Plasma City
übergebe ich ihm die Fuhre, wenn nicht, kann ich selbst zuschlagen.«
Aldemar sieht ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Können Sie das?«
»Ich habe die Ausbildung gemacht – yeah, das kann ich.«
»Entschuldigung«, ruft Trucker dazwischen. »Big Man reißt mir gleich die Ohren ab. Was soll ich ihm jetzt sagen?«
Aldemar wendet sich an Aiah. »Magier Zwei bekommt Sendeantenne Eins. Die Hälfte unserer Sendeleistung.« Sie verzieht resigniert das Gesicht. »Den Rest schicke ich selbst zu Big Man. Gebt mir Antenne Zwei.« Schweißtropfen sammeln sich auf Aiahs Stirn, während sie Knöpfe dreht und Schalter umlegt. Aldemar gibt weitere Befehle. »Magier Drei – Sie si chern rundum die Fabrik. Inzwischen könnte ein halbes Bataillon Schnüffler da draußen unterwegs sein.«
Ein reizender Gedanke.
Kupferkontakte rasten ein. »Magier Zwei«, ruft Aiah. »Auf mein Kommando die Energie auf Antenne Eins schalten. Zwei! Eins! Jetzt! Aide – Magier Eins – Energie auf mein Kommando auf Antenne Zwei! Zwei. Eins. Jetzt!«
Aiah starrt Magier Zwei an. Die Videoübertragung soll genau das ermöglichen, was der Junge jetzt versucht – ein geistiger Sprung von einem Ort zu einem anderen, sodass die Anima einen Plasmafaden hinter sich herziehen kann. Der Magier stellt sich den Ort vor, zu dem er springen will, und versucht, seine transphysische Erscheinung zu verlagern und gleichzeitig die Plasmaleitung mitzunehmen.
Magier zwei starrt die Bilder an, die vom Kanal der Märtyrer übertragen werden. Die blauen Augen wirken hinter der dicken Brille unnatürlich geweitet. Er zuckt zusammen, ballt die Hände zu Fäusten.
Dann beginnt über seinem Kopf das Videobild zu zittern, als wäre die Kamera angestoßen worden. »Ja!«, ruft der Junge.
Aiah leckt sich den Schweiß von der Oberlippe und sieht nervös zwischen dem Jungen und dem Videoschirm hin und her. Abgesehen von der kurzen Erschütterung der Kamera ist eine Weile nichts Ungewöhnliches zu sehen. Aber dann schießen Fontänen aus dem Wasserlauf und treffen von unten das Zentrum der Brücke mit einer Wucht, als wäre eine Hauptleitung geborsten. Der mittlere Brückenbogen bebt und hebt sich schließlich, als würde er von der Hand eines unsichtbaren Riesen hochgedrückt. Der Brückenbogen wackelt heftiger und kippt schließlich zur Seite weg. Die Träger knicken ein wie dünne Zweige, Menschen und Panzerfahrzeuge stürzen ins Wasser. Wieder ruckt die Kamera, als wäre sie über die Bilder erschrocken, die sie übertragen muss.
Im ersten Teil der Brücke sind jetzt Explosionen zu sehen. Mondrays Fahrzeuge zerschmelzen in der Explosionshitze ihres eigenen Treibstoffs und der geladenen Munition. Dann zucken hoch am Himmel einige Blitze. Aiah vermutet, dass sich dort unsichtbare Magier bekämpfen. Nach und nach entsteht über der Zufahrt zur Brücke eine Gestalt, zuerst sehr dünn, dann kräftiger und größer. Die Umrisse wabern vor Flammen …
Ein Flammenmann.
Aiah bekommt Angst. Sie starrt den Videoschirm an, hilflos vor Entsetzen und Furcht. Der Flammenmann, größer als alle umgebenden Gebäude, marschiert in die Stadt hinein. Blitze zucken rings um ihn durch die Luft, aber sie können ihm nichts anhaben. Ganze Gebäude gehen schlagartig in Flammen auf, sobald er sich nähert. Funkelnde Schauer ergießen sich auf die Straßen, Fenster platzen in der Hitze. Unrat wird von der nach oben steigenden heißen Luft in einer Spirale mitgerissen.
Das ist meine Schuld, denkt Aiah. Der Vorwurf schnürt ihr die Kehle zu, bis sie kaum noch atmen kann.
Aiah reißt sich vom Videoschirm los und sieht Magier Zwei an. Er ist auf seinem Stuhl in sich zusammengesackt, der Kopf liegt schief auf einer Schulter, ein Arm hängt fast bis zum Boden herunter. Sie rennt zu ihm und erschrickt fast zu Tode, als sie ins zerstörte, verschrumpelte Gesicht blickt, das einem alten Mann gehören könnte und zu einem Körper gehört, der in sich zusammenfällt und in den Kleidern schrumpft. Die schwarzen Augen hinter den beschlagenen Brillengläsern scheinen in den Höhlen zu brennen und zu verdampfen, hinter den erschlafften Lippen zischt es und Dampf tritt aus, während Zunge und Gaumen zerkochen.
Meine Schuld.
In blinder Wut reißt sie die Drähte ab, die den Handsender des Jungen mit dem Pult verbinden. »Hilfe!«, schreit sie. »Gibt es hier einen Arzt?« Dann werden ihre Knie weich, und sie sackt vor dem Wall aus Sandsäcken zusammen. Neben ihren Füßen rieselt etwas Sand heraus. Auf
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