Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
Vom Netzwerk:
durch. Ihr Privatleben war im Augenblick das reinste Chaos. Sie durfte auf keinen Fall zulassen, dass auch noch ihr Berufsalltag davon infiziert wurde. Jennings Architecture war ihr Alibi, der Deckmantel, unter dem sie ihr kleines Geheimnis versteckt hielt. Solange dort alles rundlief, konnte ihr nichts passieren.
    „Jane?“
    Sie sprang von ihrem Bürostuhl auf und legte sich erschrocken die Hand aufs Herz. „Guten Morgen, Mr Jennings!“
    „Jane, was machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie hätten sich heute freigenommen!“
    „Ich wollte nur nachsehen, ob ich nicht doch irgendetwas Wichtiges vergessen habe, Sir.“
    „Machen Sie sich keine Gedanken! Einen Tag werde ich auch ohne Sie überleben. Sogar länger, wenn es sein muss. Bitte nehmen Sie sich all die Zeit, die Sie im Augenblick brauchen. Sie haben es sich mehr als verdient.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen und starrte ein paar Sekunden gedankenverloren auf den Boden. Dann sah er wieder hoch. „Sie haben Probleme, Jane, oder?“
    Sie wollte ihn wirklich nicht anlügen. Vor allem nicht, solange er sie so besorgt und aufmerksam musterte. „Mr Jennings …“
    „Ich mache mir Sorgen um Sie, Jane. Gestern haben Sie mir eine E-Mail mit zwei Tippfehlern geschickt.“
    Jane war aufrichtig schockiert. Sie schnappte nach Luft.
    „Ich weiß“, erwiderte Mr Jennings mit einem ernsten Nicken. „Ich habe Lori angerufen, weil ich dachte, dass sie vielleicht mehr weiß.“
    „Tut mir leid, Mr Jennings. Ich verspreche, dass ich mein Privatleben und die Arbeit in Zukunft besser trennen werde. Ich …“
    „Ach, kommen Sie schon, Jane. Diese E-Mail ist mir doch vollkommen egal! Ich mache mir Sorgen um Sie. Aber wenn es mich nichts angeht, können Sie mich gerne zum Teufel schicken.“
    Ihre Wangen fühlten sich feuerrot an.
    „Heute legen die Gestalter in meinem Haus los, und ich fahre gleich mit Lori zusammen rauf, damit sie sich alles ansehen kann. Schließen Sie ab, wenn Sie nachher gehen?“
    „Ja, natürlich. Haben Sie Ihre Schlüssel? Und Ihr Telefon?“
    Er nickte zwar, klopfte aber seine Taschen ab, während er sich zum Gehen wandte. In ihrer Kehle bildete sich ein dicker Kloß. Quinn Jennings war für sie wie ein Bruder. Zwar ein Bruder, den sie siezte, aber trotzdem einer, für den sie ihr Leben geben würde, wenn es sein müsste.
    Sie hatte nie einen großen Bruder gehabt, der auf sie aufpasste.Es hatte immer nur Jessie und sie gegeben, und lange Zeit hatte sie es geliebt, seine große Schwester zu sein.
    Am Anfang hatte es nur sie und ihre Mutter gegeben, jahrelang. Sie hatte nicht gedacht, dass ihr neuer Stiefvater eines Tages aus dem Gefängnis kommen und mit einer großen Reisetasche in der Hand vor der Tür stehen würde. Auch ihre Mutter hatte nicht damit gerechnet. Ansonsten hätte sie Mac nämlich niemals geheiratet. Schließlich widersprach so etwas dem Sinn und Zweck eines Ehemanns, der eine lebenslange Haftstrafe absaß.
    Aber Mac war wegen eines Formfehlers entlassen worden, und auf einmal hatte sich alles verändert. Am Anfang hatte Jane riesige Angst vor ihm gehabt und nur darauf gewartet, dass ihre Mom ihn rauswarf. Doch er war geblieben – und dann hatte sie plötzlich einen kleinen Bruder gehabt.
    Sie hatte Jessie wie ein Haustier behandelt, mit ihm geschmust und ihn gefüttert. Einmal hatte sie sogar versucht, ihm eine Hundeleine anzulegen und mit ihm Gassi zu gehen. Manchmal hatte er sein Mittagsschläfchen in ihrem Bett gehalten, während sie ihre Hausaufgaben machte. In Wahrheit hatte sie ihn nicht weniger verhätschelt als ihre Mom.
    Bis sie in die Pubertät gekommen war. Schlagartig hatte sie andere Sachen im Kopf gehabt als ihren kleinen Bruder. Von ihrem zwölften Geburtstag an war sie ein Albtraum von einer großen Schwester gewesen. Gleichgültig, distanziert und egoistisch. Sie hatte einen gewaltigen Teil zu seinen Problemen beigetragen. Und das konnte sie nur wiedergutmachen, indem sie ihm jetzt half.
    Jane warf einen Blick auf ihr Telefon. Eine gute Schwester hätte ihren Staatsanwaltschafts-Exfreund ohne Rücksicht auf Verluste angerufen. Eine gute Schwester hätte nicht gezögert. Doch Jane zögerte.
    Dann schnappte sie sich kurz entschlossen das Handy und wählte Gregs Nummer.
    Es läutete ein paarmal, dann nahm er ab und sagte nach kurzem Schweigen: „Jane?“
    „Greg. Hi.“ Ihre Kehle war so trocken, dass ihr das Wort fast im Hals stecken blieb.
    „Wie schön, dass du anrufst!“ „Wirklich?“
    „Ja,

Weitere Kostenlose Bücher