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Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Reitter
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seinen Freund. „Sonst ersticken wir allesamt im Schiff."
    „Rudi, ich glaube, bei mir witscht immer noch ein bißchen Luft durch." „Drück fester auf!"
    Die Saugwirkung der Luftleere draußen unterstützte das Bestreben der Jungen, die kleinen Risse im metallenen Fußboden luftdicht abzuschließen.
    „Mensch, meine Hand tut mir elend weh." „Mein Riß hier klemmt auch eklig. Aber wir müssen die Löcher fest zuhalten. Es wäre ja lächerlich, wenn wir das nicht durchhielten." Eine kleine Weile verging. „Rudi, ich glaube, die Rohrearbeiten jetzt ruhiger. Wir wollen noch mal brüllen. Eins, zwei, drei:" „Hilfäh! Hilfäh! Hilfäh!" „Verdammt! Sitten die denn auf ihren Ohren?" „Rudi, mir ist ganz schlecht." „Halt ja fest, Ottsch! Sei ein Mann!" „Och Männeken, spiel hier bloß nich den dicken Motz! Ich halte schon fest, bis ich umfalle." „Otto, ich hab' dich wirklich nicht ärgern wollen. Ich selber kann's nämlich auch nicht mehr lange aushalten. Es tut so wahnsinnig weh." „Wir wollen noch mal brüllen." „Wir wollen mal ,Feuer' rufen." „Hilfe! Feuer! Feuer! Feuer! Hilfe!" Doktor Ackermann trat gerade aus seiner Kammer, da hörte er den Ruf. Mit einem Saltze sprang er die ganze steile Treppe hinunter und schaute in den Raum, in dem die Jungen mit schmerzverzerrten Gesichtern auf dem Boden lagen.
    „Wo brennt's", fragte er und wollte Rudi aufheben.
    „Nur nicht anfassen! Nicht wegziehen, Herr Doktor! Wir halten doch die Löcher zu. Wenn wir loslassen, geht die Luft raus aus dem Schiff." „Du kriegst die Motten! Haltet noch einen Augenblick weiter! Ich bin deich wieder da." Nun hörten die Jungen den Doktor rufen, eine Türe schlagen, Schritte die Treppe heruntereilen. Und gerade als Meisenheim und der Arzt hereinkamen, sagte Otto „Aäääh" und wurde ohnmächtig. Piiiiiiiiu, pfiff die Luft durch den Riß hinaus, den er mit seiner Hand verschlossen hatte. Schnell warf der Astronom sich zu Boden und nahm die Stelle des Jungen ein.
    Der Doktor kniete schon an Rudis Seite und sagte: „So, mein Jung, jetzt werde ich dich ablösen. Lauf du schnell nach oben und hole die Leute herunter! Wir dürfen den Otto nicht lange so liegen lassen." „Helfen Sie erst dem Ottsch", rief Rudi, indes ihm vor Schmerzen die Tränen und der Schweiß über das Gesicht rannen. „Donnerwetter, tu, was ich dir sage", schnauzte der Doktor und schob seine große Hand an die Stelle der kleinen des Jungen. Da lief Rudi, so schnell er konnte. „Herr Kapitän, es sind Löcher im Schiffsboden." „Unsinn! Dann wäre unsere Luft ja längst entwichen, und wir säßen da wie Fische ohne Wasser."
    „Wir haben die Löcher zugehalten, Herr Kapitän", sagte Rudi und zeigte seine blutige Hand. „Der Doktor schickt mich um Hilfe." Der Leiter war sehr erschrocken und eilte mit einigen Kameraden in den untersten Schiffsraum.
    Dort hatte der Arzt inzwischen mit seinem freien Arm den ohnmächtigen Jungen schon an sich herangezogen und die Handwunde untersucht, aus der die Leere draußen durch den Riß das Blut herausgesaugt hatte. „Starker Blutverlust", murmelte er. „Tapferes Kerlchen! Hat ausgehalten, bis ihm die Sinne schwanden, übrigens, Meisenheim, wechseln Sie mal die Hände! Sie verlieren dann nicht soviel Blut. -Gottlob, da kommen unsere Leute." Nun hob ein Hämmern und Schweißen an, und nach kurzer Zeit war das Schiff wieder gedichtet. Aber es war dabei viel Luft entwichen. Der übriggebliebene Sauerstoff reichte gerade dazu aus, die Räume noch einmal mit frischer Luft zu füllen. Wenn diese verbraucht war, mußte das Schiff wieder in der Atmosphäre der Erde sein, damit die Fenster geöffnet werden konnten; sonst war die Exedition verloren.
    Unter der Fürsorge des Doktors schlug Otto bald die Augen wieder auf. Aber der Blutverlust hatte ihn sehr geschwächt. Wenn er nun noch einem Sauerstoffmangel ausgesetzt würde, dann, fürchtete Doktor Ackermann, könnte das vielleicht seinen Tod bedeuten. Darum ordnete der Arzt an, ohne daß ihm jemand widersprach: „Otto bleibt in unserer größten Vorratskammer. Rudi hat für ihn zu sorgen. Rudi schließt die Türe von innen zu und öffnet auf keinen Fall, auch wenn draußen noch so sehr befohlen oder geschrien wird. Verstanden? Die Luft in der Vorratskammer ist ganz allein für euch beide. Der Otto darf uns nicht drauf gehen."
    „Jungens, Jungens", brummte der Käpt'n und strich ihnen sanft über die Schöpfe, „wenn ich euch nicht gehabt hätte!"
    Der Proviantmeister

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