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Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Reitter
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das Otto unvorsichtigerweise von der Fensterbank herunterstieß, schwebte wie eine Daunenfeder langsam zu Boden. Ingenieur Beck lachte zu Rudis Frage. „Die Anziehungskraft des Mondes ist sehr gering. Darum brauchen wir nur schwachen Aufwärtstrieb, und darum stößt du kleines Kamel dir deinen Deetz immer an die Decke. Halt dich doch fest!"
    Bald gelangten sie über den beschatteten Teil der Wallebene. Und obwohl sie selbst noch in dem Sonnenscheine schwebten, sank das Thermometer schnell. Das Schiff schwebte vorsichtig hinab. Die Scheinwerfer erleuchteten den Grund, auf dem sie landen wollten. Außer dem leisen Rhythmus der Explosionen, die aus den Rohrkränzen hervorpufften herrschte Totenstille. Immer heller und größer wuchsen die Bimssteinbrocken des Gerölls den Expeditionsleuten entgegen, die aus den unteren Fenstern auf den Mondboden hinabschauten. Ganz behutsam setzte das Flugschiff auf. In demselben Augenblick aber ging ein ohrenbetäubendes Krachen durch das Schiff, ein Donner von so überwältigender Stärke, daß alle ihr letztes Stündlein gekommen glaubten. Mit äußerster Kraft der Explosionen schnellte das Flugschiff unter dem Steuer des Leiters vom Mondboden ab und in die Höhe empor. Bleiche Spannung lag auf allen Gesichtern. Dann kamen die Meldungen aus allen Räumen: „Alles dicht, alles wohl." Dazwischen erklang das unbändige Gelächter des Professors. Die Kameraden blickten ihn an mit dem bangen Gedanken, er könnte den Verstand verloren haben.
    „Wir Schafsköpfe, wir Schafsköpfe", rief der Professor ein übers andere Mal und wollte sich ausschütten vor Lachen. „Was für einen unnötigen Schrecken haben wir da bekommen! Der irrsinnige Krach war nichts anderes als das Geräusch der Zusammenziehungen und Brüche in dem erkaltenden Mondgestein. Wir konnten es erst hören, nachdem wir den Mondboden berührt hatten. Vorher fehlte ja die schalltragende Atmosphäre. Was sind wir doch für Angsthasen gewesen!" Jetzt lachten sie alle über ihren Schrecken und beschlossen, sich durch den furchtbaren Lärm von der Landung nicht, abhalten zu lassen. Wieder sanken sie langsam auf den Boden hinunter. Und wieder erhob sich der schreckliche Donner; aber diesmal verscheuchte er sie nicht. Es gelang, mit einem außerbords angebrachten Greifer eine Probe von dem Mondgestein zu gewinnen. Emsig surrten die Filmapparate und hielten die Eigentümlichkeiten der Umgebung fest, wo die Scheinwerfer sie erhellten.
    Das tobende Krachen verstärkte sich von Minute zu Minute. Hier und dort sahen sie im Scheine der Blendlichter schon einen Felsblock stürzen oder einen Stein springen. „Es wird Zeit, daß wir uns hier dünne machen", murmelte Ingenieur Beck und wandte sich vom Fenster ab, um zum Leiter hinaufzusteigen. „Onkel Karl", sagte Rudi, „die Fenster werden ganz blind."
    Augenblicklich hatte der Ingenieur die ungeheure Gefahr erkannt, in der sie sich jetzt befanden. Ätzende Gase entströmten dem durchlässigen Gestein und begannen die Fenster undurchsichtig und die spiegelnde Verchromung der Schiffswand blind zu machen. Er riß den Fernsprecher zum Steuerraum an den Mund und schrie hinein: „Auf! Auf! Äußerste Kraft auf!" Dann stürmte er zur Tür hinaus auf seine Station in der Maschinenzentrale und ließ die Jungen allein in dem untersten Schiffsraum zurück.
    Mit einem gewaltigen Ruck rissen die einsehenden Explosionen das Flugschiff in die Höhe. Zwei scharfe Schläge krachten von unten gegen den Schiffsboden. Ein zischendes Pfeifen ertönte, als ob Luft durch ein Ventil geblasen würde. Wie der Blitz warf Rudi sich hin und preßte die Hand fest auf eine Beule im Fußboden, wo durch einen kurzen Riß die Luft des Schiffes nach außen ins Leere zischte. „Da, Ottsch, da auch", schrie er seinem Freunde zu. Und sogleich lag auch Otto am Boden ünd verschloß mit seiner Hand den zweiten der beiden Risse, die das springende Mondgestein im legten Augenblick noch in den Schiffsboden geschlagen hatte.

Der letzte Sauerstoff

    „Onkel Karl", schrie Rudi. Der Ingenieur hatte zwar, als er den Raum so eilig verließ, die Türe hinter sich offen gelassen. Aber bei dem Lärm der mit äußerster Kraft arbeitenden Explosionsrohre hörte niemand den Hilfeschrei. Am wenigsten konnte der Gerufene selbst ihn vernehmen; denn in der Maschinenzentrale tobte das Krachen der Zündschläge am lautesten. „Hilfe, Hilfe", brüllten die Jungen. Vergebens.
    „Wir dürfen nicht loslassen", mahnte Rudi sich selbst und

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