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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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massige Brust, für die ein Opernbariton einen Massenmord begehen würde. Seine Hände und Handgelenke scheinen gemacht, um Eisenstangen zu biegen. Die Haut schimmert bläulichschwarz, das Gesieht ist etwas fleischig, aber nicht unattraktiv, und das lockige Haar ist geölt und zu einem Zopf geflochten und liegt über der linken Schulter. Auf die Spitze des Zopfs ist eine ziselierte Silberspitze gesetzt. Aiah erkennt das Symbol, das den Träger als Absolventen der Schule von Radritha ausweist.
    Der Herr der Neuen Stadt steht da, als wäre er der Herr des Universums. Sie weiß, dass es Leute gibt, die ihn als neue Verkörperung Senkos verehren.
    Jetzt kann sie diese Leute verstehen.
    Constantine trägt lockere schwarze Hosen, die in Wildlederstiefel gesteckt sind, dazu ein schlichtes weißes Hemd, eine enge Lederweste, die mit geheimnisvollen Symbolen besetzt ist – einige erkennt Aiah als geomantische Zeichen, die anderen sind ihr unbekannt. Der braucht keine Rüschen, denkt Aiah. Was allein das Leder und Wildleder gekostet haben mögen …
    »Sie wollen mir helfen, Geld zu sparen?«, beginnt er. Die Stimme ist tief und verrät nicht, was er denkt.
    »Ja, Sir.« Aiah gibt sich Mühe, langsam zu sprechen und nicht zu verraten, dass das Adrenalin in ihren Adern tobt und sie drängt, einfach mit allem herauszuplatzen.
    »Wie ungewöhnlich für eine Bürokratin«, sagt Constantine.
    Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und geht tiefer in den Raum hinein. Aiah folgt ihm. Er geht anmutig, gleichzeitig federnd und entspannt. Sie denkt auf einmal an die gepanzerten Krieger, die sich erst an die Masse ihrer Kampfanzüge gewöhnen müssen. Fast scheint es, als würde er mehr Gewicht tragen, als man äußerlich sieht …
    Es ist ein lang gestreckter Raum, so groß wie drei Appartements in den Loeno Towers, wo Aiah lebt. Eine ganze Wand des Raumes ist durchsichtig und erlaubt den Blick auf ein riesiges Gewächshaus, das wahrscheinlich den größten Teil des Dachs einnimmt. Unter Glaskuppeln stehen ausgewachsene, schwer mit Früchten beladene Bäume, darüber erheben sich die mächtigen, gekrümmten Antennen des Turms. Große Videoschirme, die zurzeit alle nicht in Betrieb sind, bedecken in mehreren Reihen übereinander die Wand.
    Constantine geht zum anderen Ende des Raums, tritt hinter einen Schreibtisch und setzt sich auf einen großen Stuhl, der aus verchromten Stäben und schwarz gefärbtem Kalbsleder besteht. Die Hydraulik zischt leise, Leder knarrt. Constantine legt die großen Hände flach auf den Schreibtisch.
    »Dann erklären Sie es mir bitte.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkt sie eine Bewegung und erschrickt. Eine große gefleckte Katze wandert durch die Farnbüschel des Gewächshauses und tappt zielstrebig zur Glaswand. Schildlicht funkelt auf den Edelsteinen im Halsband.
    »Das ist Prowler«, sagt die Frau. »Er hat mich gesehen. Darf er hereinkommen?«
    »Ja.« Constantine lässt Aiah nicht aus den Augen. Sie reißt sich von der Glaswand los und versucht sich an ihren Auftritt zu erinnern, den sie so sorgfältig geplant hat. An den Plan, den sie ihm vorschlagen wollte. Sie sieht nach links und rechts, bemerkt die Stühle.
    »Darf ich mich setzen?«
    »Wird es doch so lange dauern?« Aber er ist nicht wirklich überrascht. »Bitte.«
    Als sie sich einen Stuhl zurechtrückt, hört sie hinter sich ein leises Zischen, als eine luftdicht schließende Tür geöffnet wird. Warme Luft weht herein, es riecht nach Früchten und Pflanzen und vermoderndem Grünzeug. Aiah lässt sich nichts anmerken, sondern erwidert Constantines Blick.
    Sie öffnet die Aktentasche und zieht die Folien mit den Einzelheiten über Constantines Plasmaverbrauch heraus. Etwas prasselt aufs Glasdach des Gartens: der angekündigte Regen.
    »Ihre Verbrauchsstruktur«, beginnt sie, »zeigt, dass Sie einen großen Teil des Plasmas in der zweiten oder dritten Schicht verbrauchen, also bekommen Sie bereits einen großen Teil zu ermäßigten Gebühren.«
    »Ich bin eben nicht zu normalen Zeiten unterwegs«, erklärt Constantine.
    »Ich dachte, Sie hätten vielleicht versucht, sparsam mit dem Plasma umzugehen.«
    Constantines Blick wandert durchs Zimmer. Es ist kein unfreundlicher Blick, aber es liegt keine Wärme in ihm. Nicht einmal Neugierde. Nur der etwas unwirsche Anspruch: Gib mir etwas Nützliches oder verschwinde.
    Aiah leckt sich nervös über die trockenen Lippen. »Ich kann Ihnen einen Plan vorlegen, mit dem sie mindestens 1500mm pro Stunde zu

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