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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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entlang. Als Kreen keine Anstalten machte, ihm zu folgen, hielt Tuf an und drehte sich zu ihm um. Kreen grinste. »Wenn Sie mich irgendwo hinhaben wollen, können Sie mich ja tragen«, sagte er.
    Tuf streichelte leidenschaftslos Dax. »Ich habe nicht die Absicht, Sie zu tragen«, sagte er mit monotoner Stimme. »Sie haben mich bereits einmal dazu gezwungen, Sie anzufassen, und diese Erfahrung war derart unangenehm, dass ich sie nicht wiederholen möchte. Wenn Sie sich weigern, mir zu folgen, werde ich zu den Justizbeamten zurückgehen und zwei Wachen anheuern, die Sie persönlich dorthin tragen, wohin ich es wünsche. Die Kosten für die Wachen werde ich auf Ihre Schuld anrechnen. Sie haben die Wahl.« Tuf drehte sich wieder um und ging in Richtung Raumhafen weiter.
    Jaime Kreen, plötzlich fügsam, folgte ihm und murmelte etwas vor sich hin.
    Das Schiff, das am K’theddion-Raumhafen auf sie wartete, war in Kreens Augen sehr beeindruckend. Ein uraltes, tödlich aussehendes Schiff aus vernarbtem, schwarzem Metall mit kleinen, schnittigen Flügeln, das eineinhalbmal so hoch aufragte wie die modernen dickbäuchigen Handelsschiffe, die es umgaben. Wie praktisch alle von Haviland Tufs seltenen Besuchern fürchtete Kreen sich davor (obwohl er es nicht zugab) festzustellen, dass die Greif nur ein Shuttle war und die Arche selbst oben im Orbit wartete.
    Das Shuttledeck der Arche war zweimal so groß wie das Landefeld des K’theddion-Raumhafens und voller Schiffe; vier andere Schiffe, die mit der Greif identisch waren, ein altes Frachtschiff mit der für Avalon charakteristischen Tropfenform hockte auf seinen drei gebogenen Landestützen, ein gefährlich aussehender Militärflieger, eine absurd goldene Barke mit barocken Ornamenten und einer primitiven Harpunenkanone, zwei Schiffe, die fremdartig und irgendwie nicht vertrauenswürdig aussahen, ein weiteres, das nur eine große rechteckige Platte mit einem Loch in der Mitte zu sein schien. »Sammeln Sie Raumschiffe?«, fragte Jaime Kreen, nachdem Tuf die Greif angedockt hatte und sie auf das Deck traten.
    »Eine interessante Idee«, erwiderte Tuf. »Aber nein. Die fünf Landeshuttles sind Teil der Arche , und das alte Handelsschiff habe ich aus sentimentalen Gründen behalten, weil es mein erstes Schiff war. Die anderen habe ich unterwegs erworben. Vielleicht sollte ich das Deck irgendwann einmal aufräumen, aber es besteht die Möglichkeit, dass einige dieser Schiffe einen gewissen kommerziellen Wert haben könnten, also habe ich es bisher unterlassen. Ich muss mich gelegentlich darum kümmern. Jetzt folgen Sie mir.«
    Sie gingen an einer Reihe von Empfangsräumen vorbei und mehrere Korridore entlang bis zu einem Fuhrpark, wo mehrere kleine dreirädrige Gefährte Seite an Seite standen. Haviland Tuf führte Kreen zu einem, setzte Dax neben ihn und fuhr dann einen großen, hallenden Tunnel entlang, der kilometerlang immer weiter zu führen schien. Er war mit Glastanks von unterschiedlichster Größe und Form vollgestellt, von denen jeder mit Flüssigkeiten und Gelen gefüllt war. In einigen Tanks bewegten sich Gestalten träge in durchsichtigen Blasen und schienen sie anzuschauen, als sie an ihnen vorbeifuhren. Kreen fand die angedeuteten Bewegungen irgendwie schrecklich und beängstigend. Haviland Tuf achtete nicht darauf; er blickte weder nach rechts noch nach links, während er fuhr.
    Tuf parkte das Fahrzeug in einem Raum, der mit dem identisch war, aus dem sie gestartet waren, hob Dax auf und führte seinen Gefangenen durch einen weiteren Gang in eine enge, staubige, aber gemütliche Kammer voller Polstermöbel. Er drängte Kreen zu einem Sitz und nahm selbst Platz, setzte Dax auf einen dritten Stuhl, da er, wenn er saß, keinen Schoß mehr zu haben schien. »Jetzt«, sagte Haviland Tuf, »sollten wir reden.«
    Die riesigen Dimensionen von Tufs Schiff hatten Jaime Kreen etwas eingeschüchtert, aber nun kehrte Leben in sein Gesicht zurück. »Wir haben nichts zu bereden«, sagte er.
    »Sie denken nicht?«, erwiderte Haviland Tuf. »Ich bin da anderer Meinung. Es war nicht nur die Großzügigkeit meines Wesens, die mir geboten hatte, Sie von der Schmach der Gefangenschaft zu befreien. Sie stellen ein Mysterium für mich dar, wie ich Dax gegenüber schon bemerkt hatte, als Sie uns das erste Mal angegriffen hatten. Mysterien beunruhigen mich. Ich wünsche eine Erklärung.«
    Jaime Kreens dünnes Gesicht nahm einen berechnenden Ausdruck an. »Warum sollte ich Ihnen helfen?

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