Plasma City
»Immerhin bieten Sie ihm etwas Entspannung und Freude, und das ist zu begrüßen«, sagt sie nickend. »Wenn Sie so wollen, leisten Sie einen Dienst, für den ich weder die Zeit noch die Energie habe. Aber es ist tatsächlich nicht mehr als ein Zwischenspiel, Miss Aiah, und es wäre gefährlich, wenn Sie anders darüber denken würden.«
Aiah beißt die Zähne zusammen. Sie spürt, wie sich die Nackenhaare sträuben und die Finger sich unwillkürlich krümmen, als wollte sie die Krallen ausfahren. »Wollen Sie mir drohen, Miss Sorya?«
Sorya sieht sie verächtlich an. »Warum sollte ich? Glauben Sie denn, Sie sind die einzige Gläubige in diesem Schrein? Denn es ist die Anbetung, die er will, da dürfen Sie sich nichts vormachen, und ich kenne ihn zu gut, um ihm alles zu glauben, was er mir erzählt.« Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Ich möchte nur noch einmal anmerken, dass er und ich, dass wir gemeinsam zu den Mächtigen der Welt gehören, zu denjenigen, die mit Größe gesegnet sind, mit Willenskraft und der Möglichkeit, unsere Vorstellungen umzusetzen. Allein diese Tatsache macht uns für unsere Freunde wie unsere Feinde gefährlich.«
»Diese Macht«, Aiah deutet zur Einrichtung, zur Fabrik, zu den riesigen Akkumulatoren, zu den Schaltpulten und Leitungen, »diese Macht hier war mein Geschenk.«
Sorya deutet mit dem spitzen Kinn in die gleiche Richtung. »Mag sein, aber Sie haben die Kraftquelle verschenkt, oder nicht? Ach, nein, Sie haben sie verkauft. Wären Sie eine der Großen gewesen, dann hätten Sie die Macht behalten und ein eigenes, einflussreiches Geschlecht begründet.«
»Vielleicht es ist einfach nicht die Art Macht, die ich haben will.«
»Gibt Ihnen das Größe? Ich glaube nicht.« Sie schüttelt den Kopf. Hinter ihr fallen immer noch Funken in einem anmutigen Bogen herunter. »Ich bitte Sie, sich einmal Constantines Geschichte anzusehen. Wie viele aus den alten Tagen sind noch bei ihm? Martinus und Geymard sind die Einzigen, die zu nennen wären, aber Geymard ist beinahe gegen seinen Willen hier und auch nur, weil ich ihn tagelang bearbeitet habe.«
Sorya sieht sich über die Schulter zu Constantine um, der sich gerade mit Martinus und Geymard berät, dann spricht sie nachdenklich weiter. »Constantine ist für seine Freunde oft gefährlich. Es ist auf eine eigenartige Weise ein Beweis seiner Größe, dass er die Gefahren überlebt, in denen seine Freunde umkommen. Denken Sie nur, seine ganze Familie ist tot. Auch diejenigen, die sich im Krieg auf seine Seite geschlagen haben. Ebenso die alten Ratgeber, seine Gefährten und alle, die ihn liebten und eine Weile bei ihm blieben … alle sind sie gestorben, bis auf mich.« Sie richtet den Blick wieder auf Aiah. »Denn ich bin ihm ebenbürtig, was Willenskraft und Größe, Begabung und Macht angeht. Ich bete nicht seine Gedanken oder seine Philosophie an.« Sie verzieht verächtlich den Mund. »Auch seine Güte nicht. Ich schätze ihn wegen seiner wahren Größe, wegen seiner Willenskraft und Macht und seiner Fähigkeit, über andere zu herrschen.« Sie beugt sich näher heran, dass Aiah noch die scharfen Gewürze riechen kann, mit denen Soryas Essen abgeschmeckt war, und senkt vertraulich die Stimme. »Und weil ich ihm die Wahrheit sage«, fährt Sorya leise fort. Die Stimme ist leise, die Augen sind hart und erbarmungslos. »Er will angebetet werden, er will die unkritische Bewunderung von Jüngern, wie Sie eine sind. Aber nachdem er sich an dieser Verehrung gelabt hat, braucht er die Wahrheit, und die gebe ich ihm.«
»Glauben Sie denn wirklich, Sie wären der einzige Mensch, der ihm die Wahrheit sagt?«
»Es gibt Wahrheiten über Constantine, die nur ich kenne«, erwidert Sorya. »Ich weiß um die Macht und den Reichtum und die Magie. Dies sind die Wahrheiten, auf denen Constantines Größe beruht.« Sie greift in die Tasche und holt ihr Zigarettenetui heraus. »Glauben Sie mir«, sagt sie, »ich wünsche Ihnen wirklich nur das Allerbeste. Deshalb rede ich jetzt mit Ihnen. Ich will Ihnen Enttäuschungen ersparen. Sie sollen nicht an enttäuschten Hoffnungen zerbrechen.« Aus Soryas Platinfeuerzeug züngelt eine kleine Flamme und zündet die Zigarette an, die zwischen den Fingern klemmt.
»Bei allem Respekt«, meint Sorya abschließend, »Sie sind im falschen Film. In der Liga, in der Constantine und ich spielen, gibt es nicht einmal eine Bewertung für Sie.«
»Danke für den Rat«, sagt Aiah. Sie schafft es, die Worte ohne den
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