Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Mensch. Im Fall des Falles wird sie es verstehen und sich einige Tage gedulden.“ Gaston, der immer rascher auf und ab geschritten war, hielt im Lauf inne.
„Wir machen es so, Madeleine. Wir schicken heute noch eine Depesche nach Galocha wegen der Lieferung, und ebenso eine Nachricht an Bellier, damit er wegen des Zimts informiert ist. Das heißt, Sie müssen sich unbedingt auf den Weg zur Post machen. Ach ja, und wenn Sie schon unterwegs sind, sehen Sie doch bitte noch bei Olivier vorbei. Er soll mich die Tage aufsuchen. Vielleicht will er sich für einige Goldmünzen mit seinen Söhnen um das kaputte Dach kümmern.“
Madeleine nickte. Das flaue Gefühl in ihrem Bauch hielt sich, hatte nun aber nichts mehr mit Gastons Stimmung zu tun. Eine Depesche nach Galocha, eine Nachricht an Bellier, bei Olivier vorbeisehen und natürlich vorab zum Diktat. Gaston hatte die leidige Angewohnheit seine schriftlichen Mitteilungen mehrfach abzuändern, bis er zufrieden mit dem Inhalt war. Dies kostete Zeit, und nun war es gleich Mittag. Möglicherweise geriet sie in Bedrängnis für ihr Treffen mit Rodrique.
„Was ist los, Madeleine? Sie sehen so nachdenklich aus?“, unterbrach Monsieur Poivre ihre Gedanken. „Ich weiß, es ist viel Arbeit für diesen Nachmittag, aber unter den gegebenen Umständen nicht zu ändern.“
„Natürlich nicht.“
Vielleicht konnte sie sich vor dem Gang zum Postamt für ihre Verabredung zurechtmachen? Und dann gleich in der Stadt bleiben? Andererseits war ihr nicht wohl dabei, vornehm und ausgehfein bei Olivier zu erscheinen. Olivier war ein entfernter Verwandter von Louis, der in der ärmsten Gegend von Le Diamant wohnte und sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlug. Seit einer Prügelei vor vielen Jahren, bei der reichlich Rum eine Rolle gespielt haben sollte, war er auf einem Auge blind und sein linkes Knie war steif. Danach hatte er in seinem Beruf als Tagelöhner kaum mehr Arbeit gefunden, und bald darauf hatte ihn seine Frau mit den beiden Söhnen sitzen lassen. Sowie sich die Möglichkeit fand, bot Gaston ihm Beschäftigung an, die er mehr als gut bezahlte, wobei er auch an die halbwüchsigen Söhne des Mannes dachte.
Madeleine ließ den Gedanken, in ihrem cremefarbenen Kleid bei Olivier vorzusprechen, wieder fallen. Sie hätte sich schäbig gefühlt, als würde ihr Auftreten Wohlstand und Luxus widerspiegeln. Nein, sie konnte nur hoffen, dass die Zeit genügte, zurück nach Hause zu laufen, um sich für Rodrique hübsch zu machen.
Kapitel 2
Madeleine eilte die Straße entlang, hielt mit einer Hand die Röcke gerafft und mit der anderen ihr Schirmchen über den Kopf. Im Laufe des Tages waren die Temperaturen gestiegen, und es war richtig heiß geworden. Die Hitze wollte auch jetzt, am frühen Abend, nicht nachlassen. Es war kurz vor der mit Rodrique verabredeten Zeit, und sie ahnte, sie würde zu spät kommen. Dennoch zwang sie sich, nicht allzu rasch zu laufen. Schließlich wollte sie nicht staubig und verschwitzt, vielleicht gar noch mit geröteten Wangen, vor ihm erscheinen.
Es war aber auch wie verhext gewesen. Zuerst war Gaston nicht wie besprochen gleich nach der Mittagspause für das Diktat erschienen. Wie meist, wenn er sich aufregte, hatte ihm plötzlich sein Magen zu schaffen gemacht. So hatte es entsprechend gedauert, bis sie mit der Depesche und der Nachricht für Bellier außer Haus konnte. Auf der Poststelle hatte sie etliche Zeit warten müssen, bis sie an der Reihe war. Ihr schien es, als hätten sämtliche Geschäftsleute von Le Diamant gerade heute etwas Wichtiges auf den Weg zu bringen. Zu guter Letzt war sie vergeblich bei Olivier gewesen, denn sie hatte weder ihn noch seine Söhne angetroffen. Dessen ungeachtet hatte sie eine Weile gewartet und dann beschlossen, es anderntags erneut zu versuchen. So eilig mochte es nicht sein. Schließlich hatte Gaston gesagt, dass Olivier ihn im Laufe der nächsten Tage aufsuchen sollte und nicht sofort.
Madeleine hörte die Kirchenglocken sieben Mal schlagen und beschleunigte nun doch wieder den Schritt. In wenigen Minuten würde sie da sein.
Das Hotel Grenada lag direkt an der Hauptstraße von Le Diamant, nur durch einen breiten Grünstreifen getrennt von den vorüberziehenden Pferdekutschen, Reitern und Fußgängern. Zwei flache, weitläufige Stufen, die von stattlichen weißen Säulen umrahmt wurden, führten zu dem breiten Eingang. Sie blieb stehen, atmete tief durch und strich sich eine Locke aus der
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