Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
geschwärzten Äste und die Asche. Etliche Nadeln schimmerten bläulich durch die verloschene Glut. Eine lag nahe den Steinen, die die Feuerstätte einfassten, als sei sie nicht richtig in den Flammen gelandet. An ihr steckte etwas, eine Art Knoten mit Fäden, trotz des verfehlten Zieles reichlich angekohlt. Zaudernd streckte sie die Hand aus, berührte das Gebilde und fuhr zurück. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie das Ding an, und schlagartig war ihr, als packten sie Fieber und Schüttelfrost.
Dupont schlug die Bürotür hinter sich zu und nahm eine der Karaffen aus dem gläsernen Schrank. Er goss sich einen großen Whiskey ein und stürzte ihn hinunter. Verdammt! Was hatte Rocco ihm Wichtiges mitteilen wollen? Er war ihm förmlich in den Weg gesprungen, gerade als er in die Stadt hatte reiten wollen. Er hatte ihn auf später vertröstet, und nun war es zu spät. Hing sein Tod mit dem Grund für das Gespräch zusammen? Wollte jemand verhindern, dass der Sklavenaufseher ihm etwas berichtete? Oder war dies nur Zufall gewesen? Für einen Moment hatte er tatsächlich gedacht, Madeleine könnte sich gewaltsam gegen einen Übergriff zur Wehr gesetzt haben. Unwahrscheinlich war jedoch, dass sie dann mit Léon und Fabienne an eben jener Stelle vorbeispazierte, wo Rocco gelegen hatte.
Nein, jemand anders musste ein Motiv gehabt haben, ihn aus dem Weg zu räumen oder zum Schweigen zu bringen. Ein renitenter Sklave? Der Aufseher war nicht immer eben sanft mit den Arbeitskräften umgesprungen. Flüchtig regte sich ein unangenehmes Gefühl in seinem Magen. Um Roccos rüde Methoden hätte er sich längst kümmern müssen. Er hatte es stets verdrängt. Oder gab es andere Gründe, an die zunächst niemand dachte? Hatte er Schulden gemacht, die er nicht begleichen konnte und nun mit dem Leben bezahlt hatte? Pierre zum Beispiel verzockte häufig seinen Lohn. Dass Rocco gespielt haben sollte, wäre ihm neu gewesen. Er war eher derjenige gewesen, der gern etwas beiseite legte. Ein Raubmord? Aber er trug doch sicher seine Ersparnisse nicht mit sich herum.
Dupont ballte die Faust. So kam er nicht weiter. Und was sollte er nun mit Madeleine machen? Eigentlich gab es keinen Anlass, ihren Aufenthalt noch einmal zu verlängern. Außer, dass sie ihm entsetzlich fehlen würde. Dies war Grund genug, sie fortzuschicken, ehe Chantal ihre Drohung umsetzte. Oder war sie gar schon dabei? Madeleine hatte schlecht ausgesehen, wenn er ehrlich war, sogar richtig krank. Beißende Furcht bohrte sich in seinen Magen. Er war zu weit gegangen, viel zu weit. Er hätte sie niemals anrühren dürfen. Und wenn sie wirklich krank war? Dann war es der reinste Frevel, sie jetzt vor die Tür zu setzen, oder etwa nicht? Vielleicht sollte er einmal nach ihr sehen. Nur, um zu wissen, wie es ihr ging. Oder nein, lieber nicht. Er hatte ohnehin ständig mit seinem Verlangen zu kämpfen und würde womöglich über die Kranke herfallen. Mit jedem Mal, das er sie sah, wurde es schlimmer.
Stöhnend ließ er sich in seinen Sessel fallen. Wie hatte sich sein Leben derart verfahren können? Durfte er tatsächlich niemals wieder eine Frau lieben? Wie hatte er sich auf Chantal einlassen können? Gelächelt hatte er über die Warnungen von Inés, sie sei eine Voodoo-Priesterin und ein schlechter Mensch. Eine Frau, die die Männer mit ihrem Körper betörte, sich zu eigen machte und dann als Werkzeug benutzte. Wehe dem, der sich zu widersetzen wagte.
Die gute Inés. Ein schwaches Lächeln glitt über Duponts angespannte Züge. Als sie noch Kinder gewesen waren, hatten sie manchmal miteinander gespielt. Inés hatte allein mit ihrer Mutter in einer Hütte am Rande von Pointe-à-Pitre gelebt. Offiziell hatte die Mutter ihr Auskommen mit Näharbeiten, doch unter der Hand wurde erzählt, wer zahlen konnte, bekäme von ihr auch Zuwendung. Duponts Eltern hatten ihrem Sohn verboten, mit der Tochter einer Hure zu spielen, doch er hatte nicht gehört. Inés war für ihn die große Schwester gewesen, die er nie gehabt hatte. Als ihre Mutter einem schweren Fieber erlegen war, hatte er sie als Hausmädchen nach Beaupay geholt. Dies war kurz vor seiner Hochzeit mit Kassandra gewesen, seine Eltern lebten damals schon nicht mehr. Bis heute sagte Inés ihm ungeniert, wenn sie eine seiner Entscheidungen für verkehrt hielt. Die Entscheidung, Chantal zu beschäftigen, hatte sie für absolut verkehrt gehalten.
Dupont versuchte, die Erinnerungen abzuschütteln. Sie quälten ihn nur. Er
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