Plasma City
Weg.
Aiah greift zur nächsten Batterie.
Ein paar Minuten später wird sie vom Zweiklang ihrer Kommunikationsanlage unterbrochen. Sie beschließt, den Anruf zu ignorieren, aber als sie den Aufnahmekopf knirschen hört, fällt ihr ein, dass es Gil sein könnte. Sie lässt die Batterie stehen und humpelt zur Anlage. Sie nimmt ab und drückt sich eine Hörmuschel ans Ohr. Es ist ihre Mutter. »Pass auf, ich hab mir etwas überlegt«, sagt Gurrah. Mehr braucht Aiah nicht zu hören. Sie hängt den Hörer wieder auf den Haken und kehrt ins Bad zurück.
Der Aufnahmekopf knirscht unermüdlich, während Aiah sich zu reparieren versucht. Anscheinend denkt Gurrah dieses Mal daran, den Sendeknopf gedrückt zu halten. Aiahs Wange wird warm, als das Plasma durch den Körper strömt. Sie richtet sich auf, nimmt die Hand von der Batterie und streicht mit den Fingerspitzen über die Haut.
Annehmbar, denkt sie. Eine Abschürfung kann sie nicht völlig heilen und neben dem Auge ist noch eine kleine Prellung zu sehen, aber das lässt sich mit Schminke vertuschen. Die unförmige Schwellung ist jedenfalls völlig verschwunden.
Also weiter. Sie behandelt ihren Fuß und die übrigen Prellungen, mit der Zeit wird sie geschickter. Zum Abschluss lässt sie die Energie noch eine Weile ungesteuert in den Körper eindringen, um die Nachwirkungen der Schmerzen und der Müdigkeit zu vertreiben.
So ist es besser. Die Ladeanzeige der Batterie glüht purpurn, also ist sie noch halb voll. Aiah zieht den Overall an und setzt den Schutzhelm auf. Sie kommt etwas zu spät zur Arbeit, Lastene und Grandshuk warten schon. Aiah führt die beiden in das Gebiet, das sie heute absuchen müssen. Tief unter der Erde findet sie ein isoliertes, nicht eingezeichnetes Rohr mit einem kleinen Plasma-Potenzial. Sie notiert es auf den Karten und markiert die Stelle mit einem roten Anhänger.
Damit wäre die Stadt ein wenig reicher.
Nach dem Mittagessen, das sie an der Ecke bei einem fliegenden Händler gekauft hat, kehrt Aiah in die Avenue of the Exchange zurück. In einem Eisenwarenladen kauft sie zwei Krokodilklemmen und ihr tägliches Lotterielos für einen Dalder und geht müde unter der Göttin der Sendetechnik vorbei. Sie fragt sich, ob in ihrem Büro schon jemand auf sie wartet. Im Umkleideraum der Katastrophenschutzeinheit wechselt sie die Kleidung und zieht das Kostüm mit den Rüschen an, das sie schon am Vortag getragen hat.
Sie weiß nicht einmal, ob sie sich überhaupt Sorgen machen sollte. Als sie darüber nachdenkt, findet sie es lächerlich.
Niemand ist in ihrem Büro, nicht einmal Tella und ihr Baby. Allerdings riecht es leicht nach Urin. Sie setzt sich an den verkratzten Metalltisch und startet den Computer. Die Anzeigen glühen gelb. Pünktlich um 13.00 Uhr setzt sie den Kopfhörer auf und meldet sich in der Vermittlung an.
Es ist nicht viel zu tun, und sie nutzt die freie Zeit, um ein paar Anrufe zu erledigen. Ihre Autorität als Angehörige des Katastrophenschutzes wird nicht infrage gestellt, als sie sich mit der Rohrpost ein paar Folien schicken lässt, auf denen die Kontonummern aller Bewohner der Mage Towers notiert sind. Als sie Constantines Kontonummer gefunden hat, ruft sie eine andere Abteilung an und lässt sich einen weiteren Satz Folien mit seinen Daten kommen. Der Packen ist so dick, dass er nicht per Rohrpost, sondern von einem Boten geliefert wird.
In den Pausen, wenn sie nicht den Computer überwachen oder Sendungen abwickeln muss, sieht sie Constantines Plasmaverbrauch durch.
Sie stellt fest, dass er nicht sehr häufig Sondersendungen bestellt. Anscheinend reichen die normalen Zuteilungen an die Mage Towers für seine Bedürfnisse aus. Aber das ist in einem Quartier wie den Mage Towers kein Wunder, weil dort ohnehin schon gewaltige Plasmazuteilungen im Mietpreis enthalten sind. Seine wöchentliche Plasmarechnung ist höher als Aiahs Jahreseinkommen, und er zahlt immer pünktlich.
Anscheinend hat er eine Menge Geld. Obwohl er ein zerstörtes Cheloki zurückließ, als er sich schließlich zurückzog, einen Schutthaufen, der sich erst jetzt allmählich zu erholen beginnt, muss Constantine auf irgendeine Weise einen guten Schnitt gemacht haben.
Umso besser, denkt sie.
In Constantines Philosophie ist das Plasma die Grundlage für den Wohlstand einer Nation und die Garantie für die Freiheit des Volkes. Sie fragt sich, wie viel ihm eine Goldgrube wie der Terminal wert wäre.
Ihr Telefon klingelt. Es ist die Amtsleitung, der
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