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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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übereilte biologische Kriegsführung, die wir veranstaltet haben, war nicht meine Idee. Ihr unzivilisiertes Ultimatum hat mich zu unüberlegten Aktionen getrieben, um Sie zu beschwichtigen. Glücklicherweise habe ich meine Arbeit fortgesetzt, während Sie Ihre Nächte damit verbracht haben, sich diebisch über kurzzeitige und illusorische Siege zu freuen. Ich habe Ihren Planeten auf meinen Computern kartografiert und den Verlauf Ihres Krieges in all seinen mannigfaltigen Phasen beobachtet. Ich habe Ihre Biosphäre in einem meiner großen Tanks nachgebildet und mit Vertretern der namorianischen Tierwelt bestückt, die ich aus toten Exemplaren geklont habe – ein Stückchen Tentakel hier, ein Teil von einem Rückenschild da. Ich habe beobachtet und analysiert und schließlich bin ich zu Schlussfolgerungen gelangt. Vorläufig, zugegeben, obwohl diese jüngsten Ereignisse auf Namor dazu tendieren, meine Hypothese zu bestätigen. Also diffamieren Sie mich nicht weiter, Wächterin. Nach einem erfrischenden Nachtschlaf werde ich nach Namor fliegen und versuchen, Ihren Krieg zu beenden.«
    Kefira Qay starrte ihn an und konnte kaum glauben, dass ihre Trauer sich noch einmal in Hoffnung verwandelte. »Sie haben also die Antwort?«
    »In der Tat. Sagte ich das nicht gerade?«
    »Wie lautet sie?«, wollte sie wissen. »Irgendwelche neuen Tiere? Das ist es – Sie haben etwas anderes geklont, nicht wahr? Irgendwelche Seuchen? Monster?«
    Haviland Tuf hob eine Hand. »Geduld. Zuerst muss ich mir sicher sein. Sie haben mich mit derart unermüdlichem Nachdruck verspottet und verhöhnt, dass ich zögere, mich weiterem Spott zu öffnen, indem ich Ihnen meine Pläne anvertraue. Ich sollte zuerst ihre Gültigkeit beweisen. Daher lassen Sie uns morgen weiterreden. Sie sollten keine weiteren Angriffe mit der Mantikor fliegen. Stattdessen bitte ich Sie, damit nach Neu-Atlantis zu fliegen und ein vollständiges Treffen des Rates der Wächter einzuberufen. Bitte holen Sie auch diejenigen ab, die von den abgelegeneren Inseln hergebracht werden müssen.«
    »Und Sie?«, fragte Kefira Qay.
    »Ich werde mich mit dem Rat treffen, wenn es an der Zeit ist. Zuvor jedoch werde ich meine Pläne und meine Kreatur auf meiner eigenen kleinen Mission nach Namor bringen. Wir sollten in der Phönix reisen, denke ich. Ja. Ich halte die Phönix für am geeignetsten, um die Wiedergeburt Ihres Planeten aus seiner Asche zu würdigen. Äußerst feuchte Asche zwar, aber nichtsdestotrotz Asche.«
    Kefira Qay traf Haviland Tuf auf dem Shuttle-Deck kurz vor ihrem geplanten Abflug. Die Mantikor und die Phönix standen in ihren Landebuchten bereit, zwischen den anderen verstreuten herrenlosen Raumschiffen. Haviland Tuf tippte Zahlen in einen Minicomputer, den er sich ans Handgelenk geschnallt hatte. Er trug einen langen, grauen Vinylmantel mit unzähligen Taschen und breiten Schulterpolstern. Eine grün-braune Schirmkappe, geschmückt mit dem goldenen Theta der Ökoingenieure, thronte verwegen auf seinem kahlen Kopf.
    »Ich habe das Namor-Kontrollzentrum und die Zentrale der Wächter informiert«, sagte Qay. »Der Rat versammelt sich soeben. Ich werde den Transport für ein halbes Dutzend Oberwächter von entfernteren Distrikten übernehmen, damit alle zur Stelle sein werden. Was ist mit Ihnen, Tuf? Sind Sie bereit? Ist Ihr geheimnisvolles Wesen an Bord?«
    »Bald«, sagte Haviland Tuf und zwinkerte ihr zu.
    Aber Kefira Qay sah ihm nicht ins Gesicht. Ihr Blick war etwas tiefer gerichtet. »Tuf«, sagte sie, »da ist etwas in Ihrer Tasche. Es bewegt sich.« Ungläubig beobachtete sie den Buckel, der unter dem Vinyl entlangkroch.
    »Aha«, sagte Tuf. »In der Tat.« Und dann tauchte ein Kopf aus seiner Tasche auf und schaute sich neugierig um. Er gehörte einem Kätzchen, einem winzigen tiefschwarzen Kätzchen mit strahlend gelben Augen.
    »Eine Katze«, murmelte Kefira Qay säuerlich.
    »Ihre Wahrnehmungskraft ist geradezu übernatürlich«, sagte Haviland Tuf. Er nahm das Kätzchen vorsichtig heraus und hielt es in einer großen weißen Hand, während er es mit einem Finger der anderen Hand hinter den Ohren kraulte. »Das ist Dax«, sagte er feierlich. Dax war kaum halb so groß wie die älteren Kätzchen, die in der Arche herumsprangen. Er sah aus wie ein Ball aus schwarzem Fell, seltsam schlaff und träge.
    »Wunderbar«, entgegnete die Wächterin. »Dax, ja? Und wo kommt sie her? Nein, antworten Sie nicht. Lassen Sie mich raten. Tuf, haben wir nicht Wichtigeres zu

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