Plasma City
heruntergefahren.«
Ein letztes Mal legt Aiah die Schalter um.
»Handschuhe kommen in den Safe zum Verbrennen«, sagt ein Wachmann.
Aiah zieht die Handschuhe aus und wirft sie in den Safe, dann geht sie zum Auto. Aldemar steht vor ihrem Pult.
»Ich decke euren Abzug, dann werde ich das Gebäude schnell und gründlich reinigen. Verschwindet so schnell ihr könnt.«
»Hier entlang, Miss«, sagt ein Wachmann. Er öffnet ihr die Schiebetür eines Kleinbusses. Seine Stimme klingt etwas ungeduldig. Aiah steigt ein und setzt sich neben Red und Trucker. Im letzten Augenblick, bevor die Tür zugeknallt wird, sieht sie auf den Bildschirmen nur noch orangefarbenes Feuer.
Der Wagen fährt an, noch bevor die Tore der Fabrik vollständig geöffnet sind. Aiah muss sich festhalten, als der Wagen scharf abbiegt und sich in den fließenden Verkehr einfädelt. Der Fahrer hupt mehrmals, um Fußgänger zu verscheuchen.
Dann sieht er im Rückspiegel Aiah an. »Wo kann ich Sie absetzen, Miss? Wir haben keine diesbezüglichen Befehle.«
»Bringen sie mich zur Trackline-Station Rocketman«, sagt sie.
»Ich weiß nicht, wo das ist, ich brauche eine Wegbeschreibung.«
Aiah geht im Kleinbus nach vorn und lässt sich auf dem Beifahrersitz nieder. Im Rückspiegel erkennt sie zwei weitere Fahrzeuge, die ihnen folgen. Erschrockene Fußgänger bringen sich vor den Fahrzeugen mit Sprüngen in Sicherheit.
»Wie kommen Sie selbst hier heraus?«, fragt sie.
»Über den InterMetropolitan Highway«, erklärt der Fahrer. »Wenn der Verkehr es erlaubt, sind wir in weniger als neunzig Minuten aus Jaspeer heraus.«
Aiah sieht im Rückspiegel etwas aufblitzen, eine gewaltige orangefarbene und schwarze Blüte.
»Die Fabrik«, sagt sie entsetzt. »Sie brennt!«
Der Fahrer sieht sie unbewegt an. »Wenn ein Magier aufräumt, dann macht er es gründlich.«
■ ■ ■
09.00 Uhr.
Mit der New Central Line zur Mudki-Station. Mudki ist riesig, und Aiah lässt sich Zeit, ausgiebig herumzuwandern, damit es den Plasmahunden schwer fällt, ihre Spur zu verfolgen und ihr eigentliches Ziel auszumachen. An einer Bude kauft sie frisches Brot und Brötchen, dann fährt sie mit der Red Line nach Hause.
■ ■ ■
10.44 Uhr.
Aiah betritt die Loeno Towers. Sie hat gehofft, niemand würde sie bemerken, aber der Türsteher – nicht derjenige, mit dem sie im Chromo war – begrüßt sie lächelnd und hält ihr die Tür auf. Sie schenkt ihm ein Brötchen und erklärt ihm, sie habe Vorräte fürs Frühstück besorgt. In ihrer Wohnung stellt sie die Polarisation des Fensters um, damit das volle Tageslicht eindringen kann. Während sie das Frühstück zubereitet, verfolgt sie die Nachrichten. Sie erfährt, dass in Caraqui eine neue Militärregierung eingerichtet worden sei. Den heftigen Kämpfen seien zahlreiche Menschen zum Opfer gefallen. Ein brennendes Flugzeug sei in ein Wohnviertel von Makdar gestürzt, die Explosion und das Feuer hätten 160 Todesopfer gefordert. Ein beschädigtes Luftschiff sei in Liri-Domei auf mehreren Gebäuden gelandet, dabei sei aber niemand verletzt worden. In der 1190 th Street sei ein altes Fabrikgebäude explodiert, keine Todesopfer.
Sie schmeckt kaum, was sie in sich hineinstopft, aber Aiah isst eine Scheibe Brot nach der anderen. So hungrig war sie in ihrem ganzen Leben noch nicht.
Sie fragt sich, ob Aldemar aus der Fabrik fliehen konnte. Sie kann es sich nicht vorstellen.
■ ■ ■
13.02 Uhr.
Die stündlich aktualisierten Nachrichtensendungen stellen Caraquis neue Regierung vor. Der kleine Drumbeth trägt eine neue Uniform, Parq hat die priesterlichen roten und goldenen Insignien bei sich und trägt die Maske der Ehrfurcht, die belegt, dass er in seiner Eigenschaft als Anführer der Dalaviten auftritt. Anscheinend hat er sich im richtigen Augenblick auf die Seite der Sieger geschlagen. Die dritte Gestalt im Triumvirat ist eine verlorene, einsame Zivilistin, von der Aiah noch nie gehört hat. Sie sei Journalistin und wird als ›führende Dissidentin‹ bezeichnet.
Aber alle Kameras sind auf Constantine gerichtet, der in seinem langen Schlangenledermantel hinter den dreien steht, flankiert von Sorya, die mit selbstzufriedenem Lächeln in die Runde schaut.
Und auf der anderen Seite neben Constantine steht Aldemar, das Gesicht frisch geschminkt und freundlich und gelassen unter den hübschen Locken hervor in die Kameras schauend. Aiah starrt die Frau an und fragt sich, wie sie aus der Fabrik fliehen
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