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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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blinzelte. »Das kann ich nicht bestreiten. Die traurige Wahrheit in der Geschichte ist immer gewesen, dass die blinde Menge stets dem Mächtigen folgt und nie dem Weisen.«
    »Und welcher von beiden sind Sie, Tuf?«
    »Ich bin nur ein einfacher …«
    »Jaja«, blaffte sie. »Ich weiß. Ein gottverdammter einfacher Ökoingenieur. Ein einfacher Ökoingenieur, der den Propheten spielt. Ein einfacher Ökoingenieur, der S’uthlam genau zweimal in seinem Leben besucht hat, für insgesamt vielleicht einhundert Tage, und der sich nun kompetent genug fühlt, unsere Regierung zu kippen, unsere Religion zu diskreditieren und über vierzig Milliarden Menschen zu erzählen, wie viele verflixte Kinder sie haben dürfen. Mein Volk mag blöd sein, es mag kurzsichtig sein und vielleicht auch blind, aber es ist immer noch mein Volk, Tuf. Ich glaube nicht, dass ich es zur Gänze gutheiße, wenn Sie hierherkommen und versuchen, uns an Ihre eigenen glorreichen Werte anzupassen.«
    »Ich weise diese Anschuldigungen von mir, Madam. Was auch immer meine persönlichen Grundsätze sein mögen, ich trachte nicht danach, sie S’uthlam aufzudrängen. Vielmehr habe ich es mir zum Ziel gesetzt, gewisse Wahrheiten ans Licht zu bringen und Ihre Bevölkerung über bestimmte harte Fakten zu unterrichten, deren Summe die sichere Katastrophe ergibt und die nicht durch Glaube, Gebete oder melodramatische Romanzen in Ihren Videonetzen geändert werden können.«
    »Sie wurden bezahlt …«, begann Tolly Mune.
    »Unzureichend«, unterbrach Tuf sie.
    Sie lächelte trotzdem. »Sie wurden für ökologische Maßnahmen bezahlt, Tuf, nicht für religiöse oder politische Instruktionen, vielen Dank.«
    »Keine Ursache, Hafenmeisterin Mune.« Er legte die Hände zusammen. »Ökologie«, sagte er. »Denken Sie über dieses Wort nach, wenn Sie so freundlich wären. Meditieren Sie über seine Bedeutung. Ein Ökosystem könnte man vielleicht mit einer großen biologischen Maschine vergleichen. Wenn man dieser Analogie folgt, muss man die Menschheit als Teil dieser Maschine sehen. Zweifelsohne als wichtigen Teil – ein Antriebsmotor, ein zentraler Stromkreis –, aber keinesfalls kann man es vom Gesamtmechanismus trennen, wie fälschlicherweise oft angenommen wird. Ergo, wenn jemand wie ich ein Ökosystem umgestaltet, muss er notwendigerweise auch die Menschen verändern, die darin leben.«
    »Jetzt machen Sie mir aber Angst, Tuf. Sie sind zu lange allein in diesem Schiff gewesen.«
    »Das ist eine Auffassung, die ich nicht teile«, sagte Tuf.
    »Menschen sind keine alten Impulsringe oder Antriebsdüsen, die man rekalibrieren kann, wissen Sie.«
    »Menschen sind wesentlich komplexer und widerspenstiger als jede simple mechanische, elektronische oder biochemische Komponente«, stimmte Tuf ihr zu.
    »Das meine ich nicht.«
    »Die S’uthlamesen sind besonders kompliziert«, sagte Tuf.
    Tolly Mune schüttelte den Kopf. »Erinnern Sie sich an meine Worte, Tuf. Macht korrumpiert.«
    »In der Tat«, sagte er. Diesmal hatte sie keine Ahnung, was das heißen sollte.
    Haviland Tuf erhob sich von seinem Sitz. »Mein Aufenthalt hier wird bald zu Ende sein«, sagte er. »In diesem Augenblick beschleunigt der Chronowarp der Arche das Wachstum der Organismen in meinen Klontanks. Die Basilisk und die Mantikor stehen zur Auslieferung bereit, nur für den Fall, das Cregor Blaxon oder sein Nachfolger sich schließlich dafür entscheiden sollte, meine Empfehlungen anzunehmen. Ich schätze, dass S’uthlam innerhalb von zehn Tagen die Fleischtiere, Jersee-Kapseln, Ororos und so weiter bekommen wird. Zu diesem Zeitpunkt werde ich abreisen, Hafenmeisterin Mune.«
    »Und wieder bin ich verlassen von meinem den Sternen verpflichteten Liebsten«, sagte Tolly Mune verdrießlich. »Vielleicht kann ich daraus irgendwas machen.«
    Tuf sah Dax an. »Leichtfertigkeit«, sagte er, »gewürzt mit Verbitterung.« Er blickte wieder auf und blinzelte. »Ich glaube, dass ich S’uthlam große Dienste erwiesen habe. Ich bedaure jegliche persönlichen Unannehmlichkeiten, die meine Methoden Ihnen verursacht haben. Das war nicht meine Absicht. Erlauben Sie mir eine kleine Wiedergutmachung.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn direkt an. »Wie wollen Sie das anstellen, Tuf?«
    »Ein kleines Geschenk«, sagte Tuf. »An Bord der Arche konnte ich nicht umhin, die Liebe zu bemerken, mit der Sie die Kätzchen behandelt haben. Auch blieb diese nicht gänzlich unerwidert. Ich möchte Ihnen gern zwei meiner Katzen

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