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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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schräg durch die Tür schieben.
    »Nichts«, sagt Aiah. »Ich habe nichts gefunden«, wiederholt sie den erfolgreichsten ihrer Gedanken. Sie hätte beinahe gelacht.
     
    ■ ■ ■
     
    Aiah fragt sich, ob das Plasma, das sie sich zugeführt hat, wie ein Aufputschmittel wirkt und ob sie in einiger Zeit erschöpft sein und die Gier nach immer mehr spüren wird. Aber so ist es nicht. Zwar verbrennt sie die Energie im Laufe des Tages, doch als sie zum Gebäude der Behörde zurückkehrt, um an der Sitzung teilzunehmen, fühlt sie sich viel frischer als wenn nach Einnahme einer Droge die Wirkung abklingt.
    Sie hat sich sehr bemüht, den Tag möglichst langweilig zu gestalten. Die Illusion vor der Toilettentür hat gehalten, bis sie mit Grandshuk und Lastene den oberen Bahnsteig überquert hatte. Danach haben sie die erste Hälfte der Schicht in den Tunneln verbracht. Nach der Mittelpause waren die alten Luftschächte an der Reihe und dann sind sie zur Oberfläche zurückgekehrt, um sich noch einmal mithilfe der Messgeräte umzusehen.
    Sie öffnet ihren Spind im Raum der Katastrophenschutzabteilung und betrachtet mit leichtem Staunen das graue Kostüm, die Rüschen und die hochhackigen Schuhe, die sie vor drei Tagen mit dem gelben Overall vertauscht hat. Die Sachen kommen ihr vor wie die Verkleidung einer Fremden.
    Aiah geht in die Umkleidekabine, zieht das Kostüm an und versucht, ihr derangiertes Haar zu bändigen. Als sie sich im Spiegel sieht, wünscht sie sich, sie hätte noch ein wenig Plasma dabei, um sich ein schöneres Aussehen zu geben.
    Aber sie braucht sich keine Sorgen zu machen, niemand achtet auf ihr Aussehen. Mengene und die anderen haben nach fast drei Tagen Arbeit unter Tage kaum noch die Kraft, Aiah zu begrüßen, als sie den Raum betritt. Sie sucht sich möglichst weit entfernt vom erkälteten Niden einen Platz und wartet, dass die Sitzung beginnt.
    Was Mengene zur Eröffnung sagt, ist wirr und unzusammenhängend. Aiah erkennt bald, dass es im Grunde nur noch um die Frage geht, ob die Behörde öffentlich erklärt, die Krise gemeistert zu haben, um sich wieder den Alltagsgeschäften zuzuwenden. Auf der Old Parade wurden ein paar Plasmalecks entdeckt, aus denen im Laufe der Zeit ein Reservoir entstanden sein könnte, das als Erklärung für das Schauspiel auf der Bursary Street ausreicht.
    »Gibt es Hinweise darauf, dass diese Quellen angezapft waren?«, fragt Aiah. »Gibt es Spuren von Plasmatauchern?«
    Die anderen sehen sie müde an. Sie sind unter der Old Parade herumgekrochen und kennen die Antwort bereits. »Nein«, antwortet Mengene. »Aber das schließt nicht aus, dass diese Quellen den Brand verursacht haben. Manchmal reagiert eine hinreichend große Menge Plasma auch mit dem Bewusstsein der Bevölkerung in einem Viertel … es muss nicht immer so sein, dass eine ganz bestimmte Person die Erscheinung steuert.«
    Das entspricht der offiziellen Politik, aber Aiah ist sich nicht sicher, ob sie diese Erklärung tatsächlich überzeugend findet. Sie hat eher den Verdacht, dass die Ereignisse, die man dem kollektiven Bewusstsein zuschreibt, in Wirklichkeit durch ein einziges Bewusstsein zu erklären sind, das einfach nur keine Spuren hinterlassen hat.
    Die Sitzung schleppt sich dahin. Wenn die Behörde öffentlich erklärt, man habe die Quelle gefunden und die Gefahr beseitigt, und direkt danach geht auf der Bursary Street die nächste Flammenfrau um, werden neben den Einwohnern des Bankenviertels auch einige Karrieren ein jähes Ende finden.
    Schließlich einigt man sich auf einen Kompromiss. Man wird eine Erklärung herausgeben, »um die Ängste der Öffentlichkeit zu beschwichtigen«, wie Mengene sich ausdrückt. Und natürlich auch, um den politischen Druck von der Behörde zu nehmen. Gleichzeitig wird man in kleinerem Maßstab die Suche nach der Plasmaquelle fortsetzen. Sonderschichten wird es nicht mehr geben, die Mitarbeiter können sich mit der Büroarbeit abwechseln. Mengene wendet sich an Aiah.
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Ich habe eine vielversprechende Quelle außerhalb der Karten gefunden«, erklärt sie, »aber sie war leer.«
    »Gut. Dann können Sie uns auf der Old Parade verstärken.«
    Aiah hätte beinahe einen Freudensprung gemacht. Jetzt braucht sie sich keine Sorgen mehr zu machen, dass Grandshuk oder Lastene durch Zufall auf ihre Goldgrube stoßen.
    Dort wartet eine unerschöpfliche Energiequelle und nur Aiah weiß, wo sie ist.
    Und da sie zu den Listigen gehört, wird ihr

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