Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Madeleines Schultern verstärkte sich.
Léon blieb stehen.
„Da liegt was“, sagte er und zeigte zu den Sträuchern.
„Ein Schuh“, erklärte Fabienne und bückte sich. „Darf ich ihn mitnehmen?“ Sie schob sich näher an das Gebüsch und streckte den Arm aus.
„Iih! Pfui! Das ist eklig.“ Léon zog eine Grimasse.
„Lass, Fabienne. Léon hat recht, und außerdem haben die Zweige Dornen“, wandte Madeleine ein. Sie wollte hier weg. Die Stelle war ihr unheimlich. Was, wenn sich gerade einer der Piraten an der Felsenhöhle zu schaffen machte? Am Ende gar Dupont selbst?
Fabienne hörte nicht. Sie zog an dem Schuh, rutschte nach hinten und plumpste auf den Po. „Er steckt fest“, maulte sie.
Madeleine und Léon starrten auf die Stelle.
„Der kann doch nicht feststecken“, brummte der Junge.
Madeleine überlief ein Frösteln. Sie zwang sich, die Äste auseinanderzuschieben. Ein spitzer Schrei entfuhr ihr. Auf einer dicken Schicht aus Laub und Zweigen lag bäuchlings ein Mann. Sein Kopf war zur Seite gewandt, die Haut war wachsbleich, seine Augen blickten starr und der Mund stand halb offen. Es war Rocco.
„Ist er tot?“, hauchte Fabienne.
Madeleine konnte sich weder rühren noch antworten. Wie war das möglich? Hatte er sich gestern, nach ihrem Kampf, hierher geschleppt? Aber nein, er hatte doch noch eine Verabredung mit Dupont gehabt. Also musste er hinterher gestorben sein.
„Soll ich Papa holen?“, fragte Léon sachlich.
„Nein. Wir gehen zusammen“, presste Madeleine hervor und nahm Fabienne an der Hand.
„Meine Schaufel“, jammerte die Kleine und zog in die andere Richtung.
„Wir holen sie später, versprochen.“ Madeleines Knie zitterten. War Rocco auf dem Weg zu der Felsenhöhle gewesen? Hatte er etwas mit den Piraten zu tun? Vielleicht verdächtigte sie Dupont zu Unrecht? Oder Rocco hatte seinerseits das Versteck entdeckt und herumgeschnüffelt. War ihm das zum Verhängnis geworden? War dies gar der Grund gewesen, weshalb er seinen Arbeitgeber hatte sprechen wollen? Ein Zweig knackte. Léon griff nach Madeleines Hand und drückte sie.
„Da ist wer“, wisperte er.
Eisige Furcht packte Madeleine. „Schnell. Weg hier“, flüsterte sie, nahm Fabienne auf den Arm und Léon wieder an die Hand. Sie rannten los und hielten erst inne, als Beaupay in Sicht war.
Madeleine keuchte. Kalter Schweiß lief ihr über Stirn und Nacken. Sie hatte Seitenstechen, und ihr drohte, schwindelig zu werden. Fabienne war mit jedem Schritt schwerer geworden. Nur die entsetzliche Angst, verfolgt zu werden, vielleicht von Roccos Mörder, hatte sie vorwärtsgetrieben.
Sie setzte die Kleine ab.
„Ihr geht am besten zu Inés. In die Küche, hört ihr? Sie soll euch einen heißen Kakao machen. Ich muss mit eurem Papa reden.“
Wenige Minuten darauf pochte sie mit allem Nachdruck an seine Bürotür. Papier raschelte, ein Stuhl schabte über den Boden.
„Ja?“ Dupont klang ärgerlich.
„Du? Du bist zu früh.“ Finster starrte er sie an.
Madeleine zitterte an allen Gliedern. „Rocco“, stieß sie hervor und krampfte die Hände um die Rockfalten.
„Hat er dich wieder belästigt?“ Ein zynisches Lächeln spielte um Duponts Mundwinkel. „Reg dich nicht auf. Damit wirst du doch leicht fertig, nicht wahr?“
„Er ist tot.“ Sie hörte ihren Herzschlag wie ein dumpfes Hämmern.
Duponts Lächeln fiel in sich zusammen. „Was?“
„Die Kinder und ich, wir wollten zum Strand …“ In raschen Worten erzählte sie, wie und wo sie den Sklavenaufseher gefunden hatten.
Dupont hörte zu ohne sie zu unterbrechen. Seine Miene war starr. „Wir müssen zu der Stelle, sofort! Vielleicht ist er gar nicht tot. Los! Du kommst mit, ehe wir Zeit verlieren.“
Wenige Minuten darauf saß sie hinter Dupont auf dessen Pferd.
„Wir nehmen Pierre mit und noch zwei Männer!“, ließ er sie wissen.
Madeleine verzichtete auf jegliche Fragen. Wer war Pierre? Wer hatte Rocco getötet und warum? Würde Dupont sie noch immer fortschicken? Sie klammerte sich an ihm fest, spürte seine Wärme und atmete den männlich-herben Duft, den er ausströmte. Sie schloss die Augen. Konnte es nicht immer so sein? Er und sie, ganz dicht beieinander?
„Der ist tot wie ein Stein.“ Pierre erwies sich als kleiner dicker Aufseher mit knolliger Nase. Er schob seinen breitkrempigen Strohhut in den Nacken und stupste mit dem Fuß gegen Roccos Bein. Gemeinsam hatten sie den Toten umgedreht. Sein Hemd war durchtränkt von
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