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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Richtung, als sie sich von ihm entfernt.
    Aiah ist in einer sehr ähnlichen Gegend aufgewachsen. Sie weiß genau, dass es in einer solchen Situation nichts Schlimmeres gibt als wegzulaufen. Sie setzt die nervösen Füße fest auf den Boden und starrt den Dicken an. Sie versucht, die Kraft des Plasmas zu ihm ausstrahlen zu lassen. Und dann versucht sie, trotz des heftig pochenden Herzens, das bis in die Kehle zu hüpfen scheint, ruhig und gelassen zu sprechen.
    »Ich arbeite für den Staat, okay?«, sagt sie. »Du solltest der Regierung nicht in die Quere kommen, denn dann wird die Regierung eine Menge Wege finden, dir in die Quere zu kommen. Und wenn nicht die Regierung, dann die Gewerkschaft. Kapiert?«
    Der Dicke zögert, sieht sie nur an und versucht, sich etwas einfallen zu lassen. Dann kratzt er sich am unrasierten Kinn und weicht einen Schritt zurück.
    »Nation!«, kreischt der sitzende Mann. Er springt auf und wirft eine Bierflasche nach ihr, die nur ein paar Schritte von Aiah entfernt an der gelben Wand zerbirst. Als ihr der Schaum ins Gesicht spritzt, rennt sie los.
    Sie rennt weg und flucht über sich selbst, denn auch nach dem Wurf mit der Flasche wäre es noch möglich gewesen, einfach wegzugehen und davonzukommen. Jetzt, da sie in Panik geraten ist, nehmen die Männer natürlich die Verfolgung auf und rennen ihr hinterher wie eine Meute Hunde, die Blut gewittert hat. Schwere Stiefel poltern hinter ihr. Ihre einzige Hoffnung ist es jetzt, die Fahrkartenkontrolle zu erreichen, wo sie hoffentlich Schutz findet …
    Sie biegt um die Ecke und prallt gegen ein Metallgitter, das vor der Fahrkartenausgabe den Tunnel absperrt. Die Station ist in der verkehrsarmen Zeit während der späteren Schichten geschlossen. Vom Aufprall benommen, löst Aiah sich vom Gitter und zieht den Reißverschluss ihres Beutels auf. Ihre einzige Hoffnung ist jetzt das Plasma in den Batterien.
    Der dürre Bursche hat sie erreicht, bevor sie den Reißverschluss geöffnet hat. Aiah schwingt den Beutel und erwischt ihn voll auf der Brust. Er schreit und kippt um. Dann ist der Dicke über ihr und schlägt sie mit einer riesigen Faust mitten ins Gesicht. Sterne explodieren in Aiahs Schädel. Sie taumelt zurück und knallt mit dem Hinterkopf gegen das Gitter. Der Schutzhelm fällt klappernd zu Boden. Aiah geht inmitten von fliegenden Armen und Beinen zu Boden, drückt den Beutel an ihre Brust und versucht sich vor den Fäusten und Stiefeltritten zu schützen. Ein scharfer Schmerz fährt durch den ganzen Körper, als eine metallene Stiefelspitze ihre Niere trifft. Aiah findet den Reißverschluss und zieht ihn auf, schiebt die Hand in den Beutel. Jemand legt die Hand in ihren Schritt. Der Dicke will nach ihrem Gesicht treten, aber er verfehlt und setzt sich, vom Schwung des Tritts umgeworfen, auf den Hintern. Eine Bierflasche fällt mit einem Knall auf den Boden. Aiah spürt eine Plastikkappe unter den Fingern und zieht sie vom Anschluss der Batterie, legt den Daumen auf den Kontakt.
    Der dürre Bursche schreit, als eine Plasmakugel sein Gesicht schmelzen lässt. Die Pomade geht in Flammen auf. Der Dicke ist schon halb wieder auf den Beinen, als Aiah mit der freien Hand auf ihn zielt, als würde sie eine Faust schütteln. Der Mann fliegt zurück, als hätte er eine Abbruchbirne vor die Brust bekommen. Aiah hört den Schädel knacken, als er gegen die Wand prallt.
    Der dritte Mann, der mit der Flasche geworfen hat, starrt seinen brennenden Kumpan entsetzt an und will, vom Alkohol benommen, schwerfällig die Flucht ergreifen. Aiah zielt auf ihn und versetzt ihm einen Stoß zwischen die Schulterblätter. Er fällt flach auf den Bauch und rutscht ein Stück weiter, ehe er reglos liegen bleibt.
    Aiah richtet sich mühsam auf, von Tränen und Schmerzen halb geblendet, und sucht ihren Schutzhelm. Der dürre Bursche presst die Hände auf die verflüssigten Augäpfel und taumelt den Gang hinunter, prallt mit der Schulter gegen die Wand. Aus irgendeinem Grund brennt seine Pomade hellblau. Vor Schmerzen und unter dem Gewicht des Beutels taumelnd, läuft Aiah an ihm vorbei, vorbei an dem Mann, der im Gang auf dem Bauch liegt, und flieht aus dem Tunnel ins helle Licht des Schilds.
    Die alten Ziegelbauten scheinen um sie zu kreisen. Sie holt tief und erleichtert Luft und taumelt die Straße hinunter, während sie sich hektisch nach einem Taxi umsieht. Unten im Tunnel sind immer noch Schreie zu hören. Aiah zieht sich den Schutzhelm tief in die Stirn.
    An

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