschlagen. Wir haben sie aber schon festgebunden. Sie kann keinen Schaden mehr anrichten."
    In dem wild tanzenden und sich drehenden Flugschiff machten die Männer sich an die Aufräumungsarbeiten. Doktor Ackermann mußte manche Wunde verbinden und den gebrochenen Arm eines Monteurs einrichten. Otto wurde auf seinem Bette festgeschnallt, damit er nicht zu Schaden kam. Rudi aber, vorläufig frisch und gesund, half beim Einfangen und Festmachen der Messemöbel. Bald wurden die Expeditionsleute bei den heftigen Bewegungen des Schiffes seekrank. Sogar der Käpt'n der sein Leben auf allen Meeren zugebracht hatte, blieb nicht verschont. Aber mit zäher Tatkraft arbeiteten sie weiter, so elend sie sich auch fühlten. Nachdem die losgerissenen Gegenstände fürs erste festgelegt waren, so daß sie Schiff und Menschen nicht mehr verleben konnten, befahl der Leiter, alles, was losgebunden oder losgebrochen werden konnte, in einen Raum zu schaffen, der unterhalb der Halle am Rande des Schiffsbodens lag. Unter unerhörten Anstrengungen wurde diese Arbeit bewältigt. Wie der Proviantmeister es mit der Hilfe des Arztes bei diesem Seegange in dem umgestürzten Schiffe fertigbrachte, seine Kameraden mit Essen zu versorgen, blieb rätselhaft. So tat jeder das Seine. Und als der Tag vorüber war, lag das Flugschiff so getrimmt im Wasser, daß es nicht mehr vom Winde gerollt werden konnte. Das Schlimmste war überstanden, In dem herrschenden Orkan und bei der veränderten Gleichgewichtslage des Flugschiffs gab der Leiter den Plan eines Heimfluges auf und entschloß sich zu dem Versuche, auf der Oberfläche des Meeres hingleitend, das Schiff in einen Hafen zu steuern. Wie gut dieser Versuch gelang, wußte die Welt bereits aus dem Funkspruch des Torpedoboots, an dem das Flugschiff vorübergebraust war. Die Sendeanlage der Expedition war bei dem Sturz ins Meer völlig zerstört worden. Daher konnten sie keine Nachrichten über die Heimkunft geben. Aber als das Flugschiff, das nun zum Wasserfahrzeug geworden war, am frühen Morgen in die Nordsee hineinknatterte, da zogen am reingefegten blauen Himmel drei Flugzeuge ihm entgegen. Im Sturzflug schossen sie hinab, glitten dicht über dem Flugschiff hinweg, umkreisten es und brachten durch tolle Kunststücke ihren Jubel über die glückliche Rückkehr zum Ausdruck. Der war der Willkomm der Heimat.
    Uber die Wellenkämme stiebend, eilte das Raumschiff der Flußmündung zu. Am Himmel summte und brummte es bald von zahlreichen Flugzeugen, welche die Heimkehrer im Triumpf begleiteten. Bald mußte der Leiter die Ge-schwindigkeit des Schiffes mäßigen; denn unzählige Dampfer, Prahme, Motor- und Segelboote waren ihm entgegengefahren. Tücher wurden geschwenkt. Heil- und Hurrarufe schallten.
    An der großen Kaje im Überseehafen lag ein großer Dampfer und heulte seinen Willkommgruß mit allen Sirenen. Dann ging's flußaufwärts an den ländlichen und Industriedörfern vorüber, überall brüllten die Fabrikpfeifen, läuteten die Glocken ihren Gruß. Auf dem Deich standen die Leute und schrien und winkten dem Flugschiff entgegen. Der brummende Schwärm der Flugzeuge in der Luft wurde immer dichter.
    Die Expeditionsleute, Otto und Rudi unter ihnen, lehnten lachend an den Fenstern ihres seltsamen Wasserfahrzeugs. In einem glatten Bogen steuerte der Käpt'n in den Hafen hinein. Taue wurden geworfen. Und bald lag das Flugschiff fest und sicher am Pier.

Empfang in der Heimat

    Durch die von jubelnden, schreienden Menschen wimmelnden Straßen bahnten die vier Autos mit den Expeditionsleuten sich mühsam ihren Weg zur Stadthalle, wo in dem größten Festsaale der Stadt die feierliche Begrüßung vor sich gehen sollte. Als sie, von Hochrufen umtobt, durch das große Tor in das breite Treppenhaus gekommen waren, trat ein Herr mit amtlicher Miene an die beiden Jungen heran und sagte in überlegenem Tone: „Kommt mal mit, ihr Bürsch-chen! Wir wollen euch euren Eltern zustellen. Eure Väter werden euch

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