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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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primitives Tier. Anders als sein Verwandter, der Berg-Feridianer, ist er von Natur aus ein Fleischfresser und braucht wenig Training. Aber Kers’ Eisenzahn ist jünger. Der Kampf könnte interessant werden.« Der Norn-Bestiendompteur beugte sich vor, während Tuf ruhig und still dasaß.
    Der Affe drehte sich herum, grollte tief aus der Kehle, und schon rannte der Eisenzahn knurrend auf ihn zu, ein schwarzblauer Schatten, der beim Rennen Sand aufspritzten ließ. Der Würgeaffe erwartete ihn, breitete die langen, dürren Arme aus, und Tuf nahm verschwommen wahr, wie der große nornische Killer mit einem enormen Satz den Boden verließ. Dann waren die beiden Tiere ineinander verschlungen, rollten als grausames Knäuel hin und her, und in der Arena erscholl eine Symphonie aus Schreien. »Die Kehle«, rief Norn. »Reiß ihm die Kehle raus! Reiß ihm die Kehle raus!«
    Die beiden Tiere trennten sich so plötzlich, wie sie sich getroffen hatten. Der Eisenzahn drehte sich weg und bewegte sich nun in langsamen Kreisen, und Tuf sah, dass ein Vorderbein verdreht und gebrochen war. Er humpelte auf den drei verbliebenen Gliedmaßen weiter im Kreis. Der Würgeaffe bot ihm keine Angriffsfläche, sondern drehte sich beständig mit. Lange Risse hatten sich über der breiten Brust des Affen geöffnet, wo die Reißzähne des Eisenzahns ihn getroffen hatten, aber die Bestie schien kaum geschwächt. Herold Norn murmelte leise vor sich hin.
    Ungeduldig wegen der Pause stimmten die Zuschauer in der Bronzenen Arena einen rhythmischen Chor an, einen leisen, wortlosen Gesang, der lauter und lauter wurde, als sich immer mehr Stimmen dem Chor anschlossen. Tuf erkannte sofort, dass das Geräusch die Tiere beeinflusste. Sie knurrten und zischten, gaben primitive Kampfschreie von sich, und der Würgeaffe bewegte sich in einem makabren kleinen Tanz von einem Bein aufs andere, vor und zurück, während blutiger Speichel aus den aufgerissenen Kiefern des Eisenzahns rann.
    Der Todeschor schwoll an und ab, wurde immer lauter, bis die Kuppel über ihnen vom Lärm vibrierte. Die Bestien wurden rasend. Plötzlich griff der Eisenzahn wieder an, und der Affe streckte die langen Arme aus, um seinem wilden Vorstoß zu begegnen. Die Wucht des Aufpralls stieß den Würger nach hinten, aber Tuf sah, dass die Zähne des Eisenzahns im Nichts zusammentrafen, während der Affe seine Hände um die schwarzblaue Kehle schloss. Der Hundeartige warf sich heftig hin und her, während sie sich im Sand rollten. Dann gab es ein scharfes, erschreckend lautes Knacken, und die Wolfskreatur war nicht mehr als ein Stück Fell mit grotesk zur Seite hängendem Kopf.
    Die Zuschauer beendeten ihren klagenden Gesang und begannen zu applaudieren und zu pfeifen. Schließlich öffnete sich das goldene und karmesinrote Tor erneut, und der Würgeaffe kehrte dahin zurück, woher er gekommen war. Vier Männer in nornischem Schwarz und Grau kamen heraus, um die Leiche des Eisenzahns hinauszutragen.
    Herold Norn war missgelaunt. »Ein weiterer Verlust. Ich muss mit Kers sprechen. Seine Bestie hat die Kehle nicht gefunden.«
    »Was wird aus dem Kadaver?«, fragte Tuf.
    »Wird gehäutet und zerteilt«, murmelte Norn. »Das Haus von Arneth wird den Pelz nutzen, um einen Sitz in seiner Sektion der Arena zu polstern. Das Fleisch wird an die Bettler verteilt, die draußen vor der goldenen und karmesinroten Tür zetern. Die Großen Häuser sind alle äußerst großzügig.«
    »In der Tat«, sagte Haviland Tuf. Er erhob sich von seinem Sitz und entfaltete sich langsam und würdevoll. »Ich habe Ihre Bronzene Arena gesehen.«
    »Sie gehen schon?«, fragte Norn besorgt. »Doch sicher nicht so bald! Es gibt noch fünf weitere Kämpfe. Als Nächstes kämpft ein gigantischer Feridianer gegen einen Wasserskorpion von der Insel Amar!«
    »Mein Wunsch war es lediglich, in Erfahrung zu bringen, ob alles, was ich über Lyronicas weitgerühmte Bronzene Arena gehört habe, der Wahrheit entspricht. Ich habe gesehen, dass es so ist. Daher gibt es keinen Grund für mich, länger zu verweilen. Man muss nicht die ganze Flasche Pilzwein austrinken, um sich zu vergewissern, ob der Jahrgang einen guten Geschmack hat.«
    Herold Norn erhob sich. »Also gut«, sagte er, »dann kommen Sie mit mir zum Haus Norn. Ich kann Ihnen die Ställe und die Trainingsgruben zeigen. Wir werden Sie bewirten, wie Sie noch nie bewirtet wurden!«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Haviland Tuf. »Nachdem ich Ihre Bronzene Arena gesehen

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