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Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Reitter
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führte die beiden zum Vorratsraume hinauf. „Ihr Geriehen", sagte er schmunzelnd, „hier schdeht än ganser Gasten Schoggelade. Eßt, soviel ihr wollt, aber verderbt euch nich den Maachen! Nu schließ ab, mei Jung, und mache nich wieder auf, bis ich an der Düre bubbere un saache, daß die Fänster offen schdehen! Dann sind wir nämlich in der frischen Lufd der Ärde angegommen," Als Rudi den Schlüssel herumgedreht hatte, bemächtigte sich der Jungen eine seltsame Empfindung. Sie waren nun allein und auf sich selbst angewiesen. Otto lag auf der Matratze des Proviantmeisters, sehr matt und ein wenig zitternd. Rudi dagegen fühlte sich sehr stark und bereit, alles für seinen Freund zu tun. Fürs erste band er den Schokoladenkasten los, schleppte ihn herbei und wühlte wählerisch in den Tafeln. „Ottsch, willste Edelbitter oder Milchnuß oder Schmelz? Willste Mokka oder Sahne oder Gefüllte?"
    Unterdessen hatte der Expeditionsleiter schwere Sorgen. Das ätzende Mondgas hatte das Glas aller Fenster erblinden lassen. Auch mit dem Teleskop schaute man wie durch einen Nebelschleier hindurch. Sterne waren überhaupt nicht zu erkennen. Nur die große leuchtende Scheibe der Erde drang mit ihrem Scheine durch die erblindete Linse. Ihre Ränder waren nur verschwommen zu sehen. Und Einzelheiten konnte man überhaupt nicht unterscheiden. Es gab zwar Ersatzfenster und Ersatzlinsen genug im Schiff. Aber es war nicht daran zu denken, hier im luftleeren Räume eine Scheibe oder Linse auszuwechseln. So war der Leiter allein auf die Richtung angewiesen, die ihm die helle Erdscheibe bezeichnete, und mußte auf alle weiteren Beobachtungen verzichten. Er vermochte weder genau festzustellen, in welcher Entfernung vom Erdball sie sich jetzt befanden, noch konnte er vorhersehen, in welcher Gegend der Erde die Landung vonstatten gehen würde.
    „Professor", rief er in den Fernsprecher, „kommen Sie doch 'rauf, sehen Sie sich die Bescherung hier an und sagen Sie mal einen Ton!" „Nun, Käpt'n, das ist ja halb so wild", sagte der Professor, als er einen Blick in das verdorbene Fernrohr geworfen hatte. „Wir sind ja nun schon beinahe zu Hause. Ich würde an Ihrer Stelle etwas langsamer fliegen, damit wir nicht mit allzu großer Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre einfallen." „Das sagen Sie so leichthin, Professor. Denken Sie auch daran, daß wir keinen Sauerstoff mehr haben?" Dennoch verminderte der Leiter die Flugbeschleunigung und ließ bald das Schiff ohne weiteren Schnelligkeitszuwachs dahingleiten.
    Sobald die Beschleunigung der Fahrt aufgehört hatte, kam im Schiffe wieder alles, was nicht festgebunden war, ins Schweben. Diesmal dauerte dieser Zustand aber mehrere Stunden an. Die beiden Jungen hatten ihren großen Spaß daran.
    „Rudi", schrie Otto, „sieh mal, ich schwimme in der Luft."
    „Mensch, du sollst doch liegenbleiben und dich erholen."
    „Fällt mir gar nicht ein, olle Gouvernante." „Was bin ich? Paß bloß auf, du Kaninchen!" „Blas dich nur nicht so auf, Rudi! Du hast wohl 'ne Luftpumpe gefrühstückt? Kriegst mich ja doch nicht."
    Rudi machte einen Satz, um seinen Freund zu fassen. Aber er stieß eklig mit dem Kopf an die Decke. Da sagte er: „Na ja, wir dürfen uns nicht kloppen, Du sollst dich doch erholen."
    „Rudi, sieh mal die Schokoladenkiste! Die segelt hier so herum. Wenn ich sie holen will, brauche ich mich bloß ganz leise abstoßen." Er stieß sich ab. Aber Rudi stieß sich auch ab. Und darum prallten beide mit den Köpfen zusammen. Die Schokoladenkiste entleerte sich, und die bunten Tafeln schwebten wie große Schmetterlinge überall herum. Die Jungen wollten sich totlachen. Und dann fingen sie sich eine Milchnuß und eine Gefüllte ein und aßen sie auf.
    Unterdessen ging es den zwölf Männern im Schiff nicht zum besten. Im Laufe der Stunden war die Luft schlecht und sauerstoffarm geworden. Sie zogen die Röcke und Hemden aus, um der Haut die Atmung zu erleichtern. Schwer arbeiteten die Lungen. Mit selbstbeherrschten Blicken betrachteten sie die Türe, hinter der die Jungen in der besseren Luft tollten und lachten.
    Endlich, endlich gellte der Warnungspfiff, der ihnen anzeigte, daß die Geschwindigkeit gebremst werden sollte. Nun war das Ende dieser beschwerlichen Fahrt abzusehen. Die Explosionen knallten. Alle standen wieder mit festen Füßen auf dem Boden. Und Rudi entging mit knapper Not der Schokoladenkiste, als sie von der Decke herunterfiel.

Reportage

    Meisenheim und einige seiner

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