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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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auf meinen Anruf warten. Falls Sie vorhaben, bei der Anhörung dabei zu sein.“
    Wer wohl der Anwalt der Anklage sein würde? Bei dem bloßen Gedanken, dass sie im Gerichtssaal Greg begegnen könnte, wurde Jane ganz flau im Magen. „Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Ist es wichtig, dass ich erscheine?“
    Als die Anwältin den Kopf schüttelte und abwinkte, wäre Jane vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen.
    Als sie Ms Holloways Kanzlei verließ, gab sie sich alle Mühe, nicht zu schuldbewusst zu wirken. Auch respektable Bürger benötigten Anwälte. Und selbst hervorragende Chefsekretärinnen schlichen sich ab und an um Viertel vor fünf aus dem Büro, wenn niemand sonst dort war, der unangenehme Fragen hätte stellen können.
    Mr Jennings hatte sie nicht mehr auf Chase angesprochen. Ein paar fragende Blicke hatte er Jane im Lauf des Tages allerdings schon zugeworfen.
    Der Knoten in ihrem Magen lockerte sich ein wenig, als sie in die angenehm kühle Frühlingsluft hinaustrat.
    Die Anwältin hatte kompetent, nüchtern und geduldig gewirkt.
    Janes Geduldsfaden dagegen war kurz davor zu reißen. Sie fühlte sich schuldig. Und dieses Gefühl kam einer Handlungsaufforderung gleich. Es musste doch irgendetwas geben, was sie tun konnte! Und wenn es nur eine Kleinigkeit war. Wie beispielsweise, ihre Mutter zu trösten.
    Während sie den dritten Tag in Folge zu ihren Eltern nachCarbondale hinausfuhr, war sie so gefangen in den Gedanken an das Grauen, das sich heute Morgen im Büro ereignet hatte, dass sie vollkommen blind war für die wunderschöne Aussicht auf die zerklüfteten Berge und das zarte Grün der ersten Blätter.
    Sie hatte sich Chase gegenüber einfach schrecklich verhalten. Er war vielleicht ein tätowierter Berg von einem Mann, aber er war kein menschlicher Abschaum. Und selbst wenn … Auch menschlicher Abschaum hatte Gefühle. Keiner wusste das besser als Jane.
    Und dann … ja, dann hatten sie ausgerechnet in seiner Gegenwart alle Schrecken der letzten Tage überrollt. Als sie da mit ihrem schlechten Gewissen vor Chase gestanden hatte, war sie einfach von ihrer Angst und Müdigkeit überwältigt worden. Ein Augenblick der Schwäche, der ihrem Schutzpanzer ein paar große Risse zugefügt hatte. Für einen kurzen Moment war sie einfach nur ein Mädchen gewesen, dessen kleiner Bruder in großen Schwierigkeiten steckte. Sie hatte sich hilflos gefühlt. Und keine Sekunde später hatte sie weinend in Chases Armen gelegen.
    Es hatte sich gut angefühlt. Seine Arme waren stark, und seine Haut war so warm. Von einer Sekunde auf die andere war er vom Störenfried zu ihrem Fels in der Brandung geworden.
    Kopfschüttelnd passierte sie eine tiefe Schlucht. Ein Sattelschlepper donnerte an ihr vorbei und brachte den BMW zum Beben, aber da im Augenblick Janes ganzes Leben einem Erdbeben glich, fiel ihr das kaum weiter auf.
    Sie war einfach dämlich gewesen, sich einzubilden, mit einem Typen, den sie von der Arbeit kannte, etwas anfangen zu können, ohne dass ihr Berufsleben dadurch beeinträchtigt würde. Und jetzt musste sie auch noch mit ihm ausgehen.
    „Mist“, flüsterte sie.
    Mist, weil das Ganze eine einmalige Sache hatte sein sollen.
    Und Doppelmist, weil sie wirklich, wirklich gerne noch mal mit ihm schlafen wollte. Was wohl unweigerlich passieren würde, wenn sie mit ihm ausging.
    Das hier war nicht Jane Morgan. Jane Morgan ging nicht mitMännern aus, die beruflich mit Schaufeln und Schweiß zu tun hatten!
    Aber sie hatte das Bedürfnis, ihr Verhalten von Freitag wiedergutzumachen.
    Noch mehr Schuldgefühle … Sie hätte wissen müssen, dass er sich Sorgen um sie machen würde. Chase schien ein ziemlich anständiger Kerl zu sein. Alleine schon, weil er so bereitwillig ihr Geburtstagsgeschenk gespielt hatte.
    Jane musste lächeln, als sie an seine verrückte Theorie dachte, laut der sie eine junge Witwe war, die um ihren Mann trauerte. Doch als sie die nächste Bergkuppe erreicht hatte, gefror ihr das Lächeln auf den Lippen. Unten am Fuß des Berges lag das Ryders. Die verchromten Motorräder auf dem Parkplatz glitzerten in der Frühlingssonne. Es mussten Dutzende sein. Dazwischen blitzten Glasscherben im Kies auf.
    Das Ryders war die Bikerbar, in der Jessie gerne abhing – und offenbar sein bevorzugter Tatort. Jane kannte den Laden aus eigener Erfahrung bestens.
    Als sie an der Bar vorbeifuhr, kam ein schmierig aussehender Typ durch die Tür. Sein Arm lag um eine Frau, deren Lederweste

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