Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)
mache lediglich den ranghöchsten Offizier dieser Gruppe mit den Realitäten der Situation vertraut. Vor Ausbruch dieses Krieges hatten wir wenig oder gar keine diplomatischen Kontakte mit einer anderen galaktischen Nation als den Glatun. Wir hatten nicht einmal einen Konsul bei den Rangora. Das Imperium hielt uns nicht für wichtig genug für diplomatische Beziehungen. Wir wissen daher nicht so recht, wie es weitergehen soll. Zum Glück haben wir Sie . Nach unseren Unterlagen sind Sie nicht nur Kapitän, sondern auch Angehöriger einer prominenten Familie.«
»Nicht prominent genug für Lösegeld«, sagte Bacajezh.
»Lösegeld?«, wiederholte der Leutnant. »Diesen archaischen Brauch gibt es noch bei Ihnen?« Er gab ein paar bellende Laute von sich, die nicht übersetzt wurden, und wischte sich dann etwas aus den Augen. »Sie erpressen wirklich Lösegeld? Du großer Gott, Sie sind wirklich Anfänger, nicht wahr? Nein, Kapitän, wir werden kein Lösegeld fordern. Unter anderem müssten wir ja blöd sein, wenn wir zulassen würden, dass geheimdienstlich relevante Informationen unser System verlassen. Nein, die Frage ist … Also, wir können Prozessoren herstellen, um für Rangora verdauliche Nahrung zu erzeugen. Das ist kein Problem. Aber das wäre diese übliche Pampe aus Proteinen und Kohlehydraten. Wir sind der Ansicht, dass das keine angemessene Verpflegung für Gefangene ist. Die Wachhunde, die bei uns aufpassen, dass es Gefangenen gut geht, würden ärgerlich werden, wenn wir ihnen das zu essen gäben. Die haben sich schon genug über den Fraß aufgeregt, den wir den Horvath gegeben haben. Wie genau können wir unter den gegebenen Umständen Kontakt mit dem Hohen Kommando der Rangora aufnehmen und sie auffordern, Ihnen ein paar Carepakete oder dergleichen zu schicken?«
»Kapitän Bacajezh!«
In der Messe wimmelte es förmlich von höheren Offizieren. Einige davon waren Kapitäne von Aggressors , und Bacajezh entdeckte Kiuchep unter ihnen, den Kapitän der Ceixen .
»Kapitän Bacajezh«, sagte Kapitän Kiuchep. Er kam zu ihm herüber und schlug ihm auf die Schulter. »Man hat uns schon gesagt, dass Sie durchgekommen sind. Jocup sei Dank …«
»Wie zum Teufel konnten die Ihr Schiff völlig unbeschädigt erobern, Kapitän?«, herrschte Bacajezh ihn an.
»Es wurde nicht unbeschädigt erobert«, widersprach Fregattenkapitän Pe’Sheshodac. Der Erste Offizier der Faluc wirkte, als hätte er eine leichte Hirnverletzung oder stünde unter Drogen. »Die haben gerade genug Schaden angerichtet.«
»Drei Treffer«, sagte Kiuchep, und seine Schuppen flatterten verärgert. »Die Schirme sind zusammengebrochen, anschließend haben sie meine Kanonen erledigt und sämtliche Steuereinrichtungen und Antriebsaggregate, BAM, BAM, BAM. Drei Treffer . Wir trieben ausschließlich unter Sekundäraggregaten im Raum. Dann haben sie uns zur Kapitulation aufgefordert, und das habe ich akzeptiert. Ich hätte kämpfen können, gegen ihre Marines, gegen ihre kleinen Schiffe, aber welchen Sinn hätte das gehabt?«
»Für die Faluc war nur ein Treffer nötig!«, sagte Pe’Sheshodac. »Ein Hurra für die Marine des Großen Imperiums! Lang lebe der Kaiser!«
Bei den dreißig Familien gab es infolge von Inzucht ausgewachsene Kretins. Gewöhnlich setzte man sie für untergeordnete Tätigkeiten oder auf eroberten Welten ein, jedenfalls weit genug weg, damit keiner sie zu sehen bekam.
Aber hie und da musste die Marine ein paar von der Sorte ertragen. Das war der Preis dafür, im Geschäft zu bleiben.
»Pe’Sheshodac, wenn Sie sich nicht beherrschen, werde ich Sie nach unserer Rückkehr wegen ungehörigen Verhaltens melden«, warnte Bacajezh. »Sie werden sich gefälligst zusammenreißen.«
»Jawohl, zu Befehl!« Pe’Sheshodac salutierte.
»Die … behandeln uns gut«, sagte Kiuchep.
»Die sind verrückt.« Bacajezh forderte einen Fregattenkapitän mit einer Handbewegung auf, ihm Platz zu machen, und setzte sich. »Die wollten von mir wissen, wie sie mit dem Hohen Kommando Verbindung aufnehmen können, weil natürlich sämtliche Verbindungen gestört sind. Um ›Carepakete‹, wie sie das nennen , für uns anzufordern.«
»Haben Sie die Umgebung des Tors gesehen?«, fragte Bacajezh. »Die Menschen haben sie mir gezeigt. Durch ein Bullauge, damit auch klar war, dass es sich nicht um ein vom Computer generiertes Bild handelt. Überall treiben Schiffe im Weltraum. Ich denke, die haben dem Begriff Krieg eine neue Bedeutung
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