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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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ein lächerlicher Singsang durch den Kopf: O 8 raus! O 8 raus! O 8 raus! Vielleicht versteht das Plasma mehr vom Aufbau der Atome als sie, denn erstaunt und entzückt zugleich sieht sie, wie die Lache aus Rost schrumpft und dunkel wird und sich in ganz normales Eisen verwandelt – zerkrümeltes Eisen, brüchig und mürbe, aber normales Eisen.
    Sie bewegt die Hand auf der Säule hin und her, das Plasma fließt durch ihren Körper in den Rost und verwandelt ihn … und dann versiegt die Energie, und Aiah stößt einen kleinen, enttäuschten Schrei aus. Die Batterie ist leer …
    Aiah steht auf dem Bahnsteig, den Mund staunend halb geöffnet. Die Energie prickelt noch in ihren Nerven, das Herz wummert wie ein Dampfhammer. Sie legt sich eine Hand auf die Brust, die Brustwarze ist steif vor Erregung. In der Vagina die gleiche Erregung. Sie lacht und staunt.
    Die kleinen Spuren von Energie, die sie in der Schule benutzen durfte, waren nichts im Vergleich zum Kontakt mit dieser wundervollen Realität.
    Beinahe tänzelnd kehrt sie zu ihrer Goldader zurück, füllt die Batterie nach und geht wieder auf den Bahnsteig. Sie ruft sich das Trigramm vor das innere Auge, verbindet sich mit der Batterie und richtet erneut die Kraft auf die Eisensäule. Aiah zerstäubt den Rost und bleibt noch einen Augenblick lang stehen. Sie will den Kontakt nicht unterbrechen. Nachdem sie die Krokodilklemme behutsam auf den Betonboden gelegt hat, hält sie eine Weile inne und genießt einfach nur die Kraft, die in ihren Adern summt.
    Schließlich zieht Aiah den elastischen Ärmel ihres Overalls zurück und sieht auf die Uhr. Sie hat nicht mehr viel Zeit.
    Sie überprüft noch einmal die Umgebung. Das Türloch der Toilette ist deutlich zu erkennen. Was, wenn Lastene oder Grandshuk beschließen, einen Blick hineinzuwerfen? Oder wenn einer von ihnen ein abgeschiedenes Plätzchen zum Pinkeln sucht?
    Sie füllt noch einmal die Batterie auf und versucht, die gebündelte Energie auf die Tür zu strahlen und die Illusion einer intakten Betonmauer hervorzurufen. Der erste Versuch ergibt ein verschwommenes, zittriges Bild, aber als sie die Batterie noch einmal nachgeladen hat, bringt sie die Illusion einer massiven Wand zu Stande und vergisst nicht einmal die kleinen Wülste aus Putz, die nach dem Entfernen der Kacheln zurückgeblieben sind. Sie streckt noch einmal den Arm hindurch, um sich zu vergewissern, dass sie nicht aus Versehen tatsächlich eine massive Wand gebaut hat.
    Die Batterie lässt sie direkt hinter der Tür stehen, damit der Kupferdraht in Kontakt mit der Illusion bleibt und sie mit Energie speist.
    Wie lange wird es halten? Sie hat keine Ahnung, aber wahrscheinlich nicht sehr lange. Doch mehr als eine oder zwei Stunden braucht sie nicht.
    Erst jetzt erkennt Aiah, dass sie ganz vergessen hat, das Trigramm als Hilfe für ihre Konzentration zu benutzen. Sie war so von ihrem Erfolg benommen, dass sie die richtige Prozedur vergessen hat.
    Das darf ich nicht noch einmal machen, ermahnt sie sich. Es könnte gefährlich werden.
    Es ist Zeit zu gehen, aber eigentlich will sie hier nicht weg. Die Berührung mit dem Plasma war so wundervoll, so erfüllend. Das Letzte, was sie jetzt will, ist, in feuchten Löchern herumkriechen.
    Sie vergewissert sich, dass ihre Sachen hinter der Wand-Illusion verborgen sind und kehrt zur Oberfläche zurück. Immer noch summt das Plasma in ihrem Körper. Sie fühlt sich, als könnte sie hundert Radien weit laufen, ohne auch nur einmal außer Atem zu kommen.
    Auch als Aiah den flachen kleinen Wasserlauf zwischen der Treppe und dem Bahnsteig erreicht, zögert sie nicht. Wenn hier Biester mit Schuppen herumschwimmen, sagt sie, dann sollen sie sich nur in Acht nehmen.
    Grandshuk und Lastene warten schon draußen vor der versperrten Tür. Lastene sieht sie überrascht an, als sie die Treppe heraufkommt. Sie schaut an sich hinab, sieht die nassen Stiefel und die frischen Lehmspuren auf dem Overall. Sie öffnet und hält den beiden die Tür auf.
    »Ich habe mir wegen des Einsturzes und des Wassers Sorgen gemacht«, erklärt sie. »Ich habe mich unten umgesehen, ob wir etwas übersehen haben.«
    »Das verstößt aber gegen die Vorschriften«, wendet Lastene ein. Er scheint misstrauisch, aber vielleicht geht es ihm auch nur darum, dass Aiah ihn um ein paar Überstunden gebracht hat.
    »Und wie sieht es da unten aus?«, fragt Grandshuk. Er hat heute auf die Rasur verzichtet. Er muss sich mit seinem breiten, kräftigen Körper

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