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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Katastrophe hinausschieben. Hinausschieben, Sir, nicht verhindern. Sie werden in achtzehn Jahren eine Hungersnot haben, wie es die derzeitigen Prognosen voraussagen, oder in einhundertundneun, wie diese Prognose aussagt, aber Sie werden mit allergrößter Sicherheit eine Hungersnot bekommen.« Er hob einen Finger. »Die einzige wahrhaftige und beständige Lösung ist nicht an Bord meiner Arche zu finden, sondern in den Köpfen und den Lenden jedes einzelnen s’uthlamesischen Bürgers. Sie müssen Verzicht üben und unverzüglich eine Geburtenkontrolle einführen. Sie müssen diese wahllose Fortpflanzung auf der Stelle beenden!«
    »O nein«, stöhnte Tolly Mune. Aber sie hatte es kommen sehen, und sie sprang auf, lief zu ihm und rief nach einem Sicherheitskordon, gerade noch rechtzeitig, bevor die Hölle losbrach.
    »Sie zu retten wird zu einer verdammten Angewohnheit von mir«, sagte Tolly Mune sehr viel später, als sie in die Sicherheit von Tufs Shuttle Phönix zurückgekehrt waren, auf dem Liegeplatz an Speiche sechs. Zwei volle Sicherheitseinheiten, bewaffnet mit Nervengasgewehren und Netzwerfern, standen draußen vor dem Schiff und hielten die wachsende und unruhige Menge zurück. »Haben Sie ein Bier?«, fragte sie. »Ich könnte eins gebrauchen. Verdammte Hölle.« Der Weg zurück zum Schiff war eine schreckliche Erfahrung gewesen, trotz der Wachen, die sie an beiden Seiten flankierten. Tuf war mit seltsamen, linkischen Sprüngen gerannt, aber er war erstaunlich schnell gewesen, wie sie sich eingestehen musste. »Wie geht es Ihnen überhaupt?«, fragte sie ihn.
    »Eine gründliche Dusche hat das meiste von der Spucke beseitigt«, sagte Haviland Tuf und faltete sich würdevoll in seinen Sitz. »Sie finden das Bier im Kühlfach unter dem Spielbrett. Bedienen Sie sich nur.« Dax krallte an Tufs Beinen, grub seine winzigen Klauen in den Stoff des blassblauen Einteilers, den er sich angezogen hatte. Tuf griff mit einer großen Hand nach unten und half ihm hinauf. »In Zukunft«, sagte er zur Katze, »solltest du mich ständig begleiten, damit ich frühzeitig vor derartigen Demonstrationen gewarnt werde.«
    »Sie hätten dieses Mal eine verdammt frühzeitige Warnung haben können«, sagte Tolly Mune und nahm sich ein Bier, »wenn Sie mir gesagt hätten, dass Sie beabsichtigen, unseren Glauben, unsere Kirche und unsere gesamte verflixte Art zu leben anzugreifen. Haben Sie dafür wirklich eine Medaille erwartet?«
    »Ein bisschen Applaus hätte es auch getan.«
    »Ich habe Sie vor langer Zeit gewarnt, Tuf. Auf S’uthlam ist es nicht sehr populär, gegen das Leben zu sein.«
    »Ich lehne es ab, auf diese Weise abgestempelt zu werden«, sagte Tuf. »Ich liebe das Leben. In der Tat erschaffe ich täglich Leben in meinen Klontanks. Ich habe eine persönliche Abneigung gegen den Tod, ich finde Entropie geschmacklos, und wenn ich zum Hitzetod des Universums eingeladen wäre, würde ich zweifelsohne andere Pläne machen.« Er hob einen Finger. »Nichtsdestotrotz, Hafenmeisterin Mune, habe ich gesagt, was gesagt werden musste. Eine unbegrenzte Fortpflanzung, wie sie durch Ihre Kirche der Lebensentfaltung gelehrt und von der Mehrheit der S’uthlamesen praktiziert wird, Sie selbst und Ihre Nuller-Freunde einmal ausgenommen, ist unverantwortlich und dumm und führt zu einem exponentiellen Bevölkerungswachstum, das mit größter Sicherheit Ihre stolze Zivilisation vernichten wird.«
    »Haviland Tuf, der Prophet des Verderbens«, sagte die Hafenmeisterin mit einem Seufzer. »Man hat Sie mehr geliebt, als Sie der einzelgängerische Ökologe und Liebhaber waren.«
    »Überall, wo ich hinkomme, stelle ich fest, dass Helden eine bedrohte Art sind. Vielleicht bin ich ästhetisch gefälliger, wenn ich die Frechheit besitze, beruhigende Unwahrheiten durch den Filter einer Gesichtsbehaarung in melodramatischen Videoshows von mir zu geben, die nach falschem Optimismus und postkoitaler Selbstzufriedenheit nahezu stinken. Die blinde Vorliebe für Dinge, die Sie lieber anders hätten, als sie in Wirklichkeit sind, ist ein Symptom eines großen s’uthlamesischen Leidens. Es wird Zeit, dass Ihr Planet die nackte Wahrheit erfährt, sei es nun mein haarloses Gesicht oder die Gewissheit einer nahen Hungersnot in der Zukunft.«
    Tolly Mune schluckte etwas Bier herunter und starrte ihn an. »Tuf«, sagte sie. »Erinnern Sie sich daran, was ich vor fünf Jahren gesagt habe?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, sagten Sie viele Dinge.«
    »Am

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