Planeten-Türkisfeuer (German Edition)
hatte sie all die Jahre nur auf die Sinnlichkeit einer weichen Haut verzichten können und auf den Genuss, den es bedeutete, sich in Ruhe zu pflegen? Sie hatte einen harten Job, da standen ihr vermutlich ein paar Stunden für sich selbst zu. Schließlich war sie gerüstet und betrat, in Ermangelung von Kleidung, nackt, wie sie auf die Welt gekommen war, aber wenigstens wohlduftend, ihr Schlafzimmer. Marcos sah ihr, wie vom Donner gerührt entgegen. Hatte sie denn jegliche Scham verloren? Es hätte doch sein können, dass er hier nicht alleine und nervös herumwartete! Was, wenn ein anderer Kerl noch hiergewesen wäre? Energisch rief er sich zur Ordnung, sie konnte wohl mit Fug und Recht erwarten, das dies eben genau nicht der Fall wäre. Er war ein Hornochse, was sollten diese Besitzanwandlungen? Unbefangen trat sie an den Serviertisch. Marcos konnte die Augen nicht von ihr loseisen, so sehr er es auch versuchte. Sollte das noch eine Weile so weitergehen, würde er wohl noch an Kiefersperre leiden, denn er musste sich immer wieder daran erinnern, seinen Mund zu schließen. Wenn er dagegen an ihren Mund dachte und die Sünden, die er in der Nacht mit diesem Mund begangen hatte, presste er die Lippen fest aufeinander, damit ihm kein Laut entfleuchte. Isene drehte sich um, den Göttern sei Dank, ihre hüftlangen Haare bedeckten alles Wesentliche und dennoch stand er hier gewissermaßen als Dreibein rum. Seine Konzentration war nur noch auf sie fokussiert, das konnte ja heiter werden, doch sie hatten einen Job zu erledigen, nämlich einen Planeten zu retten und die Väter zu beruhigen.
Langsam schenkte er sich einen Tee ein und verzog sich sicherheitshalber in einen der gemütlichen Sessel. Isene gönnte sich einen Kaffee, von der Erde importiert und sie schloss genießerisch die Augen. Er selbst konnte dem bitteren Gebräu nichts abgewinnen, aber wenn es sie anmachte... Gedanklich schickte er sich selbst ein Memo, Marina um einige Päckchen des braunen Pulvers zu bitten. Wenn seine Frau so einfach glücklich zu machen war. Isene aß sich gründlich durch das Angebot und es war ein unerwarteter Genuss, ihr dabei zu zu sehen. Donnerwetter, jetzt machten ihn schon die Kaubewegungen ihres Kiefers an. Nicht schlecht, für eine Nacht und sie war heute morgen auch noch außerordentlich großzügig gestimmt, zeigte sich ohne Scham, ganz, wie er es sich gewünscht hatte. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen. All diese Herrlichkeit, ohne die anderen Verwicklungen, wie Liebe oder so. Perfekt.
„ Ich werde mich heute mit Susanns Wissenschaftler-Team zusammenhocken. Ich habe da so eine Idee, Limbat auf die Sprünge zu helfen. Vielleicht können wir später darüber sprechen, wenn du Zeit hast.“ Wieso zum Teufel nahm sie an, dass er für sie keine Zeit hätte? War ihm etwa was entgangen, waren die Flitterwochen schon vorbei?
„ Wie meinst du dass, wenn ich Zeit habe? Limbat gehört jetzt doch auch zu meinem Aufgabenbereich, war das nicht Sinn und Zweck dieser ganzen Heiratsgeschichte? Wir wollten die Arbeit teilen, wenn ich mich recht entsinne. Ich habe also alle Zeit der Welt, denn hier hat ja noch mein Vater das Heft fest in der Hand.“ Ein schöner Vortrag, knapp, auf den Punkt, er war stolz auf sich. Isene sah ihn nachdenklich an und kaute noch auf ihrem letzten Bissen herum, bevor sie sich den Mund mit einer Serviette abwischte und noch einen Schluck Kaffee trank.
„ Entschuldige, ich hatte es irgendwie nicht ernst genommen, insbesondere im Hinblick auf das Zustandekommen unserer Ehe. Nun, wenn es dich tatsächlich so interessiert, dann komm halt mit.“
„ Wärest du zuvor bitte so freundlich und mich über deine „Idee“ in Kenntnis zu setzen, damit ich wenigstens ein wenig schlauer bin, als der Rest der Belegschaft?“ Er hörte sich schon ein wenig bitter an. Isene zuckte innerlich mit den Schultern. Wer hatte denn gesagt, dass sie außer Sex nichts mit einander gemein hatten, außer noch seinen Kumpelvorstellungen ? War ja schließlich nicht auf ihrem Mist gewachsen.
„ Ich habe darüber nachgedacht, Valerian, das heißt natürlich den Bewohnern von Valerian, eine neue Heimat anzubieten. Wenn ich mich nicht sehr täusche, wäre die Seidenproduktion mit relativ wenig Aufwand nach Limbat zu verlegen und du kennst ja unsere Bevölkerungsprobleme. Wenn das klappt, hätten wir neben dem Eto-Stahl noch ein weiteres Standbein, denn auf Touristen können wir wohl eher nicht zählen.“
Marcos war sprachlos.
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