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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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zu erzählen, die Erinnerungen hochkommen zu lassen und die Wut … und es ist vergebens, weil er ihr Angebot sowieso nicht annehmen wird. Er ist einfach nur gelangweilt und scharf auf die Abwechslung, die Aiah ihm bietet, weil sie zu verzweifelt ist, um einfach aufzustehen und zu gehen.
    »Sie … meine Schwester Henley … sie hat für die Operation gearbeitet. Sie war eine einfache Kellnerin in einem Club. Sie sollte sich etwas aufreizend anziehen, aber sie sollte nicht … sie sollte nicht mehr tun als Flirten. Dafür wird man gut bezahlt, und sie wollte sich damit das College verdienen und ihren Abschluss in Grafik und Gestaltung machen. Sobald sie genug gespart hatte, wollte sie aufhören, aber als sie ihren Gehaltsscheck abholen wollte …« Wieder drücken die Fingernägel durch den Stoff. »Der Geschäftsführer hat ihr die Hände brechen lassen. Nicht nur die Hände, auch die Handgelenke und Ellbogen. Mit gebrochenen Händen kann man nicht zeichnen, verstehen Sie? Und dann bekam sie Arthritis und …« Aiah faucht jetzt beinahe, ihre Stimme bebt vor Zorn. »Henley war nicht vertraglich an ihn gebunden, sie war ihm nichts schuldig und sie war nur eine einfache Kellnerin. Der Geschäftsführer hat es einfach nur deshalb getan, weil er es tun konnte, weil er einen miesen Tag hatte und wütend auf sie war. Und deshalb …«
    Sie zuckt die Achseln. Der Hass liegt ihr bitter auf der Zunge, aber sie kann nicht einmal sagen, wen sie mehr hasst – sich selbst, weil sie so aufgebracht ist oder Constantine, weil er sie dazu getrieben hat. »Deshalb werde ich nicht an die Operation verkaufen. Und wie es aussieht, werde ich an Sie wohl auch nicht verkaufen.« Sie macht eine Geste, die den ganzen Raum, den Dachgarten und die Mage Towers umschließt. »Sie sind im Ruhestand und beschäftigen sich mit Ihrem Garten. Vielleicht haben Sie mich nur empfangen, weil Sie Langeweile hatten. Die New City-Bewegung ist tot. Verzeihen Sie mir, dass ich glaubte, Sie wären …«
    Er hebt die Hand. Ein Blitz meißelt seine Gesichtszüge nach, Donner lässt den Turm erbeben. »Sie wissen nicht, was Sie da von mir verlangen.«
    »Anscheinend nicht.« Den Sarkasmus braucht sie nicht zu spielen.
    »Es ist kein kleines Geschäft, das Sie hier vorschlagen«, sagt er. »Sie haben es nicht mit kleinen Leuten zu tun.« Seine Stimme klingt scharf und wütend, und Aiah ist auf eine boshafte Weise befriedigt, weil sie immerhin dies erreicht hat. »Und Sie«, fährt er fort, »Sie haben sich in unsere Hände begeben. Wir könnten Ihnen diese Plasmaquelle einfach wegnehmen und Sie könnten verschwinden.«
    Als sie die Drohung hört, prickeln die Haare auf Aiahs Armen. »Sie könnten das Plasma ohne meine Hilfe nicht finden«, erwidert sie. »Und benutzen könnten Sie es auch nicht.«
    »Sind Sie da wirklich so sicher?« Weiße Zähne leuchten im schwarzen Gesicht.
    »Ich habe gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergriffen«, fährt Aiah fort. »Ich habe Dokumente hinterlassen, die man finden wird.« In gewisser Weise entsprach das sogar der Wahrheit.
    Er verzieht höhnisch das Gesicht. »An einer Stelle, wo ich sie nicht finden könnte?«
    »Metropolit …«, sagt Sorya. Sie will ihn warnen, sich nicht hinreißen zu lassen.
    »Welche kleinen Träume Sie auch gehegt haben mögen, vergessen Sie’s«, sagt Constantine. Auf einmal blitzen seine Augen sehr lebendig, auch wenn er äußerlich scheinbar entspannt auf dem Lederstuhl sitzen geblieben ist. Er starrt sie an. »Können Sie bei einem Wettlauf von Riesen mithalten?«, fragt er. »Oder auch nur bei Riesen, wie diese arme, eingesperrte Welt sie hervorzubringen vermag?«
    Immer noch brennt der Hass in ihr. »Bisher habe ich noch keinen Riesen gesehen«, gibt sie wütend zurück.
    »Constantine.« Sorya ist sichtlich beunruhigt.
    Constantine steht auf und Aiah fährt unwillkürlich zusammen. Sie hat vergessen, wie groß und stark er ist. Erst jetzt sieht sie, dass er einen kupfernen Hand sender in der Hand hat und offenbar schon die ganze Zeit mit einer Plasmaquelle in Verbindung steht. Constantine ist bewaffnet und wütend, das Plasma-Licht brennt in seinen Augen. Mit einer raschen, wilden Geste stößt er eine große Hand in Aiahs Richtung …
    Und das ist für eine ganze Weile das Letzte, was sie bewusst wahrnimmt.
     
    ■ ■ ■
     
    Als Aiah wieder zu sich kommt, steht sie auf einer nassen Straße an einer Ecke mitten im Feierabendverkehr. Sie sieht ängstlich nach oben. Gewitterwolken, die sich

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