Planlos ins Glueck
ratterten seine Gedanken. Das Spiegelbild war zu klein gewesen, um Details zu erkennen. Aber die Frau hatte nicht wie eine typische Bikertussi ausgesehen. Sie hatte … hatte sie etwa eine Brille getragen? Ja, ganz sicher. Und einen grauen Hosenanzug. Und dann war da ja auch noch der BMW.
„Auf keinen Fall“, versuchte Chase sich einzureden. Auf keinen Fall war Jane Morgan gerade aus dem Ryders geflogen. Sie war eher der Typ für eine gepflegte Hotelbar. An ganz wilden Abenden vielleicht sogar eine Karaokebar.
Trotzdem nahm er den Fuß vom Gas.
„Das war nicht Jane.“ Seine Stimme klang sicher. Aber dann musste er daran denken, wie sie an seinem Tattoo geleckt hatte.
Konnte es sein, dass Jane so was wie einen … na ja, einen Bad-Boy-Fetisch hatte? War er vielleicht nur die neuste Kerbe in ihrem Bettpfosten?
Das war doch lächerlich! Oder?
„Genau“, sagte er laut. „Total lächerlich.“ Dann legte er eine Hundertachtzig-Grad-Wendung hin, dass der Kies nur so spritzte.
Mit röhrendem Motor raste er zur Bar zurück. Wenn es tatsächlich Jane war … vielleicht war sie ins Ryders gegangen, um nach ihm zu suchen. Ganz abwegig war die Annahme ja nicht, ein solcher Laden könnte sein Fall sein. Wenn er trinken würde.Und Jane wusste, dass er das nicht tat. Dafür spielte er gerne Billard, und es war nicht so, dass er niemals einen Fuß ins Ryders gesetzt hätte.
Na toll. Jetzt benahm er sich wieder wie ein kleines Mädchen. Wirklich spitze.
Als er den Hügel zur Bar hinunterfuhr, waren seine Schultern schon völlig verkrampft. Kurz vor dem Parkplatz konnte er sehen, dass der weiße BMW verschwunden war.
Auch wenn er das Gefühl hatte, gerade auf einem ganz schmalen Grat zu wandern, hielt Chase am Straßenrand und wählte Janes Handynummer.
„Leg auf!“, befahl er sich, als das erste Läuten aus dem Hörer drang. Das hier war lächerlich. Es konnte nicht Jane gewesen sein, und selbst wenn, ging es ihn nichts an. „Leg auf, verdammt!“
„Hallo?“, sagte Jane. Trotz der schlechten Verbindung konnte er hören, wie gestresst sie klang.
„Jane, hier ist Chase. Ich will dir ja nicht hinterherspionieren, aber kann es sein, dass ich dich gerade vor dem Ryders gesehen habe?“
Sie schwieg mehrere endlose Herzschläge lang. „Ähm, das Ryders? Nein! Natürlich nicht. Nein.“
Er runzelte die Stirn. Die korrekte Antwort hätte gelautet: „Ryders? Was ist das?“
„Ah, okay. Ich bin gerade hier vorbeigefahren und war mir ziemlich sicher, dass ich dich gesehen habe. Ziemlich heftiger Laden. Steckst du in irgendwelchen Schwierigkeiten?“
„Nein, ich …“ Sie räusperte sich mit einem kleinen Hüsteln. „Nein, alles bestens. Wirklich, mir geht es gut. Keine große Sache jedenfalls.“
Wie jetzt? Chase nahm das Handy vom Ohr und beäugte es misstrauisch. Nun leugnete sie es nicht mal mehr! „Jane …“
„Tut mir leid“, unterbrach sie ihn. „Aber ich muss jetzt auflegen.“
Er setzte alles auf eine Karte: „Ich hatte gehofft, dass du heute Abend mit mir essen gehst.“
„Oh, ich kann nicht. Nicht heute. Ich hab was zu erledigen.“
„Dann morgen?“
„Ich weiß nicht genau, ob ich morgen Zeit habe. Im Augenblick ist alles … ein bisschen verrückt. Und das ist kein Versuch, dich abzuwimmeln, ganz ehrlich!“ Jetzt redete sie auch noch wirres Zeug. „Ich hab’s dir ja versprochen. Ende der Woche ist vielleicht wieder alles im Lot.“
Sich großzügig zu zeigen und sie widerspruchslos auflegen zu lassen war das Einzige, was er tun konnte. Jedenfalls heute Abend.
Am liebsten hätte Jane mit den Füßen aufgestampft und einen Flunsch gezogen. Aber sie war jetzt erwachsen und vernünftig, und deswegen blieb ihr nichts anderes übrig, als mit verschränkten Armen im Wohnzimmer ihres Stiefvaters auf und ab zu laufen. „Du hattest kein Recht, das zu tun!“
Mac verschränkte ebenfalls die Arme. „Ist das so?“
„Ich habe nichts Falsches getan, Dad!“
„Na klar. Weil es richtig ist, in einer Bikerbar neugierige Fragen über eine laufende Polizeiermittlung zu stellen. Ehrlich, Jane, was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“
„Ich …“
„Du hast ausgesehen wie ein gottverdammter Cop, in deinem piekfeinen Hosenanzug! Also: gute Idee, ja oder nein?“
Als sie trotzig das Kinn vorschob, kam sie sich vor, als wäre sie wieder sechzehn. „Ich hab ihnen doch gesagt, dass ich kein Cop bin.“
„Toll. Ich bin mir sicher, dass sie das wahnsinnig beruhigt hat. Deswegen hat Arlo
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