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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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polierter kleiner BMW auf dem Parkplatz.
    Einen Augenblick lang starrte Chase das Auto verwirrt an,dann brach er in lautes Gelächter aus. Die bloße Vorstellung, dass Jane in einer Bikerbar …
    „Lieber Gott“, japste er und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Sauwitzig, echt.
    Zehn Minuten später hielt er vor Dads Wohnwagen, der sich durch die Green-Bay-Packers-Flagge über der Tür von den langen Reihen identischer Trailer abhob. Sie hatten nie auch nur im Dunstkreis des Lake Michigan gelebt. Noch so ein Punkt, in dem Chase seinen Vater nicht verstand.
    „Hey, Dad“, sagte Chase, während er die Fliegengittertür aufschob.
    „Billy!“, rief sein Dad und winkte ihm von seinem Lieblingssessel aus zu.
    „Ich hab Brathühnchen mitgebracht. Hast du Hunger?“
    „Klar hab ich Hunger. Komm, wir machen ein Bierchen auf und essen zusammen.“
    Chase bemühte sich, nicht die Augen zu verdrehen. „Ich trinke nicht, Dad. Und ich habe auch kein Bier dabei. Nur Abendessen.“
    Einen winzigen Moment lang sah sein Vater ihm in die Augen, dann glitt sein Blick wieder zum Fernseher. „Oh, okay, kein Problem. Dann essen wir eben zusammen. Trotzdem würd ich mich freuen, wenn du mir ein paar Flaschen Bier holst, bevor du nach Aspen zurückfährst.“
    Chases Herz begann, etwas heftiger zu klopfen, aber er schüttelte den Kopf. „Lass uns einfach essen.“
    „Klar“, sagte sein Vater fröhlich, aber Chase konnte die Resignation in seinem Blick erkennen. Beim letzten Mal hatte er seinem Dad auch schon keinen Alkohol mitgebracht. Die Quelle war versiegt.
    Eine Hähnchenkeule später fing sein Vater an, sich unruhig umzusehen. „Hach“, sagte er und rieb sich den Bauch, als hätte er gerade ein Vier-Gänge-Menü in sich hineingeschaufelt. „Danke für das Essen.“
    Zumindest ist er kein aggressiver Trinker, dachte Chase, währender sein Hähnchen zerlegte. Sein Vater war nie aggressiv geworden. Vielleicht wäre dann einiges leichter gewesen. Vielleicht hätte Chase dann einfach den Kontakt abbrechen und sich ein neues Leben aufbauen können.
    Aber so, wie die Dinge liefen, war das unmöglich. Seine letzte Freundin hatte einen Job in Utah gefunden und ihn gebeten, mit ihr umzuziehen. Sie hatten sich an einem entscheidenden Punkt ihrer Beziehung befunden. Der Umzug nach Utah hätte ein gemeinsames Haus bedeutet, vielleicht Heirat und Kinder. Aber Chase hatte Nein gesagt. Weil er seinen Vater nicht alleinelassen konnte.
    Es war Chases Entscheidung gewesen. Aber trotzdem war er wütend gewesen, als seine Freundin ihre Sachen packte und ihm Lebewohl sagte. Damals war er ernsthaft der Meinung gewesen, dass er im Recht war und sie herzlos handelte. Leider war ihm diese Überzeugung nach einer Weile abhandengekommen, und inzwischen sah er klar und deutlich, dass er eine gute Beziehung kampflos aufgegeben hatte.
    Sein Vater schlug sich mit den Händen auf die Knie und holte Chases Aufmerksamkeit damit ins Hier und Jetzt zurück. „Alles klar, Billy.“
    Seufzend stand Chase auf, räumte die Essensreste in den Kühlschrank und verstaute die übrigen Einkäufe in den Küchenschränken. Sein Vater lief währenddessen unruhig in dem kleinen Wohnraum auf und ab und kaute nervös an seiner Unterlippe herum.
    „Mach’s gut, Dad“, sagte Chase, erntete damit aber nur ein geistesabwesendes Winken. Er hatte die Tür noch nicht hinter sich geschlossen, da hörte er auch schon das Piepsen der Telefontasten.
    „Hey, Debra“, sagte sein Vater fröhlich. „Lust auf eine Runde Scrabble? Ich die Snacks, du das Bier?“
    Debra war die alte Frau von zwei Reihen weiter links. Chase hatte sie schon ein paarmal im Vollrausch auf dem Sofa seines Vaters gefunden. Immerhin besser als in seinem Bett.
    Er gab sich alle Mühe, keine allzu große Erleichterung zu verspüren. Aber kaum saß er in seinem Truck, fühlte er sich hundert Kilo leichter. Er ließ den Wagen an und drehte die Anlage auf volle Lautstärke. Heute brauchte er die Großpackung Ablenkung, die nur ein kompliziertes Gitarrenriff bieten konnte.
    Als das Ryders am Straßenrand auftauchte, musste er lächeln. Der weiße BMW stand noch immer auf dem Parkplatz. Kurz bevor Chase in die Auffahrt zum Highway einbog, nahm er im Augenwinkel eine Bewegung im Rückspiegel wahr. Ein riesiger Schlägertyp zerrte eine Frau am Arm aus dem Laden.
    In dieser Gegend war das kein seltener Anblick.
    Chase fuhr um die Kurve, aber je weiter er sich von der Bar entfernte, desto schneller

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