Planetenkrieg - Lebende Festung: Roman (German Edition)
dass er seine Firma gut führt. Seine Leute scheinen ihm etwas zu bedeuten. Aber ich bin nie nahe genug an ihn herangekommen, um seine Bekanntschaft zu machen. Ich meine, ich sehe hie und da sein Schiff im Hangar, aber …«
»Er hält manchmal, wenn auch ganz selten, für die Manager von Apollo Seminare zum Thema Geschäftsethik«, sagte Purcell. »Ein faszinierender Typ. Ich meine, seine Vorgeschichte kennen Sie ja. Aber er ist auch persönlich ein faszinierender Typ. Der Kurs nennt sich ›Bekleideter Kapitalismus‹ und ist für das Management von Apollo ein Pflichtkurs. Der Titel ist eine Anspielung auf den ›nackten Kapitalismus‹. Sie verstehen doch?«
»Ja, das verstehe ich.« Price lächelte leicht.
»Sie glauben, dass Sie es verstehen«, sagte Purcell und verschränkte die Arme. »Die erste Aussage des Kurses läuft darauf hinaus, dass auf irgendeinem Niveau jede Wirtschaftsform nackter Kapitalismus ist. Wir ziehen ihm bloß unterschiedliche Kleider an. Gewerkschaften sind nackter Kapitalismus, bekleidet mit der Rhetorik der organisierten Arbeiterschaft.«
»Sie haben das G-Wort ausgesprochen«, sagte Price.
»Ich weiß«, grinste Purcell. Apollo hielt überhaupt nichts von Gewerkschaften. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass nur Paris zuhört, und der redet nicht. Aber eines der Themen, über die Vernon spricht, sobald alle den Jargon verstanden haben, ist die Apollo-Kleidung.«
»Davon habe ich gehört.« Price runzelte wieder einmal die Stirn. »Ich dachte, das wären diese T-Shirts, die Sie alle tragen.«
»Wenn er redet, kann er einen richtig begeistern«, sagte der Manager und strich über das Apollo-Symbol auf seinem T-Shirt. »Apollo war der griechische Gott der Sonne, der Philosophie und der Kunst, und da sein brennender Streitwagen das Licht war, das dem barbarischen Westen die Philosophie und die Kunst gebracht hat, ist es Apollos erste Aufgabe, das Licht der Zivilisation ins Schwarz zu tragen. ›Das Licht der Sonne ist die Kleidung von Apollo und die Kleidung dieses Unternehmens.‹ Ich kann das nicht. Er hat den Kniff raus, ich nicht.«
»Das ist unser Boss?«, sagte der Teamchef und schmun zelte. »Hah.«
»Er hat eine völlig andere Vision als andere Firmenchefs«, meinte Purcell. »Er gibt sogar zu, dass es eine Vision ist, die wahrscheinlich nicht von Dauer sein wird. Aber sie reicht jedenfalls über das nächste Quartal hinaus, und auch über das nächste Jahr. ›Denken Sie nie an den augenblicklichen Profit, außer wenn es darum geht, die notwendigen Kosten der Firma damit abzudecken. Apollo wird uns noch auf den Weg zu den Sternen führen, wenn wir schon lange zu Staub geworden sind. Denken Sie vielmehr an die nächste Generation. Und in der Zwischenzeit verdienen Sie mir einen Megakredit.‹ Aufgeklärtes Eigeninteresse, die Bedeutung von Sicherheit für das Betriebsergebnis … Und so kann er ewig reden.«
»So klingt das auch.« Price nickte.
»Wenn ich Allen versetze, muss er sich in eine neue Crew einfinden, und bei Versetzungen innerhalb der Probezeit ist die Ausfallrate beim zweiten Versuch so hoch, dass er es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schaffen wird«, sagte Purcell. »Aber ein Typ wie Gursy wird schließ lich rausbekommen, wer es getan hat, und dann wird er noch unangenehmer werden. Und das bedeutet, er wird wahrscheinlich etwas wirklich Gefährliches tun. Ich kenne solche Typen. Andererseits ist er nicht nur einmal, sondern bereits zweimal versetzt worden. Wenn ich jetzt wegen mangelnder Anpassungsfähigkeit seine Versetzung beantrage, wird man ihn zurück auf die Erde schicken.«
»Und dann hat er den Rest seines Lebens Schulden bei Apollo«, sagte Price. »Ich muss sagen, ich würde deswegen keine Träne vergießen.«
»Und, um auch das zu sagen, nur die wenigsten Darlehen werden tatsächlich zurückgezahlt«, seufzte Purcell. »Aber bedenken Sie auch Folgendes. In diesem speziellen Fall ist Gursy das Opfer. Ich bestrafe also das Opfer.«
»Das ist eine wirklich rückständige Betrachtungsweise«, sagte Price, dessen Stirn jetzt in tiefen Falten lag.
»Ich bin sicher, dass Mr. Gursy so argumentieren wird, oder seine Anwälte, wenn es zum Prozess kommt«, sagte Purcell mit einem schmalen Lächeln. »Aber offen gestanden bezweifle ich, dass Mr. Vernon Leute wie Gursy in seiner Firma haben will. Und Allen würde er vermutlich mögen. Obwohl es also kurzfristig gesehen im Interesse der Firma läge, Gursy zu behalten, ist es langfristig im
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